Baufällige Anlage Radsport: SSV "feiert" 25 Jahre Nichtsanierung der Geraer Radrennbahn
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09. Mai 2024, 20:59 Uhr
Seit 25 Jahren steht fest: Die Radrennbahn in Gera muss saniert werden. Bis heute ist aber nichts passiert. Die Mitglieder des Vereins wollen für ihre Radrennbahn und den Erhalt des Radsports in Gera kämpfen. Aus diesem Grund kamen sie am Donnerstag zusammen und machten auf die großen und kleinen Probleme aufmerksam.
Die Sonne scheint, es gibt Bratwurst und Kuchen. Wer will, kann sich sogar kleine Radrennen anschauen. Es könnte alles so schön sein beim Radsportverein Gera. Nur die Radrennbahn selbst, die ist alles andere als schön. Seit 25 Jahren kämpft der Verein für eine umfassende Sanierung der 250 Meter langen Bahn. Immer wieder wurden Vorschläge und Pläne entwickelt, die dann letztendlich doch nicht realisiert wurden. Unter dem Motto "Sanierung der Radrennbahn: Jetzt! 25 Jahre reichen", wollten sich die Mitglieder sich am Donnerstag Gehör verschaffen.
Radrennbahn in Gera: Die Probleme
Nach schadhaften Stellen muss man nicht lange suchen. Vor allem die Nordkurve der Strecke fällt sofort ins Auge. Überall in der Kurve wurden bereits Teile ausgetauscht. Die großen Temperaturschwankungen machen der Bahn zusätzlich zu schaffen, sagt Trainerin Heike Schramm. Durch das Gefrieren und Auftauen entstehen Risse, die immer wieder ausgebessert werden müssen. Dadurch verschiebt sich die Trainingszeit im Frühjahr immer weiter nach hinten.
Unfälle können durch die kaputte Radrennbahn ebenfalls passieren. 2003 kam es bei den deutschen Meisterschaften zu einem schweren Sturz. Seitdem veranstaltet der Verein keine Wettkämpfe mehr für Jugendliche über 17 und Erwachsene.
Die Bodenplatten weisen noch weitere Schäden auf. Laut Radsport-Weltverband sind bei einer Radrennbahn grade einmal fünf Millimeter Höhenunterschied auf zwei Metern Länge oder Breite bei einer Radrennbahn erlaubt. In Gera sind es laut Heike Schramm etwa fünf Zentimeter.
Auch die Bande der Bahn macht dem Verein zu schaffen. Immer wieder kommt es zu Absplitterungen an der äußeren Holzbande. Im letzten Sommer wurden viele Holzlatten erneuert. Laut Angaben des Vereins sind die Splitter aber immer noch ein Risikofaktor.
Das sind aber nur die größten Sanierungspunkte. Alle Probleme wurden von dem Verein in einer kreativen Art mit Fotos festgehalten. Kleine Figuren werden an Problemzonen der Bahn als Bau- oder Minenarbeiter und auch als Bergsteiger eingesetzt. Bei der Veranstaltung zeigt die Menge an Fotos wo überall Handlungsbedarf besteht.
Messanlage, Anzeigetafel und Lautsprecher fehlen
Zu einer guten Radrennbahn gehört mehr als eine befahrbare Oberfläche. Eine Anzeigetafel, eine Zeitmessanlage, eine Lautsprecheranlage - das alles gab es früher in Gera. Heute ist davon nichts mehr übrig.
Bei den Jedermannrennen am Donnerstag wurde auf diese Mängel aufmerksam gemacht. Wer wollte, konnte sich selbst auf der Radrennbahn versuchen. Dabei gab es eine Herausforderung: Die 250 Meter mussten in genau 36 Sekunden zurückgelegt werden. Das ist genau die Zeit, die man bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h benötigt. Wegen der Fahrbahnschäden durften die Teilnehmer nur einzeln fahren.
Talentschmiede: Viele Rennradprofis starteten in Gera
Die Radrennbahn in Gera ebnete vielen erfolgreichen Sportlern den Weg für ihre spätere Karriere. Dazu zählt auch der Olympiasieger Olaf Ludwig. Mit Lena Reißner hofft der Verein auf eine erneute Olympiateilnahme. Sie wurde im Herbst 2010 von Trainerin Heike Schramm entdeckt. Heute fährt sie im Frauenteam für das Team LKT und hofft auf einen Platz im Olympiakader für Paris 2024.
Die Kleinsten des Vereins haben noch einen weiten Weg vor sich, bis sie an den Olympischen Spielen teilnehmen können. Beim Vereinsfest durften sie trotzdem ihr Können unter Beweis stellen. Noch ohne Pedale und ohne Gänge stellten sich vier Kleinkinder der Herausforderung des Laufradrennens. Trotz immer wieder hilfesuchender Blicke zu den Eltern und eines kleinen Sturzes schafften es alle unversehrt ins Ziel. Im Ziel warteten Seifenblasen und Spielzeug auf die Profis von morgen.
Trainerin Heike Schramm ist genau das wichtig: "Bei uns schlägt das Herz einfach für den Radsport. Wir wollen Kinder aufs Rad bringen. Wir wollen Kinder zum Sport motivieren." Sie erzählt von der Sorge, dass viele Eltern ihre Kinder wegen des Zustandes der Radrennbahn nicht in den Verein geben wollen. Ein Grund mehr, die Radrennbahn zu sanieren.
Geraer Radrennbahn: So soll es weitergehen
Bei der Veranstaltung wurden auch fleißig Spenden gesammelt. Für die Sanierung der Radrennbahn wird es aber wohl nicht reichen. Was eine komplette Sanierung kosten würde, ist noch unklar. Auf Anfrage teilt die Stadt mit, dass ein Ingenieurbüro bereits an einem Konzept arbeite. Bis Ende Juni sollen dann die zu erwarteten Kosten vorliegen. Wie es dann mit der Radrennbahn weitergeht, liegt in den Händen des Stadtrates.
MDR (ls)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 09. Mai 2024 | 19:00 Uhr
Harka2 vor 32 Wochen
Die DDR hatte ein sehr umfassendes Förderprogramm für viele Sportarten aufgelegt, um frühzeitig Talente zu entdecken und zu fördern. Die DDR wollte so ihr Ansehen in der Welt verbessern. Das hat zwar funktioniert, ist aber heute kein Thema mehr. Heute muss Sport gewinnbringend sein, weshalb der Staat diesen kaum fördert. Wer keine Sponsoren oder reiche Eltern in der Hinterhand hat, hat keine Chance. Gerade technische Sportdisziplinen haben das Problem, dass die Technik auch jemand bezahlen muss. Die Sponsoren stürzen sich da auf wenige Sportarten wie Fußball oder Bob-fahren. Bahnradsport hat keine Lobby. Es gibt gute Gründe, warum die BRD im Medaillenspiegel bei Großveranstaltungen immer weit hinter der DDR rangierte.