Jakobskreuzkraut wächst an einer Pferdeweide.
Das giftige Jacobskreuzkraut hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet. Bildrechte: picture alliance / Wolfram Steinberg | Wolfram Steinberg

Gesundheit Kampf gegen giftiges Jakobskreuzkraut: Landwirte fordern mehr Unterstützung

17. Mai 2024, 10:11 Uhr

In den vergangenen Jahren hat sich das giftige Jakobskreuzkraut in den ländlichen Regionen von Sachsen-Anhalt stark ausgebreitet. Die invasive Pflanzenart ist für Tiere wie Kühe und Pferde hoch gefährlich. Die toxischen Stoffe, die die Leber angreifen, können über Kuhmilch aber auch in den menschlichen Körper geraten. Landwirte fordern Unterstützung.

Ein Mann steht vor einem Bücherregal
Bildrechte: MDR/Hannah Singer

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  • Vor allem in den ländlichen Regionen Sachsen-Anhalts tritt das giftige Jakobskreuzkraut in den letzten Jahren immer häufiger auf. Es greift vor allem die Leber an und verursacht dort Gesundheitsschäden.
  • Kerstin Ramminger, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Stendal, sieht unter anderem die unzureichend durchgeführte Bekämpfung als Grund dafür an.
  • Die Landwirte fordern bei der Beseitigung der Giftpflanze Unterstützung.

Das giftige Jakobskreuzkraut, auch Jakob-Greiskraut oder Jakobskraut genannt, hat sich in den letzten Jahren stark verbreitet. Beim Verzehr greift die Pflanze ganz schleichend die Leber an. Die Schäden an der Leber verlaufen meist tödlich. Insbesondere bei Weidetieren wie Pferden besteht die Gefahr, dass sie daran verenden. "Pferde reagieren besonders schnell und stark", sagt Kerstin Ramminger, die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Stendal.

Gefährlich wird es, wenn das Kraut ins Heu gerät.

Kerstin Ramminger, Kreisbauernverbandes Stendal

Vom Straßenrand auf die Äcker

Die Ausbreitung bestätigt auch das Landwirtschaftsministerium in Magdeburg. Der amtliche Pflanzenschutzdienst des Landes beobachte dies insbesondere an Straßenrändern und neu angelegten Autobahnböschungen. "Von hier aus findet die Verbreitung in landwirtschaftlich genutzte Flächen aber auch Ödland statt", sagt Ministeriumsprecher Massimo Rogacki auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT.    

Pusteblumenprinzip: schnelle Ausbreitung durch Wind

"Wenn man das Jakobskreuzkraut lässt, dann geht es relativ schnell. Die Samen suchen sich neue Wege und entfalten sich", sagt Ramminger. Zu den Ursachen der zunehmenden Ausbreitung heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium: "Dazu gehört eine unzureichend durchgeführte Bekämpfung. Wenn Einzelpflanzen zur Samenreife kommen, können sie zum einen durch Wind verbreitet, zum anderen aber auch durch landwirtschaftliche Geräte von einer Fläche auf die nächste verschleppt werden."

Jakobskrautbär auf Jakobsgreiskraut
Die Raupe des Jakobskrautbärs auf der Jakobsgreiskraut-Pflanze Bildrechte: imago images / blickwinkel

Gefahr vor allem im Heu

Nach Erkenntnissen des Ministeriums für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten gibt es in Saatgutmischungen zur Begrünung von Straßenrändern oder Blühstreifen keine entsprechenden Samen für Kreuzkräuter.    

Das Jakobskreuzkraut ist nicht nur für Pferde gefährlich, sondern auch für Kühe. Und letztlich können durch die Milch auch Menschen mit der giftigen Pflanze in Berührung geraten. "Normalerweise haben Tiere einen Instinkt und fressen auf der Wiese die Pflanzen in der Regel nicht. Gefährlich wird es, wenn das Kraut ins Heu gerät", sagt Kerstin Ramminger. "Dann verlässt die Tiere auch der Instinkt, weil sie die Pflanzen nicht mehr riechen."

Wenn man das Jakobskreuzkraut lässt, dann geht es relativ schnell. Die Samen suchen sich neue Wege und entfalten sich.

Kerstin Ramminger, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Stendal

Pflanzenschutzmittel und Studien gefordert

Die Verbands-Geschäftsführerin aus Stendal plädiert dafür, einerseits Pflanzenschutzmittel einsetzen zu dürfen. Und andererseits Studien zu erstellen, aus denen klare Handlungsanweisungen zur Bekämpfung hervorgehen.   

Ein Insekt sitzt auf einem blühenden Jakobskreuzkraut.
Jakobskraut oder Johanniskraut? Die Pflanzen ähneln sich. Bildrechte: picture alliance/dpa | Felix Kästle

Woran man Jakobskreuzkraut erkennt – gelbe Blüte mit gelbem langen Stil und raukigen Blättern
– unscheinbare Pflanze, die Hahnenfuß oder Johanniskraut ähnelt
– Test: Reibt man die Blüte von Johanniskraut zwischen den Fingern, verfärbt sich die Blüte blau. Reibt man Jakobskreuzkraut, erhält man keine Färbung. Allerdings sollte das Jakobskraut nicht mit den bloßen Händen angefasst werden.

Weizenfelder in der Abendsonne. Vor dem Feld wächst Jakobs-Greiskraut (Jacobaea vulgaris).
Trügerisches Gelb am Rand dieses Weizenfeldes Bildrechte: IMAGO / MiS

Laut Ministerium beschäftigt sich der amtliche Pflanzenschutzdienst mit der Problematik und berät auch landwirtschaftliche Betriebe bei der Bekämpfung, insbesondere über den Pflanzenschutz-Warndienst.

Giftige Kreuzblütler auch in Sachsen und Brandenburg

Das Auftreten der Giftpflanze ist nicht nur ein Problem in Sachsen-Anhalt. In Sachsen wird derzeit vor dem ebenfalls giftigen Frühlingskreuzkraut gewarnt. Äußerlich sind Frühlingskreuzkraut und Jakobskreuzkraut sehr ähnlich. Allerdings handelt es sich um zwei verschiedene biologische Gattungen. Das Frühlingskreuzkraut blüht ein bisschen eher. Das sächsische Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie rät auch hier zu einer schnellen Bekämpfung der Pflanze. Das Frühlingskreuzkraut enthält demnach "für Menschen und Tiere gesundheitsschädliche Pyrrolizidinalkaloide (PA)." Das Frühlingskreuzkraut ist eine bis zu 50 Zentimeter hohe Pflanze mit margeritenartigen gelben Blüten. Es tritt vor allem auf Brachen, Wiesen und an Straßenrändern auf. Den Angaben zufolge sind alle Pflanzenteile giftig. Auch in Brandenburg vermehren sich die Pflanzen seit zwei Jahren explosionsartig. Im rbb-Interview erklärt Fabian Blöchl vom Landesbauernverband, was das Problem mit den "gelben Kreuzblütler" ist.

Frühlingskreuzkraut
Das Frühlingskreuzkraut und das Jakobskreuzkraut sind optisch sehr ähnlich. Bildrechte: picture alliance/dpa/Frank Hammerschmidt

MDR (Bernd-Volker Brahms, Sebastian Gall, Susanne Ahrens), zuerst veröffentlicht am 15.05.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Mai 2024 | 08:40 Uhr

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