Vorbereitung auf Kriegsfall Geteiltes Echo auf Stark-Watzingers Zivilschutz-Vorstoß
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19. März 2024, 19:35 Uhr
Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger schlägt vor, junge Menschen an Schulen auf den Kriegsfall vorzubereiten – mit Zivilschutz-Übungen. Manch einer fühlt sich an den Wehrunterricht in der DDR erinnert. Andere können dem Vorschlag Gutes abgewinnen.
- FDP-Bildungsexpertin steht hinter Stark-Watzinger
- Junge Dessauer offen für Zivilschutz
- Lehrerverband sieht keine Notwendigkeit
- Kritik von Elternvertretern
Deutsch, Mathe, Englisch und danach Unterricht zu richtigem Verhalten im Luftschutzraum oder gar Schießübungen. So lief der Wehrunterricht zu DDR-Zeiten oft ab – und bringt deshalb für viele Ältere unangenehme Erinnerungen. Auf eine solche Ausbildung zielt der Vorschlag der westdeutschen Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger nicht ab.
Die aktuelle Debatte zeigt nach Angaben von Ria Schröder aber, das Thema "Kinder und Jugendliche in der Schule auf Krisen und Kriege vorzubereiten" sei wichtig. Die bildungspolitische Sprecherin der FDP unterstützt den Vorstoß von Stark-Watzinger: "Also zum Beispiel, wie verhalte ich mich, wenn eine Krise passiert. Das kann ja auch sowas sein wie das Hochwasser im Ahrtal. Auch handfestes Wissen, wie Erste-Hilfe-Kurse, sollten in den Schulen dazugehören."
Junge Dessauer offen für Zivilschutz
Schauen wir nach Dessau: Junge Leute auf der Straße stehen Zivilschutz-Übungen in der Schule recht offen gegenüber. Es betreffe sie irgendwann alle und man müsse sich damit auseinandersetzen, also warum nicht in der Schule, so die Meinung. "Es ist schon schwierig, aber es gibt auch Informationen, die vielleicht auch für uns alle zugänglich sein sollten", sagt eine junge Frau. Ein junger Mann sagt, das sei etwas, das man dazunehmen könne, aber "nicht unbedingt dauerhaft forciert werden sollte." Eine andere junge Frau sagt: "Also ich würde das an sich nicht schlimm finden, weil wenn einen das irgendwann betreffen sollte, dann sollte man auch vorher darüber informiert werden."
Zivilschutz für Lehrerverband nicht notwendig
In vielen Klassen sitzen bereits Schüler mit Kriegserfahrung – aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine. Das sieht auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll. Er hält es trotzdem für richtig, dass die Bundeswehr an Schulen präsent ist.
Ich denke nicht, dass wir eine Bedrohungslage haben, wo es notwendig wäre, jetzt hier in Deutschland Zivilschutz-Übungen durchzuführen.
Zivilschutz als Unterrichtsfach sei aber nicht notwendig, sagt Düll: "Die Bundeswehr ist unsere Parlamentsarmee. Sie ist die Armee, die für die Sicherheit unserer Freiheit und Demokratie nach außen der wesentliche Baustein ist." Insofern sei es wichtig, dass es ein unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr in den Schulen gebe. "Ich denke nicht, dass wir eine Bedrohungslage haben, wo es notwendig wäre, jetzt hier in Deutschland Zivilschutz-Übungen durchzuführen."
Kritik von Elternvertretern
Auch Elternvertreter sehen, dass die Themen Krieg, Konflikte oder Katastrophen in den Schulen angekommen sind. Allerdings, sagt die Sprecherin der Thüringer Landeselternvertretung, Claudia Koch, seien Übungen in Luftschutzräumen nicht zielführend und auch gar nicht machbar: "Wir haben keine Schule, die uns bekannt ist, wo es einen Bunker gibt oder wo es was gibt, was sinnvoll wäre im Falle eines Kriegsfalls." Die Kinder verließen bei entsprechenden Anlässen geordnet das Schulgebäude – ob bei Bombendrohungen, Amok-Alarm, ob "wegen Feuer oder wegen einem Bombeneinschlag, ist eigentlich alles egal. Das ist das, was Schule leisten kann." Und deswegen seien die Elternsprecher auch alle so aufgebracht, weil Stark-Watzinger ihren Vorstoß überhaupt nicht abgesprochen und auch überhaupt nicht vorher vorbereitet habe, "sondern mal eben so ins Blaue reingeschossen hat", kritisiert Koch.
Stark-Watzinger selbst sagt über ihren Vorschlag: Zivilschutz müsse kein eigenes Schulfach sein, aber Lerninhalt. Die Schulen hätten auch die Aufgabe, Risiken altersgerecht aufzuzeigen und eben auch, Sorgen und Ängsten zu begegnen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 19. März 2024 | 06:00 Uhr