Junger Feldhamster (Cricetus cricetus) aufgerichtet in Wiese stehend.
Der Feldhamster ist vom Aussterben bedroht. (Symbolbild) Bildrechte: imago/imagebroker

Bedrohte Tierart Immer weniger Feldhamster in Sachsen-Anhalt

16. August 2023, 05:00 Uhr

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Feldhamsterbestand in Sachsen-Anhalt um 80 Prozent verkleinert. Damit die bedrohten Tiere nicht aussterben, fordert der Landesverband der Naturfreunde, dass mehr für den Schutz der Feldhamster getan wird. Es brauche besonders bei geplanten Bauvorhaben ausreichende Ausgleichsmaßnahmen. Daten des Naturschutzprojekts "Hamsterland" zeigen, dass die Lage in Sachsen-Anhalt und Thüringen besonders dramatisch ist.

Weil die Zahl der Feldhamster im Land dramatisch sinkt, fordern die Naturfreunde Sachsen-Anhalt, dass mehr für den Schutz der Tiere getan wird. Für geplante Bauvorhaben in Gebieten, in denen Feldhamster vorkommen, müssten zwingend Ausgleichsflächen in gleicher Größe geschaffen werden.

Die Naturschützer nannten als Negativbeispiel den geplanten Bau der Intel-Chipfabrik in Magdeburg. Hier gebe es als Ausgleich für den Feldhamster nur kleine Schonflächen. Man begrüße zwar grundsätzlich die Ansiedlung, der Hamster sei aber dabei der große Verlierer.

Hamsterbestand um 80 Prozent zurückgegangen

Erst kürzlich war bei Suchaktionen auf Äckern in Sachsen-Anhalt im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz kein einziger Feldhamster gefunden worden. Bei der vorherigen Suche vor sechs Jahren hatten die beteiligten Studenten noch täglich Hamsterbaue entdeckt.

Ein beteiligter Biologe der Universität Halle sagte, der Bestand sei in den vergangenen zehn Jahren um mindestens 80 Prozent zurückgegangen. Hauptgründe seien die Trockenheit der vergangenen Jahre und der Einsatz moderner Erntemaschinen.

Besonders wenige Hamster in Sachsen-Anhalt und Thüringen

Sachsen-Anhalt und Thüringen beteiligen sich seit fünf Jahren an dem Projekt "Feldhamsterland", das das Aussterben der Tiere verhindern will. Weil die Förderung in diesem Jahr ausläuft, soll das Projekt von den insgesamt fünf involvierten Länder weitergeführt werden.

Der beteiligte Naturschutzgenetiker Tobias Erik Reiners vom Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen sagte, er mache sich um den Hamsterbestand in Thüringen und Sachsen-Anhalt die größten Sorgen. Dort seien unterm Strich deutlich mehr Feldhamster verloren gegangen als in anderen Ländern.

Gleichzeitig räumte Reiners ein, dass es in Sachsen-Anhalt und Thüringen zuvor auch mehr Feldhamster gegeben hat. So habe die Hamsterplage in Thüringen viel länger gedauert als in anderen Teilen Deutschlands. Die Tiere seien noch bis in die 1980er-Jahre bekämpft worden.

dpa, MDR (Christoph Dziedo, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. August 2023 | 10:00 Uhr

10 Kommentare

Mittelalter vor 39 Wochen

"Die Böden werden nach der Ernte tiefer bearbeitet, bevor neu ausgesät wird. Dadurch werden die Hamsterbaue zerstört und z.T. auch Hamster getötet."
Jein, Stichwort konservierende Bodenbearbeitung. Mit etwas "oberflächlich im Dreck rumkratzen" erwischt man die Feldhamster nicht. Ist übrigens wahrscheinlich auch eine der Ursachen für die Feldmausplagen der letzten Jahre.
Weitere von Dir genannte Ursachen, tragen sicher auch zum Niedergang der Feldhamster-Population bei.

Hamster vor 39 Wochen

Während alle Kommentare relativ sachlich sind, fällt C.T. aus dem Rahmen.
In Sachsen- Anhalt werden alle Schutzmaßnahmen durch die Bauernlobby der Verbände torpediert. Während viele Landwirt sehr verantwortungsvoll mit dem Acker umgehen, fragt die Lobby zuerst nach dem Gewinn.
Die riesigen Ackerverluste durch INTEL (Fast 1000 ha) sollen duch wenige Hektar ausgeglichen werden, obwohl die Gutachter sowohl beim Eulenberg wie bei den Springen 1:1gefordert haben.
Die wahren Ursachen wurden schon genannt, ein Umsteuern ist leider nicht erkennbar und den Grünen kann man es nun wirklich nicht zuschreiben.

Mittelalter vor 39 Wochen

Kann mich noch daran erinnern, dass im Heimatkundeunterricht, muß so 1967/68 gewesen sein, ein Schmalfilm über den Schädling Feldhamster gezeigt wurde. Später in der 70ern, hat man im Sommer in der Abenddämmerung in den Ackerbaugegenden, häufig Feldhamster mit dem Auto auf der Landstraße erwischt. Tja, so ändern sich die Zeiten.

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