An einer Haltestelle steht ein Bus, der zum Hauptbahnhof fährt.
In Stendal stimmt der Kreistag am Mittwoch erneut über das Deutschlandticket ab. (Archivbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ausstieg vom Ausstieg Deutschlandticket: Stendaler Kreistag stimmt für Verbleib

20. Dezember 2023, 19:42 Uhr

In einer Sondersitzung hat der Kreistag in Stendal am Mittwoch nun doch dafür gestimmt, dass das Deutschlandticket dort auch in den Bussen gültig bleibt. Vor zwei Wochen hatte er beschlossen, im Busverkehr aus dem 49-Euro-Ticket auszusteigen. Das hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

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Der Stendaler Kreistag hat am Mittwochabend in einer Sondersitzung nun doch für den Verbleib im Deutschlandticket gestimmt. Nach einer längeren Diskussion stimmten 30 Mitglieder mit "Ja", vier mit "nein" und neun enthielten sich. Damit fiel das Ergebnis nach der Entscheidung für den Ausstieg vor zwei Wochen nun recht deutlich zugunsten des Verbleibs aus.

"Das ist eine gute Nachricht", sagte Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) kurz nach der Abstimmung. Das Deutschlandticket behalte nun überall im Land seine Gültigkeit. "Das ist letzlich einer seiner größten Vorteile."

Die Sondersitzung war am vergangenen Freitag von Landrat Patrick Puhlmann (SPD) angekündigt worden. Dabei hatte der Landrat betont, es stehe noch nicht fest, ob der Kreistag den Ausstieg rückgängig machen werde. Puhlmann schlug vor, dass der Landkreis 41.000 Euro zuschießt, um das Ticket zumindest bis Ende April kommenden Jahres zu sichern. Danach müsse es ein durchfinanziertes Konzept von Bund und Land geben.

Aus wegen Mehrkosten beschlossen

Der Kreistag hatte vor zwei Wochen entschieden, dass das 49-Euro-Ticket ab Januar nicht mehr in Bussen des Landkreises gelten soll. Als Grund dafür hatte der Kreistag die Mehrkosten von jährlich rund 120.000 Euro angegeben. Von der Entscheidung wären die sechs Buslinien in der Stadt Stendal sowie 35 Linien im Landkreis betroffen gewesen, die unter anderem nach Seehausen, Arneburg, Osterburg, Havelberg, Tangerhütte und Tangermünde fahren.

Land kündigt Finanzspritze für Busverkehr an

Am Donnerstag der vergangenen Woche hatte das Land angekündigt, dass es den öffentlichen Busverkehr im Land im kommenden Jahr mit zusätzlichen zehn Millionen Euro unterstützen will. Nach den Worten von Landrat Puhlmann sind davon 450.000 Euro für den Landkreis Stendal vorgesehen. Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) hatte MDR SACHSEN-ANHALT am Donnerstag gesagt, im Landkreis Stendal seien diese geplanten Mittel offensichtlich nicht bekannt gewesen. Sie hoffe, dass sich der Kreistag nun doch anders entscheide.

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Bushaltestelle in Schmoor im Landkreis Stendal
Wer mit dem Bus aus dem Stendaler Umland, zum Beispiel aus Schmoor, in die Kreisstadt fahren möchte, muss ab 2024 auch als Besitzerin oder Besitzer des Deutschlandtickets ein zusätzliches Busticket kaufen. Bildrechte: IMAGO / Jürgen Ritter

MDR (Bernd-Volker Brahms, Leonard Schubert, Christoph Dziedo, Mario Köhne)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. Dezember 2023 | 06:30 Uhr

8 Kommentare

Ein Dorfjunge vor 21 Wochen

Das 49 Euro Ticket entzieht dem notwendigen ÖPNV Ausbau kein Geld, denn dafür sind die Regionalisierungsmittel vorgesehen. Sachsen-Anhalt erhält derzeit knapp 356 Mio Euro jährlich an Geldern um den ÖPNV zu betreiben. Dazu kommen nochmal jährlich zusätzliche Geldmittel in Höhe von 55 Mio Euro. Sprich S-A erhält für den ÖPNV mehr als 400 Mio Euro jährlich. Daran hat das 49 Euro Ticket auch nichts geändert, dieses Ticket wird aus anderen Geldtöpfen finanziert und wenn es gelingt mehr Menschen von der Straße in den ÖPNV zu bringen, werden an anderer Stelle auch wieder Geldmittel frei.

zenkimaus vor 21 Wochen

Wo der ÖPNV schon vorher eine alternative zum zum Auto ist, braucht es kein D Ticket .
Ob sie 100 Euro oder 49 Euro bezahlen ist schon ein Unterschied.
Nehmen ich Weinböhla. Gemeinde 10000 Einwohner, Straßenbahn Anschluss aller 30 min. Abends, nachts 1x die Stunde. Circa alle halben Stunde ein Zug nach Dresden. Abend jede Stunde.
Was machen die meisten Menschen da. Auto fahren auch nach Dresden.

Anita L. vor 21 Wochen

Eben, Atze Ton, fehlendes Personal hat nichts mit Förderung zu tun, und die Förderung demzufolge auch nichts mit aufgrund von fehlendem Personal verursachtes geringes Angebot. Deswegen ja auch meine Frage nach der Ursache für den ausgedünnten Fahrplan. Welche Macht die Autolobby hat, erlebe ich in faktisch jeder Debatte um den ÖPNV und das Deutschlandticket.
Ein sozialistisches Heftchen müsste ich überhaupt erst einmal besitzen, um es weglegen zu können. Aber das nur nebenbei.

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