Einkaufszentrum Milaneo, Europaviertel Stuttgart.
Die Menschen in Deutschland achten immer mehr auf ihre Ausgaben. Bildrechte: IMAGO/Arnulf Hettrich

Inflation Wie stark und wo Verbraucher sparen

20. November 2023, 06:50 Uhr

Die Inflation ist inzwischen zurückgegangen. Trotzdem sind die hohen Preise weiterhin spürbar für Verbraucher. Deutlich weniger wurde daher schon in den vergangenen Jahren beim Black Friday gekauft. Die Reallöhne sind im Durchschnitt jedoch zuletzt wieder gestiegen.

Der Einkauf im Supermarkt und die Heizkostenabrechnung: Nach wie vor belasten die hohen Preise viele Menschen. Wofür geben sie gerade weniger Geld aus? Wir haben in Leipzig nachgefragt. Passanten berichten, dass sie vor allem in der Freizeit, etwa bei Barbesuchen kürzertreten. Andere sparen nicht mehr oder fahren weniger in den Urlaub.

Am Monatsende bleibt fast nichts mehr über. Das, was man sich früher auf die hohe Kante legen konnte, geht weg.

Passant in Leipzig

Dass Menschen den Gürtel enger schnallen, zeigen auch Befragungen des Instituts für Handelsforschung. Hier untersucht Ralf Deckers regelmäßig das Konsumentenverhalten: "Wir sehen aktuell, dass sich die Menschen schon seit Jahren in einer Art Krisenstimmung befinden, dass es immer noch Ängste gibt, dass man seinen Lebensstandard nicht halten kann, dass die Preise noch weiter steigen werden. Und das führt dazu, dass fast die Hälfte der Bevölkerung sagt, wir haben an der und der Stelle schon mal unsere Ausgaben eingeschränkt."

Die Befragten würden stärker Preise vergleichen, Werbeprospekte mit Angeboten seien gefragt. Auf Spontankäufe würde verzichtet, sagt Deckers. "Wir sehen das zum Beispiel beim Blick auf die Aktionswochen, also auf Black Friday und Co. Das war ja mal geplant als ein Fest des Konsumrausches. Und das sollte ja eigentlich auch dazu dienen, dass die Leute spontan sagen: 'Gut, ich leiste mir jetzt mal einfach was.'"

Auch der Anteil der Menschen, die schauten, was es an Black Friday gebe und dann zuschlagen würden, habe sich in den vergangenen zwei Jahren um die Hälfte reduziert.

Spiegelt diese Stimmung der Menschen aber auch ihre wirkliche finanzielle Lage wider? Matthias Diermeier vom Institut der Deutschen Wirtschaft beantwortet das so: "Zum ersten Mal seit zwei Jahren sind zuletzt die Reallöhne wieder leicht angestiegen. Das bedeutet, in der gesamten Volkswirtschaft Deutschland sind die Nominallöhne stärker gestiegen als die Inflation. Die Menschen konnten sich mit dem Geld, was sie in der Tasche hatten, wieder mehr Güter kaufen als zuvor."

In der Vergangenheit hätten die Menschen aber Realeinkommenseinbußen hinnehmen müssen, so Diermeier. Deshalb würden viele weiterhin ihren Konsum begrenzen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 20. November 2023 | 06:38 Uhr

30 Kommentare

kleinerfrontkaempfer vor 27 Wochen

=> Jan_Will
Nicht erst seit Churchill ist bekannt: "Traue keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast."
(Das mit dem exakt + unbestechlich hat seine zwei Seiten.)

Thommi Tulpe vor 27 Wochen

Ich kenne keine einzige Verkäuferin/ Kassiererin, die 18 Eu`s die Stunde verdient. Und ich kenne einige Verkäuferinnen/ Kassiererinnen - allerdings nicht bei Aldi Nord. Genauso kenne ich einige LKW-Fahrer ... Ich denke nicht, dass man Ihren Zahlen zwingend vertrauen muss.
Warum geht der Amazon-Arbeiter nicht einfach zu Aldi Nord?

THOMAS H vor 27 Wochen

Vox Populi:

Ich finde es auch nicht in Ordnung, daß es den Niedriglohnsektor gibt und das auch der Mindestlohn von 12 €/Std. kein Anreiz ist und bei immer Mindestlohn automatisch der Rutsch in die Altersarmut geschieht, aber von den derzeitigen 502 € Bürgergeld-Regelsatz zahlen die Leistungsempfänger (darunter sind auch AN) auch die Erhöhungen von Haushaltsenergie und -gas. Selbst die hohen Spritpreise und Versicherungskosten werden von den Leistungsempfängern (ich wiederhole, darunter sind auch AN) gezahlt.

Ich würde mir auch eine 12 + prozentige Lohnerhöhung wünschen, so daß die Herabwürdigung der Leistungsempfänger endlich aufhört, denn die können, in Bezug Löhne am wenigsten für die derzeitige und vorherige Politik.

Ich habe es schon oft geschrieben:
Beim derzeitigen Mindestlohn erhält der AN, je nach Stundenzahl auf das Jahr gerechnet 0,55 - 0,6 Entgeltpunkte.
Die Grundlage für diese Berechnung ist der vorläufige Bruttojahresdurchschnittsverdienst in Höhe von 43.142 € für 1 EP.

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