Ein Mann hilft einer älteren Dame aus einem Bus heraus.
Bürgerbus-Fahrer Diethard Lumpe hilft seinen Fahrgästen auch beim Aussteigen. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski

Mobilität "Für mich die einzige Möglichkeit": Warum der Bürgerbus in Stadtroda wichtig ist

29. März 2024, 11:16 Uhr

Auf dem Land von A nach B zu kommen - das ist so eine Sache. Vor allem für Ältere, die kein Auto mehr haben. Da kommt der Bürgerbus in Stadtroda gerade recht. Zweimal pro Woche fährt er die Menschen aus Stadtroda und den umliegenden Dörfern zum Einkaufen, Arzt oder Friseur.

MDR THÜRINGEN-Regionalkorrespondentin Veronika Lewandrowski
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

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Startpunkt Amtsplatz Stadtroda. 8:30 Uhr. Erst abkoppeln von der Strom-Ladestation, dann rollt er los, der Bürgerbus. Am Steuer heute: Fahrer Diethard Lumpe. Der 70-Jährige ist von Anfang an dabei. Insgesamt gehören sieben Fahrer und eine Fahrerin zum Bürgerbus-Team, alle im Ruhestand.

Ein Mann sitzt am Steuer eines Elektrobusses.
Diethard Lumpe ist einer der Bürgerbus-Fahrer in Stadtroda. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski

"Wir sind ja bisschen verrückt aufs Fahren", sagt Lumpe, "trotzdem müssen wir uns darauf einlassen, dass wir Nachwuchs brauchen." Bürgerbus - das heißt: Hinterm Steuern sitzen Menschen im Ehrenamt und alle Passagiere werden kostenlos mitgenommen.

Wir sind ja bisschen verrückt aufs Fahren, trotzdem müssen wir uns darauf einlassen, dass wir Nachwuchs brauchen.

Diethard Lumpe Bürgerbus-Fahrer

Diethard Lumpe steuert den Elektrobus sicher durch die Straßen in Stadtroda, hat dabei immer die Extra-Haltestellen im Blick. Auf der Schönen Aussicht, hoch über dem Stadtzentrum von Stadtroda, warten die ersten Mitfahrer. Dann geht's raus auf die Dörfer Quirla, Laasdorf, Schlöben.

Fester Fahrplan gibt Sicherheit

Gefahren wird nach einem festen Fahrplan, das gebe Sicherheit für die Fahrgäste. Nichts sei schlimmer, als wenn jemand an der Bürgerbus-Haltestelle umsonst wartet, so Lumpe. Über die Zu- und Ausstiege wird Protokoll geführt - per Strichliste. So soll der Bedarf kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden. Derzeit rollt der Bus dienstags und donnerstags.

"Am Anfang haben wir auch die Gemeinde Dorna angefahren, aber da ist nie jemand eingestiegen. Und nach fünf Jahren haben wir dann gesagt: Wenn keiner mitfährt, brauchen wir dort auch nicht mehr halten", berichtet Lumpe.

Ein Haltestellen-Schild, dass auf den Bürgerbus hinweist.
Ein Fahrplan an den Bürgerbus-Haltestellen weist auf die Abfahrtzeiten hin. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski

So wurden ihm zufolge auch die Haltezeiten am Bahnhof in Stadtroda so geplant, dass Fahrgäste dort auch einen der Züge erreichen können oder von außerhalb per Zug kommend in die Stadt gefahren werden.

Bürgerbus ist Gemeinschaftsprojekt von Stadtroda und Schlöben

2017 war das Bürgerbus-Angebot aus der Taufe gehoben worden, mit Fördergeldern vom Land, um den ländlichen Raum zu unterstützen. Stadtroda und die Gemeinde Schlöben betreiben den Bürgerbus als kommunale Arbeitsgemeinschaft gemeinsam.

Die Busfahrer seien darüber versichert, die Fahrgäste werden zwar kostenfrei befördert, können aber eine Spende abgeben, sagt Schlöbens Bürgermeister Hans-Peter Perschke (SPD). Damit sei die Region im Saale-Holzland-Kreis 2017 ein Vorreiter in Thüringen gewesen. Mittlerweile trudeln viele Anfragen aus anderen Kommunen bei Perschke ein. Seine Zukunftsvision: noch ein weiterer Bus, eine Anbindung Richtung Jena und Carsharing-Angebote.

Ein Eletrobus lädt an einer E-Auto-Ladesäule.
Der Bürgerbus ist ein Elektrofahrzeug und ein Gemeinschaftprojekt der Kommunen Stadtroda und Schlöben. Bildrechte: MDR/Veronika Lewandrowski

Soziale Kontakte auf der Rücksitzbank

An diesem Tag fahren vor allem ältere Frauen mit dem Bürgerbus mit. Die meisten wollen nach Stadtroda zum Arzt und ihre Einkäufe erledigen. Die Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen, wäre mittlerweile zu beschwerlich, sagen sie.

Das Bürgerbus-Angebot empfinden sie als Segen. "Es ist für mich die einzige Möglichkeit, rein in die Stadt zu kommen zum Einkaufen", berichtet etwa Ortrud Großmann aus Schlöben. Und auch soziale Kontakte kommen auf der Rücksitzbank nicht zu kurz.

Es ist für mich die einzige Möglichkeit, rein in die Stadt zu kommen zum Einkaufen.

Ortrud Großmann Mitfahrerin aus Schlöben

Im vergangenen Jahr nutzten fast 1.200 Menschen das Bürgerbus-Angebot. Busfahrer Diethard Lumpe wünscht sich, dass noch mehr das kostenfreie Angebot annehmen.

MDR (vle/jw)

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 31. März 2024 | 18:35 Uhr

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