Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und schreibt in ein großes Buch.
Andreas Heller ist bereits seit drei Amtszeiten Landrat im Saale-Holzland-Kreis. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski-Lenk

Saale-Holzland-Kreis Vom Bolzplatz ins Landratsamt: Andreas Heller verabschiedet sich nach drei Amtszeiten

11. Mai 2024, 17:56 Uhr

Bei den anstehenden Kommunalwahlen am 26. Mai steht im Saale-Holzland-Kreis eine politische Wende bevor. Der amtierende Landrat Andreas Heller (CDU) tritt aus Altersgründen nicht wieder für den Posten an. Vor allem seine Termine endlich wieder selbst machen zu können, darauf freut sich der 66-Jährige.

Der Schelm schaut Andreas Heller auch mit 66 Jahren noch aus dem Nacken - oder eigentlich aus den Augen. Gut kann man sich vorstellen, wie er als kleiner Junge über den Bolzplatz flitzte, Fußballspielen in seinem Heimatdorf Serba - seine Welt. Jeden Fußballplatz im Kreis habe er gekannt - und eine schöne Kindheit erlebt. Dass er mal Lehrer, Schulleiter und dann Landrat werden würde, hat sicher viele erstaunt - vor allem seine Mitschüler. Denn zunächst sei Fußballspielen wichtiger als gute Noten gewesen.

Drei Amtszeiten als Landrat

Vielleicht sind seine leuchtenden Augen aber auch die Vorfreude auf das, was da noch kommt - nach seinem Abtritt nach der Wahl Ende Mai. Einen Wecker bräuchte er dann ja nicht mehr. Aber den habe er sowieso nie nötig gehabt, sagt er. Von allein sei er immer aufgewacht - eben ein guter Schlafrhythmus. Aber manchmal seien die Nächte eben auch unruhig gewesen, vor allem vor Kreistagssitzungen, sagte Heller. 

"Die sind in gewissem Sinne unberechenbar, da weiß ich meist zuvor nicht, in welcher Situatuion ich jeweils bin." Obwohl er im Vorfeld immer versucht habe, bevorstehende Entscheidungen mit einer Mehrheit gut abzusprechen, um sie dann treffen zu können. Dennoch sei alles rund um die Kreistage immer ein besonderer Spannungsbogen.

Drei Amtszeiten leitete Heller die Geschicke im Saale-Holzland-Kreis, auch wenn er als gelernter Lehrer seine Zukunft zunächst nicht in der Politik sah. Mit der Wende nahm das Schicksal aber seinen Lauf. Gemeinderat und später stellvertretender Bürgermeister in Serba. Die Kreisgebietsreform 1993 brachte ihm den CDU-Kreisvorsitz ein - eine anstrengende Zeit, wie er sagt.

2000 folgte der Einzug in den Kreisrat, wenig später legte ihm sein politischer Ziehvater Jürgen Mascher, damals Landrat im Saale-Holzland-Kreis, dessen Nachfolge ans Herz. 2006 wurde Heller im dritten Wahlgang zum Landrat gewählt.

Stolz auf Förderschulen

Wenn er zurückblickt, dann machen ihn vor allem die Eisenberger Waldkliniken als kommunales Krankenhaus und der geschaffene Schulnetzplan stolz. "Wir haben im ländlichen Raum Grundschulen, 20 an der Zahl, Regelschulen und auch mit Gymnasien sind wir gut ausgestattet. Worauf ich besonders stolz bin, sind die Förderschulen, das können Sie mir glauben."

Entscheidend ist nicht das Schulsystem, sondern die Lehrer - gute Lehrer. Sie sind es, die uns geprägt haben.

Andreas Heller Landrat im Saale-Holzland-Kreis

Von der Idee einer Gemeinschaftsschule, wie sie Landratskandidat Markus Gleichmann (Linke/SPD) forciert, hält Heller eher weniger. "Experimente mit Kindern - das sollte man nicht tun." Am Ende hänge es an den Lehrern, an guten Lehrern. Damit müsse man die Schulen ausstatten.

Abgetrennter Schafskopf auf Grundstück

Aber auch seltsame Momente habe es gegeben, sagt Heller. "Es ist das Schlimmste, wenn sie dann privat an deine Familie herantreten." Und dann berichtet Heller davon, dass im Wahlkampf 2012 mal ein abgetrennter Schafskopf auf seinem Grundstück lag. Oder auch, dass Kritiker direkt an seiner Haustür standen. Hier wünscht sich Heller, dass politisch Aktive besser geschützt werden.

