Am 1.September 2024 wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen führen seit Monaten die Rechtspopulisten von der AfD, angeführt von ihrem Landes-Chef Björn Höcke. Was folgt, wenn die AfD stärkste Kraft in Thüringen wird?
Am 1.September 2024 wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen führen seit Monaten die Rechtspopulisten von der AfD, angeführt von ihrem Landes-Chef Björn Höcke. Was folgt, wenn die AfD stärkste Kraft in Thüringen wird?
Schon einmal, vor einhundert Jahren, gab es eine sogenannte Schicksalswahl in Thüringen. Damals traten bürgerliche und konservative Parteien mit dem Ziel an, die Linksregierung von KPD und SPD abzulösen. Doch die Wahl am 10. Februar 1924 brachte keine absolute Mehrheit für die im "Thüringer Ordnungsbund" zusammengeschlossenen bürgerlichen Parteien. Um dennoch eine Regierung stellen zu können, ließ sich der Bund von der "Vereinigten Völkischen Liste" tolerieren, einer antisemitischen Partei, der auch Mitglieder der nach dem Hitlerputsch verbotenen NSDAP angehörten.
Dies hatte massive Folgen in Thüringen: Der Antisemit Artur Dinter leitete damals die "Vereinigte Völkische Liste". Er forderte: in das Kabinett dürfen nur "arische Männer" aufgenommen werden. Der liberale Eduard Rosenthal, Jura-Professor in Jena, wurde gezwungen, sein Landtagsmandat niederzulegen. Der von der SPD entsandte Landesbankpräsident Walter Loeb trat zurück. Nur einen Monat nach der Wahl wurde auf Dinters Betreiben im März 1924 das Verbot der NSDAP aufgehoben. Im restlichen Deutschland war das erst im Februar 1925 der Fall. Dem als "jüdisch unterwandert" geltenden Bauhaus wurden 50% der Mittel gestrichen, sodass es sich zum Umzug nach Dessau genötigt sah.
Der Jenaer Historiker Andreas Braune sieht auch heute vergleichbare Entwicklungen, wenn Björn Höcke fordert, man müsse den Ideologiestaat zurückdrängen. "Wenn die Rechten dann erst einmal an der Macht sind, werden sie alles dafür tun, sozusagen eine Gegenöffentlichkeit, eine Gegen-Zivilgesellschaft in ihrem Sinne aufzubauen.", so Braune.
Dagegen versucht der Weimarer Verein "Distanz e.V." anzukämpfen. Peer Wiechmann leitet den Verein. Er und seine Mitstreiter gehen an Schulen, wenn es dort von Schülern antisemitisches oder rechtsradikales Verhalten gibt. Die Lage heute ist eine andere als 1924, glaubt Wiechmann, die Demokratie ist gefestigter. Trotzdem ist sie wieder von rechts bedroht. Damit sie nicht fällt, machen er und seine Leute vom Verein mit ihrer Arbeit weiter.
Ebenso wie Jens-Christian Wagner von der Gedenkstätte Buchenwald, der AfD-Politikern Hausverbot für das Gelände des früheren Konzentrationslagers erteilt hat. Die forderten daraufhin seine Absetzung. Das schreckt Wagner nicht. Im Interview mit der "MDR Zeitreise" attestiert er Björn Höcke ein völkisches Konzept wie die Nationalsozialisten zu verfolgen. "Wir wissen, zu welchen Folgen das geführt hat im Nationalsozialismus. Deshalb sollten wir da sehr wachsam sein.", so Wagner.
Schon einmal, vor einhundert Jahren, gab es eine sogenannte Schicksalswahl in Thüringen. Damals traten bürgerliche und konservative Parteien mit dem Ziel an, die Linksregierung von KPD und SPD abzulösen. Doch die Wahl am 10. Februar 1924 brachte keine absolute Mehrheit für die im "Thüringer Ordnungsbund" zusammengeschlossenen bürgerlichen Parteien. Um dennoch eine Regierung stellen zu können, ließ sich der Bund von der "Vereinigten Völkischen Liste" tolerieren, einer antisemitischen Partei, der auch Mitglieder der nach dem Hitlerputsch verbotenen NSDAP angehörten.
Dies hatte massive Folgen in Thüringen: Der Antisemit Artur Dinter leitete damals die "Vereinigte Völkische Liste". Er forderte: in das Kabinett dürfen nur "arische Männer" aufgenommen werden. Der liberale Eduard Rosenthal, Jura-Professor in Jena, wurde gezwungen, sein Landtagsmandat niederzulegen. Der von der SPD entsandte Landesbankpräsident Walter Loeb trat zurück. Nur einen Monat nach der Wahl wurde auf Dinters Betreiben im März 1924 das Verbot der NSDAP aufgehoben. Im restlichen Deutschland war das erst im Februar 1925 der Fall. Dem als "jüdisch unterwandert" geltenden Bauhaus wurden 50% der Mittel gestrichen, sodass es sich zum Umzug nach Dessau genötigt sah.
Der Jenaer Historiker Andreas Braune sieht auch heute vergleichbare Entwicklungen, wenn Björn Höcke fordert, man müsse den Ideologiestaat zurückdrängen. "Wenn die Rechten dann erst einmal an der Macht sind, werden sie alles dafür tun, sozusagen eine Gegenöffentlichkeit, eine Gegen-Zivilgesellschaft in ihrem Sinne aufzubauen.", so Braune.
Dagegen versucht der Weimarer Verein "Distanz e.V." anzukämpfen. Peer Wiechmann leitet den Verein. Er und seine Mitstreiter gehen an Schulen, wenn es dort von Schülern antisemitisches oder rechtsradikales Verhalten gibt. Die Lage heute ist eine andere als 1924, glaubt Wiechmann, die Demokratie ist gefestigter. Trotzdem ist sie wieder von rechts bedroht. Damit sie nicht fällt, machen er und seine Leute vom Verein mit ihrer Arbeit weiter.
Ebenso wie Jens-Christian Wagner von der Gedenkstätte Buchenwald, der AfD-Politikern Hausverbot für das Gelände des früheren Konzentrationslagers erteilt hat. Die forderten daraufhin seine Absetzung. Das schreckt Wagner nicht. Im Interview mit der "MDR Zeitreise" attestiert er Björn Höcke ein völkisches Konzept wie die Nationalsozialisten zu verfolgen. "Wir wissen, zu welchen Folgen das geführt hat im Nationalsozialismus. Deshalb sollten wir da sehr wachsam sein.", so Wagner.
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