
Historie MDR-Sinfonieorchester 1962: "Fetzers Flucht"
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Die Ursendung der Funkoper "Fetzers Flucht" von Günter Kunert (Libretto) und Kurt Schwaen (Musik) wurde am 30. Juli 1959 bei Radio DDR 1 ausgestrahlt, das auch den Auftrag dazu gegeben hatte.
Interpreten waren neben den Solistinnen und Solisten – unter ihnen Peter Schreier - Mitglieder des Rundfunkchors Leipzig, das Rundfunk-Kammerorchester Leipzig; Heinz Rögner dirigierte. Im Kontext der damaligen politischen Ereignisse – dem Mauerbau im August 1961 – dient die brisante Geschichte auch propagandistischen Zwecken: Vom Leben im Westen enttäuscht, kehrt der Geflüchtete in die DDR zurück.
Drei Jahre später wurde die Vorlage für das Fernsehen adaptiert. Den Fernseh-Verantwortlichen ging es darum, die Eigenständigkeit ihrer Produktionen gegenüber denen aus dem "Westen" zu behaupten und zu zeigen, was den Kriterien des sozialistischen Realismus‘ entsprechend künstlerisch möglich war. Der Gegenstand des Werkes war – ein Jahr nach Mauerbau – nicht ohne propagandistische Brisanz: die Flucht eines Mannes aus der DDR in die Bundesrepublik, den schließlich seine schlechten Erfahrungen zurückkehren lassen. Das für die offiziellen Stellen politisch-ideologisch Positive an dem Werk war das Porträt der zwei deutschen Staaten, bei denen die DDR als der bessere dargestellt wurde. Dennoch wurde die Fernsehoper mit einer Kampagne überzogen, die sich über die inadäquaten Stilmittel, mit denen ein geeignetes Thema dargestellt wurde, ereiferte. Der Vorwurf des Formalismus, sprich der "unrealistischen" Darstellung der Ereignisse, führte zum Verbot weiterer Ausstrahlungen. Der Versuch von Regie und Kamera, die Gattung Funkoper aus einer spätromantischen Aura zu befreien, konnte nicht gewürdigt werden.