Blick auf die Trinkwassertalsperre Frauenau im Bayerischen Wald
So könnte Grundwasser vorgehalten werden: Blick auf die Trinkwassertalsperre Frauenau im Bayerischen Wald Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Wissen-News Wegen Dürre: Forscherin fordert künstliche Grundwasseranreicherung

25. Juli 2023, 17:11 Uhr

Die Hydrogeologin Irina Engelhardt fordert, es müsse in Deutschland mehr künstliche Grundwasseranreicherung zum Schutz vor Dürren geben. Das betrifft vor allem große Städte.

Grundwasser ist für uns Menschen wichtig, ob als Trinkwasser aus dem Hahn, zum Bewässern von Feldern oder zum Tränken von Tieren. Während Dürreperioden kann das Grundwasser allerdings knapper werden. "In manchen Regionen sehen wir einen ordentlichen Abfall des Grundwasserspiegels", sagt die Hydrogeologin Irina Engelhardt von der Technischen Universität Berlin. Aus ihrer Sicht brauche es schon jetzt dringend Maßnahmen, um auch bei länger anhaltender Trockenheit ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen.

Regenwasser soll aufgefangen werden

Sie schlägt für diesen Zweck die künstliche Anreicherung von Grundwasser vor. Das bedeutet, dass versickerndes Regenwasser bei Starkregen im Frühling, Herbst und Winter aufgefangen werden soll. Das betrifft vor allem dicht besiedelte Städte wie Berlin. Dort gelangt das Wasser nur schwer in den Boden – wenn es stattdessen in die Kanalisation fließt, ist es für die Grundwasseranreicherung verloren. Um das zu vermeiden, könne man Wasser in großen Becken zwischenspeichern. Idealerweise passiere das in Senken, Seen oder Reservoiren. "Das Becken zur Zwischenspeicherung müsste mindestens so groß sein wie ein See." Allerdings gebe es in Deutschland bislang, abgesehen von klassischen Talsperren, keine Speicherbecken in dieser Größenordnung.

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Berliner Wasserbetriebe entnehmen Wasser aus der Havel

Eine weitere Möglichkeit der künstlichen Aufbereitung bestehe darin, Flusswasser zu entnehmen und versickern zu lassen, so die Hydrogeologin. In Berlin beispielsweise geschehe das bereits. Nach Angaben der Berliner Wasserbetriebe werden je nach Jahreszeit zehn Prozent des Trinkwassers aus künstlich angereichertem Grundwasser gewonnen, das zuvor der Havel entnommen wurde.

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Köln im Dürresommer 2022 Bildrechte: IMAGO / Panama Pictures

Eine weitere Möglichkeit wäre die Verwendung von gereinigtem Abwasser

Irina Engelhardt geht davon aus, dass Deutschland in Zukunft nicht mehr ohne künstliche Grundwasseranreicherung auskommen werde. In Ländern wie Spanien oder Israel sei die Praxis längst Alltag. "Wir sollten auf jeden Fall anfangen, kontinuierlich neue technische Maßnahmen einzuführen, die auch Anpassungen im Wasserrecht erfordern können." Zum Beispiel auch bei der Verwendung von gereinigtem Abwasser, dessen Einsatz - etwa für die Bewässerung von Grünflächen - in Deutschland bislang rechtlich nicht möglich ist.

dpa/iz

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