Erneuerung von Straßen und Brücken ist Hauptaufgabe

Als Hauptaufgabe sieht Heller künftig weiterhin die Erneuerung von Straßen und Brücken im Landkreis. Diese Millionen-Unterfangen könne aber ein Landkreis allein nicht stemmen. "Hier sind der künftige Landrat und auch der Kreistag gefragt." Auch das Aus für die Erstaufnahme in Hermsdorf muss Heller zufolge dringend vorangetrieben werden.

Denn wir kennen uns hier aus. Und wir wissen, was geht und was nicht geht. Da helfen wir auch gern.

Andreas Heller Landrat im Saale-Holzland-Kreis

"So viele junge Männer, so komprimiert und ohne Beschäftigung, das ist gefährlich." Alternativen seien vorhanden, aber hier habe das Land Thüringen vieles versäumt. Heller wünscht sich in solchen Dingen mehr Mitsprache der Kommunen. "Denn wir kennen uns hier aus. Und wir wissen, was geht und was nicht geht. Da helfen wir auch gern."

Den aktuellen Streit um das geplante neue Verwaltungsgebäude der Landkreisverwaltung hält Heller für "nicht gut für die Politik insgesamt". Er verweist darauf, dass der Kreistag und seine Ausschüsse bereits im Jahr 2020 in einem Grundsatzbeschluss entschieden hatten, dass die zahlreichen Standorte der Kreisverwaltung in einem Neubau in Eisenberg konzentriert werden sollen. "Wir haben alles durchgerechnet, was wir derzeit an Miete und Nebenkosten bezahlen, das rechnet sich." Und es sei wichtig, dass die Mitarbeiter näher beieinander sind, sagt Heller.

Wähler haben Kreistagswahlen in der Hand

Mit Blick auf die Wahlen am 26. Mai sagt Heller: "Jetzt liegt es am Wähler". An die Menschen in seinem Landkreis appelliert er, vernünftig zu wählen. Dem neuen Landrat wünscht Heller vordergründig ein glückliches Händchen bei Entscheidungen und ein gutes Team im Rücken.

Frage die Alten, die sagen dir, wie es früher war.

Andreas Heller Landrat im Saale-Holzland-Kreis

Denn ohne die Mitarbeiter würde es kaum funktionieren. Gleichzeitig gibt er dem Neuen noch eine Weisheit mit auf den Weg: "Frage die Alten. Ob das eine Katastrophe, Hochwasser oder auch politisch ist - frage die Alten. Und die sagen dir, wie es mal früher war. Ob du darauf hörst oder nicht - aber das ist meines Erachtens nach unwahrscheinlich wichtig."

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und schreibt in ein großes Buch.
Andreas Heller freut sich darauf, seine Termine wieder selbst machen zu können. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski-Lenk

Menschen sollen sich im Saale-Holzland-Kreis wohlfühlen

Die Alten wird er wohl nicht befragen, wenn es um seine Freizeitgestaltung nach dem Landrats-Job geht. Denn da weiß Heller genau, wie es weitergehen soll. In erster Linie nämlich, wieder mehr selbstbestimmt in den Tag starten.

Und dann wünsche ich mir vor allem, dass wir Frieden haben.

Andreas Heller Landrat im Saale-Holzland-Kreis

"Ich will endlich mal wieder früh aufstehen und sagen, jetzt mach ich mal das mit der Frau - eben das, was ich will." Keine vorgegebenen Termine mehr, einfach machen. Als Deutschland-Fan lockt es ihn, mit seiner Ehefrau einfach ins Auto zu steigen und loszufahren - am liebsten mit den neuen E-Bikes hinten drauf.

Ein Leben lang mittendrin im Saale-Holzland-Kreis und viele Jahre vorne dran - Andreas Heller wünscht sich für seinen Landkreis, "dass sich die Menschen hier wohlfühlen, dass sie Freude haben am Leben, dass sie erst mal Arbeit haben und viele, viele Kinder, also Nachwuchs. Und dass die Generationen gut zusammenhalten. Und dann wünsche ich mir vor allem, dass wir Frieden haben".

Bis Juni 2024 endet aus Altersgründen die Amtszeit für eine ganze Reihe sehr erfahrener Kommunalpolitiker in Thüringen, die ihre Region geprägt haben. Wir stellen die Männer und Frauen und was sie geleistet haben in einer Serie vor.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. Mai 2024 | 13:00 Uhr

1 Kommentar

Maria A. vor 3 Wochen

Ja, wenn der Ruhestand greifbar ist, dann macht man sich viele Pläne für das mehr oder weniger sehnsüchtig herbei gewünschte Rentnerdasein. Wünsche dem Herrn Heller, dass sich seine Vorstellungen realisieren werden.

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