Ein Arbeiter reinigt große Zahnräder.
Beim Unternehmen Schuler Pressen droht am Standort Erfurt ein Stellenabbau. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Arbeitsplätze Maschinenbauer Schuler Pressen in Erfurt droht Stellenabbau

02. Mai 2024, 16:33 Uhr

Rund 100 Arbeitsplätze stehen beim Maschinenbauer Schuler Pressen in Erfurt offenbar auf dem Spiel. Das Unternehmen kritisiert, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort an Attraktivität verliere. Die Schuler Group ist eigenen Angaben zufolge weltweit führender Hersteller von Anlagen für die Blechumformung.

Beim Maschinenbauer Schuler Pressen in Erfurt sind offenbar zahlreiche Stellen gefährdet. Nach Angaben der IG Metall sollen rund 100 der derzeit 450 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das sagte der Bevollmächtigte Ilko Vehlow am Mittwoch am Rand einer Kundgebung.

Unternehmen bestätigt Abbau nicht direkt

Die Schuler-Geschäftsführung habe das den Betriebsräten mitgeteilt, so der Gewerkschafter. Das Unternehmen selbst bestätigte die Zahlen bisher nicht. Auf Nachfrage von MDR THÜRINGEN hieß es aber, der Auftragseingang liege weit unter den Erwartungen.

Der Standort Erfurt sei davon in besonderem Maße betroffen, das weitere Vorgehen werde nun geprüft. Ein Stellenabbau sei nicht ausgeschlossen, die Gespräche mit Arbeitnehmervertretern hätten aber gerade erst begonnen.

Unternehmen und IG Metall mit Kritik

Ein Unternehmenssprecher von Schuler kritisierte, der Standort Deutschland verliere seit Jahren an Attraktivität. Die Probleme seien bekannt - zu hohe Lohnkosten, zu hohe Energiekosten, zu viel Bürokratie. Die Industrie brauche aber die richtigen Rahmenbedingungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die IG Metall forderte in diesem Zusammenhang einen wettbewerbsfähigen Energiepreis. Es könne nicht angehen, dass ein Traditionsbetrieb wie Schuler Pressen in die Knie gehe und gut bezahlte Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. Immer mehr Arbeitsplätze würden abgebaut und schleichend nach China verlagert, um von dort den europäischen Markt zu bedienen. Das gehe nicht, das werde die IG Metall nicht mitmachen, hieß es.

Die Schuler Group ist eigenen Angaben zufolge weltweit führender Hersteller von Anlagen für die Blechumformung. Die rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Europa, China und Amerika stellen Pressen her, die beispielsweise für die Produktion von Karosserieteile oder Münzen genutzt werden.

MDR (ar/soh/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | THÜRINGEN JOURNAL | 01. Mai 2024 | 19:00 Uhr

70 Kommentare

Quantix vor 1 Wochen

@Erichs Rache:
Verstehe, die aktuelle Wirtschaftskrise ist also keine Folge verschlechteter Standortbedingungen und mangelndem Vertrauen in die Lösungskompetenz der Politik, sondern allein dem (rein zufällig zu Beginn der aktuellen Legislaturperiode begonnenen) branchenübergreifend koordinierten Verkauf von geistigem Eigentum nach China geschuldet? Verstehe ich ihre Vorwürfe an "die Wirtschaft" hier richtig?

Wenn die Hightechschmelzen im Thüringer Wald wegen fortschreitender Frequenzschwankungen mehrfach ins Notaus gehen und ganze Chargen damit auf der Müllhalde landen, ist das keine Folge falscher Prioritäten in der Energiepolitik, sondern "Schuld des Managements"?

Wenn die Kunststoffproduktion in Mittelthüringen beim Einkauf von Gas seit Sommer 2022 Panikaufschlag zahlen muss, weil der Vertrauensverlust in die Strategien des BMKWi-Ministers zu einem Spekulationsrun auf den Spot-Markt für Gas geführt haben, dann ist das "Schuld des Managements"?

Sie sind Ökonom, korrekt?

Lumberjack vor 2 Wochen

@part Nachtrag zu "China beherrscht..." ein besonders trauriger Fall aus dem Bereich Automatisierung, symbolisch:
Die ordentliche Hauptversammlung der KUKA AG vom 17. Mai 2022 hat die Übertragung der Aktien der Minderheitsaktionäre auf die Tochtergesellschaft der Midea, die Guangdong Midea Electric Co., Ltd. mit Sitz in Foshan City, VR China, gegen Zahlung einer Barabfindung in Höhe von 80,77 Euro je Aktie beschlossen.
Die Tagesschau berichtet am 28.04.2023:
Der Roboter-Hersteller Kuka hat 2022 Rekord-Auftragseingänge erzielt. Vor allem in China ist die Nachfrage groß. Seit 2016 ist das Unternehmen mehrheitlich in chinesischer Hand, seit 2022 sogar komplett.
Der Augsburger Roboter-Hersteller Kuka hat im vergangenen Jahr mit fast 4,5 Milliarden Euro so hohe Auftragseingänge verzeichnet wie noch nie in der fast 125-jährigen Unternehmensgeschichte.
Jetzt bitte nur noch 1 und 1 zusammenrechnen.

Lumberjack vor 2 Wochen

"China beherrscht weiterhin die Planwirtschaft, zur Not mit Subventionen, um die Marktstellung zu halten und auszubauen" genau so ist es. Offenbar interessiert das niemanden oder es fehlt die Kompetenz, Zusammenhänge herzustellen? In Deutschland hat bei Schlüsseltechnologieen, Forschung und Entwicklung, Automatisierung längst der Ausverkauf stattgefunden - und wird auch noch gefeiert! Hier nur ein Beispiel: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/weimar/desay-autozulieferer-arbeitsplaetze-investition-100.html
Wenn Schuler aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen Bedingungen nicht selbst aktiv wird, haben auch sie verloren.

Mehr aus der Region Erfurt - Arnstadt

Kultur

Eine Frau mit langen, offenen, braunen Haaren und bunter Bluse steht im Laubengang eines alten Fachwerkhauses und lächelt in die Kamera.
Sibylle Wulff hat als neue Leiterin der Zentralen Restaurierungswerkstätten in Erfurt große Pläne: Die Depots und Ateliers sollen in einem Zentraldepot zusammenziehen. Bildrechte: MDR/Antje Kirsten

Mehr aus Thüringen