Wort zum Tag Augenblick mal
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01. Juni 2024, 11:47 Uhr
Täglich 6:20 und 9:20 Uhr hören Sie bei MDR THÜRINGEN - Das Radio das Wort zum Tag. In dieser Woche sprechen es Christine Herzog und Juliane Körber von der katholischen Kirche.
Inhalt des Artikels:
- Samstag, 1. Juni: Zuhören können
- Freitag, 31. Mai: Im Regen
- Donnerstag, 30. Mai: Ein Abend der Begegnung
- Mittwoch, 29. Mai: Freude an der Begegnung
- Dienstag, 28. Mai: Herzlich willkommen zum Katholikentag!
- Montag, 27. Mai: Zukunft hat der Mensch des Friedens
- Sonntag, 26. Mai: Die Freiheit der Entscheidung
Samstag, 1. Juni: Zuhören können
Wir müssen auf das Miteinander und den Respekt voreinander bestehen. Es ist eine Daueraufgabe, hier ganz klar zu sein.
Das sagte gestern unser Bundeskanzler in einer der vielen Veranstaltungen auf dem Katholikentag in Erfurt. Zirka 800 Personen aller Altersgruppen waren gekommen, die hören wollten, was er zu verschiedenen Fragen zu sagen hat. Lautstark unterbrochen wurde er von ein paar jungen Leuten der sogenannten letzten Generation, die plötzlich aufstanden und laut Fragen dazwischenriefen. Immer und immer wieder.
Diese konnte der Bundeskanzler aber gar nicht beantworten, weil sie ihn nicht ausreden ließen. Er sagte ihnen klar, dass Fragen nur in einem Gespräch geklärt werden können, und für Gespräche brauche es die Tugend des Zuhörens. Das wollten die Zwischenrufer aber nicht. Und so wurden sie aus dem Saal begleitet. Die Veranstaltung wurde für drei Minuten unterbrochen.
Währenddessen begannen einige, einen kleinen Friedenskanon zu singen. "Gib uns deinen Frieden, gib uns deinen Frieden, oh Herr", stimmte nach und nach der ganze Saal mit ein.
Ein sehr besonderer Moment.
Dann konnte es weitergehen, und der Bundeskanzler beantwortete einige Fragen aus dem Publikum - zum Beispiel zum Ukrainekrieg, zum Klimaschutz und einigen anderen Themen, die uns umtreiben. Da war es gut, genau zuzuhören. Denn mir geht es manchmal so, dass ich bei bestimmten Stichworten schnell Rot sehe und schon zu wissen meine, was der andere mir antworten wird. Das sind schlechte Vorausetzungen, wenn ich das Argument des Anderen wirklich verstehen möchte.
Zuhören können, das gehört für mich unbedingt dazu, wenn vom Respekt voreinander die Rede ist.
Es grüßt Sie herzlich vom Katholikentag in Erfurt Juliane Körber, katholisch und aus Rockhausen.
Freitag, 31. Mai: Im Regen
Als ich gestern über den Erfurter Domplatz gelaufen bin, fiel mein Blick auf drei kleine Plastikenten, die in einer Pfütze schwammen. Eine grün, eine rot und eine gelb. Sie hatten einen richtigen See für sich alleine, so riesig war diese Pfütze.
Ja, das Wetter ist ein großes Thema bei diesem Katholikentag in Erfurt. Und fast ist es so, als hätte der Bischof Ulrich Neymeyr eine Vorahnung gehabt. Bei vergangenen Interviews antwortet er auf die Frage, was er sich für diesen Katholikentag in seinem Bistum wünsche, stets mit dem Satz: ich wünsche mir gutes Wetter.
Nun ja, vielleicht hätte er das etwas präziser ausdrücken sollen, aber für die Enten auf dem Domplatz ist der starke Regen vom Vormittag jedenfalls ein richtig gutes Wetter gewesen. Alle anderen haben sich tapfer geschlagen. Mehr als das. Ich hatte das Gefühl, der Regen hat den Besuchern nicht im Geringsten die Laune vermiesen können. Die Stimmung war gut und das Wetter wurde es zum Nachmittag glücklicherweise auch.
