Entwarnung nach zahlreichen Bombendrohungen in ganz Russland

14. September 2017, 10:44 Uhr

Eine Welle anonymer Bombendrohungen hat am Dienstag und Mittwoch in ganz Russland zu Massenevakuierungen von öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen geführt. Mitarbeiter der Sicherheitsorgane sprechen inoffiziell von einem möglichen Hackerangriff aus dem Ausland. Sprengsätze wurden in keinem der Fälle gefunden.

In Russland haben sich alle Bombendrohungen der vergangenen zwei Tage, sowohl in Moskau als auch den anderen Städten des Landes, als falsch erwiesen. Die betroffenen Objekte wurden von der Polizei mit Hilfe von Spürhunden überprüft. Nirgendwo wurden Sprengsätze gefunden. Nach mehrstündigen Unterbrechungen nahmen alle Einrichtungen den Betrieb wieder auf. "Es wirkt wie Telefonterrorismus und nichts anderes, aber alle Anrufe müssen überprüft werden", sagte ein Behördenmitarbeiter der Nachrichtenagentur TASS.

Inoffiziell wird Telefonterror durch gehackte Software angenommen

Eine offizielle Stellungnahme zu der Welle dieser anonymen Bombendrohungen gibt es bislang allerdings noch nicht. Weder der Pressestab des russischen Präsidenten noch die Sicherheitsorgane wollten sich bislang zu den zahlreichen Vorfällen äußern. Mitarbeiter der Sicherheitsorgane und Telefonanbieter äußerten anonym gegenüber TASS die Vermutung, es handle sich Telefonterror-Angriffe, die mit einer Virensoftware aus dem Ausland gestartet worden seien. Dafür spreche auch, dass die Anrufe mittels IP-Telefonie abgesetzt worden seien, sagte ein Mitarbeiter von Rustelekom.

Vor allem Schulen, Flughäfen, Bahnhöfe und Einkaufszentren betroffen

Wie die Nachrichtenagentur TASS berichtet, begann die Serie der Bombendrohungen am Dienstag im fernöstlichen Teil Russlands. In Petropawlowsk-Kamtschatski mussten mehrere Schulen und ein Verwaltungsgebäude evakuiert werden. Wegen der Bombendrohungen wurde auch der örtliche Flughafen für mehrere Stunden geschlossen. Im etwas weiter westlich gelegenen Jakutsk wurde ebenfalls der Flughafen geräumt, außerdem der Busbahnhof, die Stadtverwaltung und mehrere Einkaufszentren.

Weitere Bombendrohungen und Evakuierungen folgten in mehreren sibirischen Städten, darunter Blagoweschtschensk, Irkutsk und Tomsk. Nach Fernost und Sibirien erreichte die Welle der anonymen Anrufe am Mittwoch schließlich den europäischen Teil Russlands: Saratow an der Wolga, Perm und Moskau.

In der russischen Hauptstadt gingen nacheinander insgesamt rund 100 anonyme Anrufe ein. Vier große Bahnhöfe sowie mehrere Einkaufszentren, Hochschulen und Hotels mussten evakuiert werden – darunter das berühmte Kaufhaus GUM am Roten Platz und die Hochschule  für Internationale Beziehungen, MGIMO, die als Kaderschmiede des russischen Außenministeriums gilt. Insgesamt wurden im ganzen Land mehr als 50.000 Menschen vorübergehend in Sicherheit gebracht.

(TASS/baz)

Über dieses Thema berichtet MDR Aktuell auch im: Radio | 14.09.2017 | 01:15 Uhr