Dieses Foto wurde unter Aufsicht der israelischen Verteidigungskräfte aufgenommen und von der Militärzensur geprüft: Israelische Soldaten gehen in Position, als Gebiet des UNRWA-Hauptquartier betreten
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Caritas: Unterwanderung von Hilfsorganisationen möglich

12. Februar 2024, 13:07 Uhr

Der Palästinenser-Hilfsorganisation UNRWA im Gazastreifen wird vorgeworfen, von Hamas-Mitgliedern unterwandert zu sein. Ein Sprecher von Caritas International sagte dem MDR, man könne in Krisenregionen trotz gewissenhafter Überprüfung der Helfer eine Infiltration Radikaler nie ganz verhindern.

Eine Unterwanderung von Hilfsorganisationen lässt sich nach Angaben von Caritas International nicht gänzlich ausschließen. Der Caritas-Verantwortliche für den Nahen Osten, Patrick Kuebart, sagte MDR AKTUELL, man könne in einer Notsituation wie im Gazastreifen keine Gesinnungsprüfung vornehmen. Die Hilfsorganisationen könnten nicht jeden einzelnen Helfer durchleuchten: "In meinen Augen müssen wir das auch nicht. Die Menschlichkeit steht im Vordergrund."

Nach Kuebarts Worten sind sich die internationalen Helfer vor Ort der Gefahren bewusst, denen sie sich "bei der Auswahl der Mitarbeiter in Konfliktregionen aussetzen". Die Helfer durchlaufen demnach ein normales Vorstellungsgespräch. Dabei werden Lebenslauf und Dokumente geprüft.

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Zerstörtes UNRWA-Gebäude im Gazastreifen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Omar Ishaq

Daneben werden Kuebart zufolge bei der Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch verschiedene Informationen eingeholt. So werden die Bewerber mit internationalen Listen abgeglichen, wo Mitglieder von Terrororganisationen geführt werden. Außerdem gebe es "Hintergrundchecks in den Regionen, wo die Menschen leben".

UNRWA-Mitarbeiter sollen in Hamas-Überfall verwickelt sein

Hintergrund sind Vorwürfe nicht nur von israelischer Seite, dass das UN-Palästinenserhilfwerk im Gazastreifen (UNRWA) von der Terrororganisation Hamas unterwandert sei. Dazu läuft derzeit eine interne Untersuchung. Parallel dazu soll unter anderem auf Druck der EU eine unabhängige Gruppe unter Leitung der ehemaligen französischen Außenministerin Catherine Colonna prüfen, wie neutral die UNRWA ist.

Ende Januar war bekannt geworden, dass offenbar zwölf Mitarbeitende der Organisation in das Hamas-Massaker vom 7. Oktober verwickelt gewesen sind. Israel kritisiert das Hilfswerk seit Langem. Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Falko Droßmann fordert den Aufbau eines neuen Palästinenserprogramms für den Gazastreifen.

MDR AKTUELL (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. Februar 2024 | 07:00 Uhr

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