Jupitermond Europa mit Vergrößerung einer Region der Kruste
Jupitermond Europa mit Vergrößerung einer Region der Kruste. Bildrechte: NASA, JPL, University of Arizona

Leben im Sonnensystem Die Eiskruste von Jupitermond Europa soll 20 Kilometer dick sein

20. März 2024, 19:00 Uhr

Ein Forschungsteam hat anhand von zwei massiven Kraterstrukturen die Eisdicke des Jupitermonds Europa simuliert. Zwei Raumsonden sollen den Eismond genauer untersuchen.

Porträtfoto von Patrick Klapetz
Bildrechte: privat

Im Jupitersystem befindet sich der Eismond Europa, unter dessen dicker Eisschicht sich ein flüssiger Ozean vermutet wird, der mehr Wasser als unsere Weltmeere auf der Erde beherbergen soll. Ein amerikanisches Forschungsteam vom MIT (Massachusetts Institute of Technology) und der Purdue University (West Lafayette, Indiana) hat jetzt die Eisdicke von Europa ermittelt. 

Das Team konnte eine Dicke von mindestens 20 Kilometern simulieren. Dafür hat es die Entstehung zweier markanter Oberflächenmerkmale nachgebildet: die der Multi-Ring-Impaktstrukturen Tyre und Callanish. Beide bestehen aus mehreren konzentrischen Ringgräben – also aus kreisförmigen Tälern zwischen Verwerfungen – und umfassen einen Durchmesser von mehr als 30 Kilometern. 

Die Erforschung der Eismonde: Galileo, Juice und Europa Clipper

Europa gilt als einer der vielversprechendsten Kandidaten, wenn es um die Suche nach außerirdischem Leben in unserem Sonnensystem geht. Bisher konnte zwar noch kein Beweis für Leben außerhalb der Erde erbracht werden, jedoch gibt es einige Hinweise dafür auf dem Jupitermond.

Vor mehr als 20 Jahren erforschte die Galileo-Mission die eisige Oberfläche des Jupitermondes. Das damalige wissenschaftliche Team vermutet, dass sich unter dem Eispanzer flüssiges Salzwasser befinden soll. Die aktuelle Forschungsgruppe nutzt für ihre Modellierung die Bilder von Tyre und Callanish, die während der Galileo-Mission entstanden sind.

Zusammenstellung der vier Galileischen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto mit den jeweiligen Oberflächenstrukturen
Zusammenstellung der vier Galileischen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Callisto mit den jeweiligen Oberflächenstrukturen Bildrechte: NASA, JPL, DLR

Durch die Simulation der möglichen Einschläge konnten sie die Entstehung der Krater modellieren. Daraus schlussfolgerten sie eine mögliche Eisdicke von mehr als 20 Kilometern. Erst neue Weltraummissionen können der Fachwelt neue Aufschlüsse über den Eispanzer und das, was sich darunter befindet, verschaffen.

Tatsächlich sollen zwei Sonden Anfang der 2030er-Jahre in die Jupiterumlaufbahn einschwenken. Zum einen die Juice-Mission, die im April 2023 von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa zur Erforschung der Jupitermonde entsandt wurde. Zum anderen der Europa Clipper der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa. Diese Raumsonde soll im Oktober 2024 ins Weltall aufbrechen und sich nach ihrer Ankunft am Jupiter auf den Eismond Europa fokussieren.

Eine Weltraum-Kollage mit Dirk Schlesier, dem Leiter des Planetariums in Halle (Saale), im Vordergrund. 9 min
Eine Weltraum-Kollage mit Dirk Schlesier, dem Leiter des Planetariums in Halle (Saale), im Vordergrund. Bildrechte: MDR, Planetarium Halle/Dirk Schlesier, Nasa, SpaceX

Links/Studien

Die Studie erschien am 20. März 2024 in der Fachzeitschrift Science: Multiring basin formation constrains Europa’s ice shell thickness (Die Bildung von Multiring-Becken begrenzt die Dicke der Eishülle Europas).

Am 16. Juni 2023 wurde im Fachmagazin Science Advances die Vorgängerstudie veröffentlicht: Slow evolution of Europa’s interior: metamorphic ocean origin, delayed metallic core formation, and limited seafloor volcanism (Langsame Entwicklung von Europas Innerem: metamorpher Ozeanursprung, verzögerte Metallkernbildung und begrenzter Vulkanismus am Meeresboden). 

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Erster Kontakt mit Raumsondy Lucy | 01. November 0023 | 22:53 Uhr

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