Ortsbesuch Daimler baut in Halberstadt: So läuft es auf der Baustelle
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26. Juli 2024, 15:27 Uhr
Die Daimler Truck AG errichtet in Halberstadt für 500 Millionen Euro ihren zentralen Logistik-Standort für die weltweite Ersatzteil-Versorgung. Zehn Monate nach Baubeginn liegen die Arbeiten im Plan. Politiker in Halberstadt hoffen, dass die neuen lukrativen Arbeitsplätze Rückkehrwillige und Pendler anlocken. Bis zu 600 Mitarbeiter sollen künftig am Logistik-Standort arbeiten.
- Seit zehn Monaten laufen die Bauarbeiten für Daimler Truck in Halberstadt – und sie liegen laut Unternehmen im Plan.
- In einem halben Jahr soll der Betrieb starten.
- Die Region sucht derweil händeringend nach Fachkräften.
Wer auf der Bundesstraße 81 aus Halberstadt hinaus in Richtung Magdeburg fährt, dem bietet sich ein imposantes Bild. Neben mehreren kleineren Gebäuden beeindrucken vor allem zwei riesige 600 Meter lange und 200 Meter breite Hallen. Wie im Zeitraffer konnten vorbeifahrende Autofahrer das Wachsen des künftigen "Global Parts Centers" beobachten.
Nach gerade mal zehn Monaten läge der "Gesamtfertigstellungsgrad bei weit über der Hälfte", wie es Stefan Weiser, Projektleiter beim Tochterunternehmen Daimler Truck Real Estate formuliert. Auch derzeit herrscht reges Treiben auf der 900.000 Quadratmeter großen Großbaustelle am Stadtrand von Halberstadt. Rund 400 Arbeiter bewegen dort derzeit Erde, graben Fundamente, errichten Hallenwände, installieren Heizungen und Elektro-Leitungen. Jedes der beiden Riesen-Gebäude beinhaltet sechs Hallen.
Ökostrom für die Daimler-Hallen
Eine davon präsentiert Stefan Weiser stolz. "Zu 97 Prozent" sei diese fertig, erklärt er. Im Herbst kämen hier zehn Meter hohe Regale hinein, Regale mit acht Ebenen. Auf der anderen Seite des Gebäudes fehle indes im Moment noch der Fußboden. Und auch auf den Hallen tut sich einiges. Auf den riesigen Dachflächen, es sind gut 250.000 Quadratmeter, wird eine ebenso riesige Fotovoltaikanlage montiert. Die suche ihresgleichen, so der dafür Verantwortliche Klaus Heinrich. Pro Jahr würden 20 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das sei fast doppelt soviel, wie der Standort benötige. Die Beheizung laufe über Wärmepumpen. Auch ein Energie-Speicher für 2.000 Kilowattstunden werde errichtet.
Bis zu 600 Jobs – Handwerkskammer skeptisch
Das Logistikzentrum in Halberstadt soll die gesamte weltweite Ersatzteil-Versorgung für die Mercedes-Benz-Lkws übernehmen. 450 Arbeitsplätze sollen in der ersten Stufe entstehen. Später sollen es sogar 600 sein. Diese Zahlen bereiten manchem Handwerker Sorgen. Die Fachkräfte-Situation sei ohnehin schon sehr angespannt, sagt Maik Goldberg, Obermeister der Sanitär-Innung Halberstadt-Oschersleben. Wenn dann noch Handwerker in die Industrie abwandern, werde es nicht einfacher. Grundsätzlich glaube er, dass die Ansiedlung für den Standort sehr gut sei.
Gut bezahlte Jobs würden die Kaufkraft heben, und da hätte ja auch das Handwerk etwas davon. Es habe auch in der Vergangenheit immer mal Handwerker gegeben, die bei solchen Gelegenheiten in die Industrie gewechselt hätten. Das sei früher mit Auszubildenden aufgefangen worden. "Doch dadurch, dass die Ausbildungsplätze kaum noch besetzt werden können, wird es extrem schwer", so Goldberg.
Arbeitsagentur hilft bei der Fachkräfte-Suche
Sorgen, die man bei der Agentur für Arbeit nur bedingt teilt. Seit einem Dreivierteljahr sei man wegen der benötigten Arbeitskräfte mit Daimler Truck im Gespräch, erklärt Jean Lehmann, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt West mit Sitz in Halberstadt. Es werde auch in den angrenzenden Regionen nach Arbeitskräften gesucht. Lehmann: "Ganz allein aus Halberstadt kriegt man das nicht generiert", so Lehmann. Er sei aber guter Hoffnung, dass der Stellen-Bedarf des Logistik-Zentrums gedeckt werden könne. Bei der Stadt hofft man auch auf Zuzug. Keine drei Kilometer Luftlinie entfernt lässt sie deswegen am Rande des Ortsteils Emersleben ein neues Wohngebiet erschließen, falls künftige Mitarbeiter Bauplätze suchen.
Die Investition von Daimler Truck sei auch eine Chance für die Stadt, ehemalige Mitbürger zur Rückkehr zu bewegen, glaubt Oberbürgermeister Daniel Szarata (CDU). Er hofft, dass die neuen Arbeitsplätze einst wegen Ausbildungsplätzen oder lukrativer Jobs weggezogene Halberstädter und Pendler anlocken. Szarata: "Das ist die große Hoffnung, das wäre ein großer Wunsch." Derweil ist man auf der Baustelle zuversichtlich, dass der Plan auch künftig eingehalten werden kann. Wenn keine größeren Probleme auftreten, sollen in einem halben Jahr erste Teile des Global Parts Centers in Betrieb gehen. Komplett fertig sein soll alles im Spätsommer 2025.
MDR (Carsten Reuß, André Plaul)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Juli 2024 | 06:30 Uhr
DER Beobachter vor 16 Wochen
Schauen Sie mal, woher die Stahlwerke etwa in Norwegen oder Schweden ihren Strom nehmen. Genug zudem noch, um ihn (nicht nur) in andere Landesteile zu exportieren...
ElBuffo vor 16 Wochen
Echtmal. Um Gottes Willen. Im Osten gibt es kaum noch Natur. Riesige Flächen sind da seit zig Jahrzehnten von Industrieanlagen belegt und produzieren munter vor sich hin.
Da muss endlich eine richtige Deindustrialisierungsstrategie her.
ElBuffo vor 16 Wochen
Das sollte man mal der Handwerkskammer sagen. Die regt sich vollkommen umsonst auf. Die haben ganz offensichtlich keine Ahnung und pusten die auch noch im Brustton der Überzeugung raus.