Im Müllbehälter sucht eine ältere Frau nach Pfandflaschen.
Die Armut in Deutschland bleibt einer aktuellen Untersuchung zufolge auf hohem Niveau. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Paritätischer Armut in Deutschland auf hohem Niveau – Kinderarmut erreicht Rekordwert

27. März 2024, 10:19 Uhr

Die Zahl der armen und ärmeren Menschen in Deutschland stagniert auf einem hohen Niveau. Das zeigt der aktuelle Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Besonders betroffen sind die Kleinsten: Kinderarmut erreicht demnach einen Rekordwert. In Thüringen und Sachsen-Anhalt sind überdurchschnittlich viele Menschen von Armut betroffen.

Die Armut in Deutschland bleibt einer aktuellen Untersuchung zufolge auf hohem Niveau. Nach den jüngsten Daten des aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverband für das Jahr 2022 gelten mehr als 14 Millionen Menschen als arm.

Demnach ging zwar der Anteil an der Gesamtbevölkerung minimal auf 16,8 Prozent zurück, die absolute Zahl aber stieg jedoch um 100.000 gegenüber dem Vorjahr. "Man kann also nicht wirklich von einem Rückgang sprechen, sondern von einem statistischen Flimmern", sagte Verbands-Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider.

Im Vergleich zu 2006 sei die Zahl um 2,7 Millionen gestiegen. Es war dem Verband zufolge das Jahr, in dem der Armutstrend begann. Für 2023 liegen erst im kommenden Jahr belastbare Zahlen vor, die Daten für 2022 sind den Angaben zufolge die jüngsten in der Statistik.

Jedoch zeichne sich nicht ab, dass es bei den Zahlen für 2023 zur Trendwende kommen werde, erklärte Schneider. Als mögliche Ursachen nannte Schneider unter anderem die Corona-Pandemie, die Energiekrise und die hohe Inflation.

Rekordwert: Jedes fünfte Kind lebt in Armut

Dem Bericht zufolge sind besonders die Kleinsten von Armut betroffen. Jedes fünfte Kind in Deutschland lebte demnach in Armut. Mit 21,8 Prozent aller Kinder und Jugendlichen werde ein "trauriger Rekordwert" erreicht, erklärte Schneider.

Ein fünfjähriger Junge sitzt allein auf einer Schaukel auf einem Spielplatz. 7 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene

Insbesondere die Gruppe der Alleinerziehenden und Haushalte mit drei und mehr Kindern sind "einkommensarm". Hinzu kommen Erwerbslose, Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen sowie jene mit Migrationshintergrund, die überproportional betroffen seien. Auch Frauen leben öfter in Armut als Männer. 

So verteilt sich die Armut in Mitteldeutschland

In Thüringen und Sachsen-Anhalt sind überdurchschnittlich viele Menschen von Armut betroffen. In Thüringen galten 18,4 Prozent der Bevölkerung als arm. Am stärksten betroffen waren Menschen in Mittelthüringen.

Mit 19,2 Prozent gilt in Sachsen-Anhalt rund jeder fünfte Mensch als arm. Am stärksten betroffen waren Menschen in Halle (Saale) mit einer Quote von 21,9 Prozent. In Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg lag der Anteil der als arm definierten Menschen bei 16,1 Prozent und damit am niedrigsten.

In Sachsen ist die Armut ein wenig gesunken. Hier lag die Quote knapp unter 16,8 Prozent. Menschen in Westsachsen sind demnach am stärksten von Armut. In Südsachsen lebten Menschen, die am wenigsten von Armut betroffen sind.

Armut laut des Statistischen Bundesamts

Der Paritätische Verband bezieht sich in seiner Auswertung auf den Mikrozensus des Statistischen Bundesamts. Wer als "arm" gilt, ist demnach nach Haushaltstypen und verfügbarem Nettoeinkommen gestaffelt. Dementsprechend gibt die Armutsquote an, wie viele Menschen mit ihrem Einkommen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung liegen.

Ein Single-Haushalt ohne Kinder erreicht die Armutsschwelle demnach etwa bei weniger als 1.186 Euro verfügbarem Einkommen im Monat, Alleinerziehende mit einem Kind unter 14 Jahren gelten entsprechend der Staffelung als arm, wenn sie weniger als 1.542 Euro monatlich zur Verfügung haben. 

dpa, KNA, epd (lmb)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 26. März 2024 | 15:00 Uhr

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