Erfolgreiches Kochbuch "Wir kochen gut": Die Koch-Bibel der DDR
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18. November 2015, 19:00 Uhr
"Wir kochen gut" war das erfolgreichste Kochbuch der DDR. Mit mehr als 1.000 Rezepten brachte es regionale Küche und solide Hausmannskost in die ostdeutschen Wohnungen. Und das schon seit 1962.
"Wir kochen gut" war ein wahrer Bestseller und lieferte in der DDR traditionelle Rezepte für schmackhafte Hausmannskost - vom Brotaufstrich bis zum Festtagsbraten. Dieses Werk durfte bei keinem Hobbykoch im Regal fehlen. Durch die besonders präzise und anschauliche Beschreibung der Rezepte war das Kochbuch vor allem in jungen Haushalten sehr beliebt. Und noch heute ist das unverwüstliche Grundkochbuch im Handel erhältlich.
Vorgekocht in der eigenen Verlagsküche
Die erste Auflage des Kochbuch-Klassikers startete 1962 beim Leipziger Verlag für die Frau. Bis heute wurden 45 Hardcoverausgaben aufgelegt. Dazu kamen rund 30 Taschenbuchauflagen. Damit entwickelte sich das Kochbuch zum meistverkauften in Ostdeutschland: Seit der ersten Auflage wurden rund dreieinhalb Millionen Exemplare verkauft. Obwohl zu DDR-Zeiten die Regale der Kaufhallen alles andere als üppig gefüllt waren, stellte das Buch schon damals mehr als 1.000 Rezepte vor. Von Salaten über Eintöpfe und Fleischgerichte bis hin zum Nachtisch konnte man sich so durchs Jahr kochen. Die Rezepte wurden von Köchen, Fachleuten und Autoren entwickelt, außerdem hatte der Verlag eine eigene Versuchsküche. Nur was schmeckte, landete als Empfehlung auf den gedruckten Seiten.
Kochen mit Improvisation
Christa Winkelmann kam 1973 als junge Lektorin in den Verlag für die Frau und betreute unter anderem Kochbücher. Sie kocht seit jeher selbst gern die Rezepte aus dem Koch-Klassiker "Wir kochen gut" nach - und hat natürlich auch ein Lieblingsrezept: "Die Rouladen sind besonders empfehlenswert", erzählt sie heute. "Ich gebe aber noch Käsestreifen hinein." Sie erinnert sich, dass es für die Hobbyköche nicht immer leicht war, alles eins zu eins nachzukochen: "Die Leser waren vom Buch sehr begeistert", erzählt sie, "aber wenn manche Zutaten nicht verfügbar waren, beschwerten sie sich. Dann gab es eine Flut an Eingaben - und das setzte oft auch etwas in Bewegung". Auch wurde in den Haushalten viel improvisiert - man benutzte Ersatzstoffe für Gewürze oder wählte andere Obst- und Gemüsesorten.
DDR-Klassiker noch heute erfolgreich
Christa Winkelmann freut sich, dass das beliebteste Kochbuch der DDR noch heute weiterlebt. Sie rettete die Rezeptsammlung und weitere Erfolgsbücher des Verlags für die Frau Anfang der 90er-Jahre vor dem Untergang. "Ich hatte den Mut, sie wieder aufzulegen", sagt sie. Auch wenn die Konkurrenz heutzutage denkbar groß ist, so gibt der Erfolg des Kochklassikers der mutigen Unternehmerin doch recht: Seit der Wende wurden rund 100.000 Exemplare verkauft. "Wir kochen gut" kostete 1962 in der DDR noch 7,60 Mark, heute sind es knapp zehn Euro.
Inzwischen wurde das Buch 1995 inhaltlich geringfügig überarbeitet, einige wenige Rezepte wurden ausgetauscht und das Ganze bekam ein neues, modernes Erscheinungsbild. Heute sind die Kochanleitungen, ganz zeitgemäß, mit Kalorienangaben versehen. Das Kochbuch hat Generationen von Lesern als zuverlässiger Ratgeber begleitet - vor allem in Ostdeutschland steht es noch in vielen heimischen Bücherregalen oder wird in der Neuauflage verschenkt.
Christa Winkelmann ist sich sicher, dass das ein wichtiger Schatz ist. "Die Küche der DDR war stark regional geprägt", erzählt sie abschließend. "Mit steigender Berufstätigkeit und wachsender Gemeinschaftsverpflegung wurde zu Hause meist abends und am Wochenende gekocht und gebacken - und dann mit viel Lust, Liebe und Kreativität." Und die steckt noch heute im Klassiker der DDR-Küche.
Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV: Umschau | Verlag für die Frau | 31.03.2020 | 20:15 Uhr