Vertreter von Daimler Truck Real Estate stehen auf dem Dach einer Lagerhalle für das neue Logistik Zentrum.
Bildrechte: picture alliance/dpa/ZB/dpa | Matthias Bein

Ortsbesuch Daimler baut in Halberstadt: So läuft es auf der Baustelle

26. Juli 2024, 15:27 Uhr

Die Daimler Truck AG errichtet in Halberstadt für 500 Millionen Euro ihren zentralen Logistik-Standort für die weltweite Ersatzteil-Versorgung. Zehn Monate nach Baubeginn liegen die Arbeiten im Plan. Politiker in Halberstadt hoffen, dass die neuen lukrativen Arbeitsplätze Rückkehrwillige und Pendler anlocken. Bis zu 600 Mitarbeiter sollen künftig am Logistik-Standort arbeiten.

Mann mit grauen haaren und roten Fleece-Pullover macht ein Selfie vor einem Fachwerkhaus mit MDR-Logo
Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

Wer auf der Bundesstraße 81 aus Halberstadt hinaus in Richtung Magdeburg fährt, dem bietet sich ein imposantes Bild. Neben mehreren kleineren Gebäuden beeindrucken vor allem zwei riesige 600 Meter lange und 200 Meter breite Hallen. Wie im Zeitraffer konnten vorbeifahrende Autofahrer das Wachsen des künftigen "Global Parts Centers" beobachten.

Blick auf die Großbaustelle von Daimler

Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Hier baut Daimler Truck: Im Nordosten Halberstadts soll das Herzstück der Ersatzteilversorgung der Kraftwagensparte entstehen. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Hier baut Daimler Truck: Im Nordosten Halberstadts soll das Herzstück der Ersatzteilversorgung der Kraftwagensparte entstehen. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Zehn Monate nach Baustart werden auf dem Baufeld noch viele Roharbeiten verrichtet. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Versorgungswege und Fundamente werden vorbereitet. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Eine der beiden geplanten 600 Meter langen Hallen ist fast fertig, hier werden noch Regale errichtet. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Ab 2025 soll von hier aus schrittweise die weltweite Ersatzteilversorgung stattfinden. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Der Neubau wird über eine bebaute Bruttogrundfläche von 270.000 Quadratmeter verfügen. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Das Energiekonzept der neuen Anlage sieht vor, komplett unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
Auf einem Baufeld stehen Gerüste, Bagger und andere Baugeräte.
Dafür werden auf den riesigen Dachflächen ebenso große Photovoltaikanlagen montiert. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß
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Nach gerade mal zehn Monaten läge der "Gesamtfertigstellungsgrad bei weit über der Hälfte", wie es Stefan Weiser, Projektleiter beim Tochterunternehmen Daimler Truck Real Estate formuliert. Auch derzeit herrscht reges Treiben auf der 900.000 Quadratmeter großen Großbaustelle am Stadtrand von Halberstadt. Rund 400 Arbeiter bewegen dort derzeit Erde, graben Fundamente, errichten Hallenwände, installieren Heizungen und Elektro-Leitungen. Jedes der beiden Riesen-Gebäude beinhaltet sechs Hallen.

Ökostrom für die Daimler-Hallen

Ein Mann mit Warnweste und schwarzem Helm steht in einer Halle
Eine Halle ist fast fertig, so Stefan Weiser vom Daimler-Tochterunternehmen. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

Eine davon präsentiert Stefan Weiser stolz. "Zu 97 Prozent" sei diese fertig, erklärt er. Im Herbst kämen hier zehn Meter hohe Regale hinein, Regale mit acht Ebenen. Auf der anderen Seite des Gebäudes fehle indes im Moment noch der Fußboden. Und auch auf den Hallen tut sich einiges. Auf den riesigen Dachflächen, es sind gut 250.000 Quadratmeter, wird eine ebenso riesige Fotovoltaikanlage montiert. Die suche ihresgleichen, so der dafür Verantwortliche Klaus Heinrich. Pro Jahr würden 20 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das sei fast doppelt soviel, wie der Standort benötige. Die Beheizung laufe über Wärmepumpen. Auch ein Energie-Speicher für 2.000 Kilowattstunden werde errichtet.