Die gute Stimmung ist eigentlich kein Wunder – bei den vielen tollen Angeboten, die das Programm des Katholikentags enthält. Zumal ich bei meinen Gängen durch die Stadt das Gefühl habe, nur auf nette und freundliche Leute zu treffen. Leute, die miteinander lachen oder sich einen Regenschirm teilen. Einfach ein friedliches Miteinander. So hab ich es gern. Und so hätte ich es gern - für immer.
Es grüßt Sie herzlich vom Katholikentag in Erfurt Juliane Körber, katholisch und aus Rockhausen
Donnerstag, 30. Mai: Ein Abend der Begegnung
Gestern Abend ging es nun endlich los: der Katholikentag in Erfurt ist gestartet. Noch bis Sonntag werden tausende Christen zusammen ihren Glauben feiern. Tausende Christen heißt: die Stadt ist voll! Und ich muss sagen, das ist ganz nach meinem Geschmack. Ich habe es so sehr genossen, mich abends durch die Erfurter Altstadt treiben zu lassen, alte Bekannte und neue Gesichter zu sehen. Überall wurde geredet, gelacht, sich ausgetauscht. Es fühlte sich für mich an wie ein großes Familientreffen.
Ein ganz besonderer Moment war dann für mich der Abendsegen auf dem Domplatz. Da kamen nochmal aus allen Richtungen die Menschen zusammen. Es wurden Kerzen verteilt und plötzlich leuchteten tausend Lichter wie Glühwürmchen in der Dämmerung auf. Ein toller Moment!
Als dann noch für 10 Minuten die Gloriosa läutete, bekam ich richtig Gänsehaut. Die große freischwingende Glocke im Erfurter Dom ist aus dem Mittelalter und die größte ihrer Art weltweit. Der Klang ist etwas ganz Besonderes und schwer zu beschreiben. Tief, voll und man fühlt es irgendwie im Bauch. Ihr Klang dringt durch die Straßen der Stadt und ist noch kilometerweit zu hören.
Ich beobachtete, wie die Menschen um mich herum immer ruhiger wurden und ihre Gespräche schließlich ganz einstellten. Das war für mich ein wirklich magischer Moment: Wie tausende Menschen zusammen kommen und gemeinsam mit einem Licht in der Hand und zum Klang einer Glocke still werden.
Es grüßt Sie ganz herzlich vom Katholikentag in Erfurt, Juliane Körber, katholisch und aus Rockhausen.
Mittwoch, 29. Mai: Freude an der Begegnung
Heute Abend geht um 21:17 Uhr die Sonne unter. Bereits um 18 Uhr beginnt auf dem Erfurter Domplatz die Eröffnungsfeier für den 103. Deutschen Katholikentag. Und danach ist es noch mehr als zwei Stunden lang hell für den Abend der Begegnung.
Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen, meinte der jüdische Philosoph Martin Buber.
Katholische und evangelische Kirchen in der Erfurter Innenstadt öffnen ihre Portale für erste Gespräche, zum Kennenlernen, für Gebet und Meditation. Bunte Bühnenprogramme an verschiedenen Orten laden zum Eintauchen in die Atmosphäre des Katholikentages ein.
Wenn wir aufhören, uns zu begegnen, ist es, als hörten wir auf zu atmen. Es ist meine große Hoffnung, dass die Begegnungen zum Katholikentag so etwas wie ein großes Luftholen in der Kirche werden. Und damit auch ein belebender Atemzug für alle zukunftsweisenden Unternehmungen, bei denen sich meine Kirche noch schwer tut.
Wenn die Sonne heute Abend in Erfurt untergegangen ist, gibt es um 21:30 Uhr auf dem Domplatz den Abendsegen. Als Fortsetzung der Begegnung mit Gott und den Menschen. Kommen Sie einfach dazu – meint Christine Herzog aus der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in Weimar.
Dienstag, 28. Mai: Herzlich willkommen zum Katholikentag!
Kaffee oder Tee? Müsli oder Brötchen? Marmelade oder doch lieber Schinken mit Rührei? Solche Fragen stelle ich morgen unseren Gästen. Die Betten sind bezogen, die Handtücher ausgelegt. Bei uns werden ab morgen Gäste des Katholikentages übernachten.
Der Weg von Weimar nach Erfurt ist kurz. Von unserer Haustür bis zum Erfurter Dom braucht man nicht einmal eine halbe Stunde. So wie wir werden viele andere Menschen in den Orten rund um Erfurt ihre Türen öffnen. 20.000 Gäste werden erwartet. Die Hotels und Pensionen reichen da nicht aus.
