Steuerfahndung Razzia bei Oligarch Alischer Usmanov

21. September 2022, 18:58 Uhr

Die Münchner Steuerfahndung hat Wohn- und Geschäftsräume des russisch-usbekischen Oligarchen Alischer Usmanov durchsucht. Der einflussreiche Geschäftsmann, dessen Name wegen des Ukraine-Kriegs auch auf der EU-Sanktionsliste steht, wird verdächtigt, hierzulande Steuern hinterzogen zu haben.

Am Mittwochmorgen sind Wohn- und Geschäftsräume des russisch-usbekischen Oligarchen Alischer Usmanov in Deutschland durchsucht worden, unter anderem seine Villa in Rottach-Egern am Tegernsee. Recherchen von MDR und BR zufolge wird er der Steuerhinterziehung verdächtigt.

Verdacht bayerischer Steuer-Ermittler

Im Kern geht es darum, dass Usmanov in Deutschland steuerpflichtig gewesen sein könnte, da er sich seit 2016 regelmäßig längere Zeit in Rottach-Egern in Oberbayern aufgehalten haben soll.

Da er aber anscheinend keine Steuererklärung eingereicht hat, wird er von der Staatsanwaltschaft München II verdächtigt, Steuern hinterzogen zu haben. Darum gehen nun die Steuer-Ermittler seinen weltweiten geschäftlichen Aktivitäten nach, um klären zu können, ob und was er auch in Deutschland an Steuern tatsächlich hinterzogen haben könnte.

Usmanov ist in vielen Geschäften aktiv. Schätzungen des Forbes-Magazins rechneten ihm ein Vermögen im Wert von 14,6 Milliarden Euro zu. Dazu gehören auch ein Firmenimperium in der Metall- und Stahlindustrie sowie Anteile an Telekommunikations- und Internetfirmen. Seinen Anteil am englischen Profifußball-Klub Arsenal London hatte er 2018 für rund 600 Millionen Euro verkauft. Seine Geschäfte könnten nun auch in einem Steuerstrafverfahren hierzulande eine Rolle spielen.

Usmanov auf Sanktionsliste der EU

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs hatte die EU Sanktionen auch gegen russische Politiker und Vertraute von Präsident Wladimir Putin verhängt. So steht auch der Name von Alisher Usmanov auf der Liste, weshalb seit Ende Februar sein Vermögen in der EU komplett eingefroren ist. Er hat allerdings wie drei weitere betroffene russische Geschäftsleute – Roman Abramovich, Mikhail Fridman und Petr Aven – Ende Juli dagegen Klage eingereicht.

Laut dpa geht es bei den Ermittlungen jetzt auch um Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz. Demnach wurden am Mittwoch insgesamt 24 Häuser und Wohnungen durchsucht, auch in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg. Die Staatsanwaltschaft München II habe Alisher Usmanov als Verdächtigen nicht bestätigt. Es hieß es aber, dass mit eingefrorenen Geldern das Sicherheitspersonal bezahlt worden sein könnte, das seine Immobilien in Oberbayern bewacht. Hier gebe es noch vier weitere Beschuldigte.

Usmanov weist Vorwürfe zurück

Usmanov wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück: Er sei ein zuverlässiger Steuerzahler, sagte er auf Anfrage von MDR und BR. Er besitze persönlich keinerlei Immobilien in Deutschland. Vielmehr gehörten die infrage stehenden Gebäude Familientrusts, zu deren Begünstigten er nicht zähle.

Usmanov sagte, dass er in Deutschland für die Benutzung der Immobilien eine marktübliche Miete gezahlt habe. Er wies auch zurück, Briefkastenfirmen genutzt zu haben. Gegen den Vorwurf der Steuerhinterziehung werde er sich mit allen juristischen Mitteln wehren.

dpa/MDR(ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. September 2022 | 10:10 Uhr

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