Bis zu 600 Jobs – Handwerkskammer skeptisch

Ein Mann mit grünem Shirt steht vor einer Hausfassade.
Sieht schon jetzt eine angespannte Fachkräftelage: Maik Goldberg, Obermeister der Sanitär-Innung Halberstadt-Oschersleben Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

Das Logistikzentrum in Halberstadt soll die gesamte weltweite Ersatzteil-Versorgung für die Mercedes-Benz-Lkws übernehmen. 450 Arbeitsplätze sollen in der ersten Stufe entstehen. Später sollen es sogar 600 sein. Diese Zahlen bereiten manchem Handwerker Sorgen. Die Fachkräfte-Situation sei ohnehin schon sehr angespannt, sagt Maik Goldberg, Obermeister der Sanitär-Innung Halberstadt-Oschersleben. Wenn dann noch Handwerker in die Industrie abwandern, werde es nicht einfacher. Grundsätzlich glaube er, dass die Ansiedlung für den Standort sehr gut sei.

Gut bezahlte Jobs würden die Kaufkraft heben, und da hätte ja auch das Handwerk etwas davon. Es habe auch in der Vergangenheit immer mal Handwerker gegeben, die bei solchen Gelegenheiten in die Industrie gewechselt hätten. Das sei früher mit Auszubildenden aufgefangen worden. "Doch dadurch, dass die Ausbildungsplätze kaum noch besetzt werden können, wird es extrem schwer", so Goldberg.

Arbeitsagentur hilft bei der Fachkräfte-Suche

Ein Mann mit weißem Shirt sitzt in einem Bürostuhl an einem Tisch
Sucht überregional nach Fachkräften: Jean Lehmann von der Agentur für Arbeit. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

Sorgen, die man bei der Agentur für Arbeit nur bedingt teilt. Seit einem Dreivierteljahr sei man wegen der benötigten Arbeitskräfte mit Daimler Truck im Gespräch, erklärt Jean Lehmann, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt West mit Sitz in Halberstadt. Es werde auch in den angrenzenden Regionen nach Arbeitskräften gesucht. Lehmann: "Ganz allein aus Halberstadt kriegt man das nicht generiert", so Lehmann. Er sei aber guter Hoffnung, dass der Stellen-Bedarf des Logistik-Zentrums gedeckt werden könne. Bei der Stadt hofft man auch auf Zuzug. Keine drei Kilometer Luftlinie entfernt lässt sie deswegen am Rande des Ortsteils Emersleben ein neues Wohngebiet erschließen, falls künftige Mitarbeiter Bauplätze suchen.

Ein Mann in Anzug steht auf einem Baufeld
Halberstadts Oberbürgermeister Daniel Szarata hofft, dass die neuen Arbeitsplätze weggezogene Halberstädter zurücklocken. Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

Die Investition von Daimler Truck sei auch eine Chance für die Stadt, ehemalige Mitbürger zur Rückkehr zu bewegen, glaubt Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU). Er hofft, dass die neuen Arbeitsplätze einst wegen Ausbildungsplätzen oder lukrativer Jobs weggezogene Halberstädter und Pendler anlocken. Szarata: "Das ist die große Hoffnung, das wäre ein großer Wunsch." Derweil ist man auf der Baustelle zuversichtlich, dass der Plan auch künftig eingehalten werden kann. Wenn keine größeren Probleme auftreten, sollen in einem halben Jahr erste Teile des Global Parts Centers in Betrieb gehen. Komplett fertig sein soll alles im Spätsommer 2025.

MDR (Carsten Reuß, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Juli 2024 | 06:30 Uhr

19 Kommentare

DER Beobachter vor 16 Wochen

Schauen Sie mal, woher die Stahlwerke etwa in Norwegen oder Schweden ihren Strom nehmen. Genug zudem noch, um ihn (nicht nur) in andere Landesteile zu exportieren...

ElBuffo vor 16 Wochen

Echtmal. Um Gottes Willen. Im Osten gibt es kaum noch Natur. Riesige Flächen sind da seit zig Jahrzehnten von Industrieanlagen belegt und produzieren munter vor sich hin.
Da muss endlich eine richtige Deindustrialisierungsstrategie her.

ElBuffo vor 16 Wochen

Das sollte man mal der Handwerkskammer sagen. Die regt sich vollkommen umsonst auf. Die haben ganz offensichtlich keine Ahnung und pusten die auch noch im Brustton der Überzeugung raus.

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