DDR-Fernsehserie "Treffpunkt Flughafen"
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1986 strahlte das DDR-Fernsehen die achtteilige Spielfilmserie "Treffpunkt Flughafen" über die "Interflug" aus. Keck und lässig präsentierte sich die DDR-Airline damals den Zuschauern.
"Ich kriegte eines Tages einen Anruf von Dr. Henkes, dem Generaldirektor der 'Interflug'", erinnert sich Pilot Peter Schulze, "und der sagte in der ihm eigenen burschikosen Art: 'Du, höre mal zu, du fliegst doch morgen nach Addis Abeba, da kommen welche vom Fernsehen mit. Die kannst du mal ins Cockpit reinlassen und erzähle denen auch bisschen was, die haben was vor mit der 'Interflug'."
Die Leute vom Fernsehen - unter ihnen der renommierte Regisseur Manfred Mosblech - hatten tatsächlich etwas mit der "Interflug" vor. Sie wollten für das Fernsehen der DDR eine Familienserie kreieren: "Treffpunkt Flughafen". Pilot Peter Schulze: "Ich bin mit denen tagelang unterwegs gewesen und habe denen unheimlich viel Stoff geliefert".
Familienserie über die "Interflug"
Der "Treffpunkt Flughafen" sollte der überaus erfolgreichen Fernsehserie "Zur See" nachfolgen und vor allem "realistisch" sein. Auch die Schauspieler selbst mussten bei der DDR-Airline in die Lehre gehen. Schauspielerin Marijam Agischewa, die eine Stewardess spielte, meinte: "Ich habe richtig eine Teil-Stewardessenausbildung gemacht, mit allem Drum und Dran. Wir sind sogar aus dem Hubschrauber in den Müggelsee gesprungen".
Ein Flair von der weiten Welt
Der erste Teil der Fernsehserie "Treffpunkt Flughafen" wurde im Februar 1986 im DDR-Fernsehen ausgestrahlt. Acht Folgen lang muss die Crew einer "IL 62" - der "Interflug" - diverse Serien-Abenteuer überstehen: das Liebesleid einer Stewardess, die Familienprobleme des Chefpiloten, technische Defekte und vieles mehr. Doch noch heute überrascht es, wie lässig und keck die Crew agierte und wie international und dynamisch sich die DDR mit ihrer Fluglinie in der Serie präsentierte. So hatte man den Sozialismus eigentlich gar nicht in Erinnerung.
Einbruch der Realität in die heile Welt der Serie
Für die Serie wurde auch einen Monat lang auf Kuba gedreht. Beim Rückflug der Crew gab es allerdings ein Problem: Alle Flüge nach Berlin waren ausgebucht. Und so bot sich Marijam Agischewa als Stewardess an. Walter Plathe durfte in der Uniform eines Chefpiloten der "Interflug" sogar im Cockpit Platz nehmen. Auf dem Flug drang dann die Realität brachial in die heile Welt der Fernsehschauspieler ein.
Flucht von DDR-Bürgern auf Neufundland
In Gander auf Neufundland legte die Maschine wie üblich einen Tankstopp ein. Aussteigen war nicht vorgesehen, doch zwei Passagiere verließen plötzlich ihre Sitze und stürmten zum Cockpit. "Ich stand denen im Weg und die drängten mich beiseite", erinnert sich Walter Plathe, "und es nützte auch nichts, dass ich sagte: 'Ich bin kein Pilot, ich bin doch nur ein Schauspieler'." Marijam Agischewa beobachtete die Szene von der Küche aus: "Die gingen mit Messern auch auf die Passagiere los, sind dann rausgesprungen aus der Maschine, übers Rollfeld gerannt und waren weg".
"Das Loch von Gander"
Den Tankstopp auf dem Flughafen Gander nutzten etliche DDR-Bürger zur Flucht. "Das Loch von Gander" war sprichwörtlich. Für jeden "Flüchtling" musste die DDR stolze 5.000 Dollar "Immigrationsgebühr" an Kanada zahlen. Böse Zungen behaupteten, dies sei auch ein Grund dafür gewesen, dass sich die "Interflug" 1986 nach einem Langstrecken-Jet umsah, der die Zwischenlandungen auf den Kuba-Flügen überflüssig machen sollte. Solcherlei Probleme - Realismus hin oder her - tauchten in der heiteren Fernsehserie "Treffpunkt Flughafen" natürlich nicht auf.
Über dieses Thema berichtet der MDR im TV in "Treffpunkt Flughafen" 06.01.2020 | 20:15 Uhr