Doschd-Chefin Natalja Sindejewa mit deutschem Medienpreis geehrt
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15. September 2017, 09:23 Uhr
Die Gründerin und Chefin des unabhängigen russischen Fernsehsenders "Doschd", Natalja Sindejewa, ist am Donnerstag in Potsdam mit dem Medienpreis M100 Media Award ausgezeichnet worden. Zur Begründung hieß es, die 46-jährige Journalistin werde für ihren Einsatz für eine freie Presse in Russland geehrt. Sie habe in Russlands repressivem Meinungsklima den Mut bewiesen, kritischen Journalisten und oppositionellen Politikern im Land eine Plattform zu geben.
Mit einem Appell für mehr Menschlichkeit in Politik und Medien nahm die Journalistin den Medienpreis entgegen:
In Russland sagt man oft, wir brauchen eine starke Hand. Ich glaube: Wir brauchen eine Führungspersönlichkeit mit Gewissen und mit Menschenwürde.
Laudatorin Tahit Koch, Chefredakteurin der "Bild-"Zeitung, bezeichnete Sindejewas Sender "Doschd" als das andere Russland. Das andere Russland existiere, es sei wild, liberal, kreativ und kritisch.
Unabhängige Berichterstattung über russische Politik
Sindejewa hatte im Jahr 2010 mit ihrem Ehemann, dem Bankier Alexander Winokurow, den unabhängigen Fernsehsender "Doschd" (Regen) gegründet, der den Zusatz "The Optimistic Channel" (Optimistischer Kanal) trägt. Sindejewa konnte für den Sender renommierte russische Journalisten wie Michail Sygar, Wladimir Posner und Leonid Parfjonow gewinnen. "Doschd" wurde auch dadurch bekannt, dass er vor und nach der Wiederwahl Putins zum russischen Präsidenten im Jahr 2012 über die Demonstrationen gegen Putin, den Prozess gegen die Punkband "Pussy Riot" und die Korruptionsvorwürfe des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny gegen ranghohe Staatsdiener berichtete. Themen, die in den gewöhnlichen Medien nicht thematisiert wurden.
Ab 2013 konnte "Doschd" nur noch gegen Bezahlung empfangen werden. 2014 musste die Redaktion nach Druck auf den Vermieter ihre Räumlichkeiten verlassen und verlor auch die Sendegenehmigung für Kabel und Satellit. Seitdem läuft "Doschd" nur noch im Internet und bei kleinen regionalen Anbietern. Nach Angaben von Sindejewa waren 2015 rund 170 Mitarbeiter bei "Doschd" beschäftigt. Der Sender finanziert sich ausschließlich über die Abos und Spenden und gehört Sindejewa und ihrem Ehemann.
Der M100 Media Award wird jährlich im Schloss Sanssouci zum Abschluss der internationalen Medienkonferenz "M100" verliehen. Auf der Konferenz treffen sich Dutzende Chefredakteure, Historiker und Politiker aus ganz Europa, um über Entwicklungen im Mediensystem und den Zustand der Demokratie zu diskutieren.
Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell auch im: TV | 04.11.2016 | 17:45 Uhr