Die Frage nach den Frühstückswünschen wird sicher schnell geklärt sein. Gespannt bin ich vielmehr auf die Gespräche am Frühstückstisch. Woher kommst du? Wie lebst du? Welche Rolle spielt dein Glauben in deinem Leben? Was geschieht in deiner Kirchengemeinde? Wie siehst du die eine oder andere Entwicklung in unserer Kirche?
Noch kenne ich die Menschen nicht, die morgen vor unserer Tür stehen werden. Aber ich bin gewiss, dass die Vielfalt der Gesprächsthemen in nichts der Vielfalt auf dem Frühstückstisch nachstehen wird.
Herzlich willkommen, liebe Gäste des Katholikentags – sagt Christine Herzog aus der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in Weimar.
Montag, 27. Mai: Zukunft hat der Mensch des Friedens
Übermorgen beginnt in Erfurt der 103. Deutsche Katholikentag. Das Motto lautet: Zukunft hat der Mensch des Friedens. Ein schöner Leitspruch – oder nur ein Aufruf für Idealisten?
Erfahren wir nicht oft genug, dass derjenige im Leben erfolgreicher davonkommt, der nur an sich denkt und konkret oder im übertragenen Sinn über Leichen geht? Und das im alltäglichen Zusammenleben wie in der großen Weltpolitik?
Der Autor eines mehr als dreitausend Jahre alten Psalmes hat dieses Problem auch schon formuliert. In dem biblischen Lied wird zu Hilfsbereitschaft und Friedfertigkeit aufgerufen. Ganz deutlich heißt es da: Zukunft hat der Mensch des Friedens.
Auf die große Weltpolitik habe ich keinen Einfluss. Aber für das friedliche Miteinander in meinem Alltag kann ich etwas tun. Solcher Frieden hat mit ehrlichem Interesse für die Belange anderer zu tun. Mit Respekt auch jenen gegenüber, die anders denken als ich. Mit dem Mut zu einer Ehrlichkeit, die nicht verletzt, sondern aufbaut. Und vor allem mit Gewaltlosigkeit bei der Lösung von Konflikten.
Das alte Lied aus der Bibel besingt sehr ausführlich, dass solche Handlungsweisen Bestand haben und Gottes Wirken darin sichtbar wird. Denn ohne Frieden – im Kleinen wie im Großen – gibt es keine Zukunft.
Einen guten Tag wünscht Ihnen Christine Herzog aus der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in Weimar.
Sonntag, 26. Mai: Die Freiheit der Entscheidung
Heute ist Dreifaltigkeitssonntag. Der eine Gott lässt sich in drei Personen finden: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Ich habe die Wahl, Gott von verschiedenen Seiten zu entdecken. Heute feiert die Kirche die Vielfalt Gottes.
Gott lässt mir die Wahl. Er lässt mir die Freiheit der Entscheidung. Er begleitet mich – als Ratgeber, als Bruder, als belebende Inspiration. Mit dieser Freiheit geht Gott das Risiko ein, dass der eine oder die andere sich gegen ihn entscheiden. Er zwingt niemanden. Gott gewährt jedem Menschen das Wahlrecht und die Freiheit der Entscheidung.
Für mich passt es gut zusammen, dass auf den heutigen Dreifaltigkeitssonntag die Kommunalwahl in Thüringen fällt. Die Politik in den Städten und Gemeinden unseres Landes kann man ja auch von verschiedenen Seiten betrachten. Die Vielfalt der Meinungen dazu ist groß.
Jedenfalls gehe ich heute zur Wahl, denn ich will mitbestimmen, wer die Verantwortung in meiner Heimatstadt übernimmt. Mit dem dreifaltigen Gott an meiner Seite bleibe ich zuversichtlich.
Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen Christine Herzog aus der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde in Weimar.
Christine Herzog geboren 1963, absolvierte ein Fachschulstudium zur medizinisch-technischen Assistentin und schloss Theologie im Fernkurs im Jahr 1988 ab. In der katholischen Rundfunkarbeit ist sie seit 1997 aktiv. Sie lebt und arbeitet in ihrer Heimatstadt Weimar.
MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 31. Mai 2024 | 06:20 Uhr