Eine Frau schaut in eine Kamera.
Mary-Ellen Witzmann, ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erfurt, will erneut die Stadt Erfurt verklagen, um die Befugnisse in ihrer früheren Tätigkeit klären zu lassen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Marie-Helen Frech

Rechtsstreit Erfurt: Frühere Gleichstellungsbeauftragte klagt erneut gegen Stadt

17. Mai 2024, 10:25 Uhr

Die frühere Erfurter Gleichstellungsbeauftragte Mary-Ellen Witzmann klagt erneut gegen die Stadt. Sie hatte Vorwürfe sexuell motivierter Belästigungen am Theater öffentlich gemacht. Worum es in der neuen Klage geht.

Die frühere Erfurter Gleichstellungsbeauftragte Mary-Ellen Witzmann hat eine weitere Klage gegen die Stadt eingereicht. Eine Sprecherin des Verwaltungsgerichtes Weimar bestätigte deren Eingang.

Witzmann will damit ihre ehemaligen Befugnisse als kommunale Gleichstellungsbeauftragte klären lassen. Die Gerichtssprecherin sagte, es gehe unter anderem um die Frage, inwieweit Witzmann in ihrer damaligen Position das Recht und die Pflicht auf Öffentlichkeitsarbeit hatte. Einen Termin für die mündliche Verhandlung gebe es noch nicht. Die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen unterstützt die Klage.

Witzmann nach Veröffentlichung von Vorwürfen entlassen

Witzmann hatte im vergangenen Jahr die Vorwürfe sexuell motivierter Belästigungen und des Machtmissbrauchs am Theater Erfurt öffentlich gemacht. Die Stadt entließ sie deswegen fristlos. Gegen ihren Rauswurf wehrt sich Witzmann derzeit vor dem Erfurter Arbeitsgericht. Eine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit ihrer Kündigung könnte am 12. Juni ergehen.

Witzmann hatte mit ihrem Schritt den Stein für Untersuchungen der Vorwürfe und der Situation am Theater ins Rollen gebracht. Infolge der Theater-Affäre wurde der langjährige Generalintendant des Theaters, Guy Montavon, als Werkleiter abberufen. Er ist derzeit freigestellt. Mit ihm soll ein Aufhebungsvertrag erarbeitet werden. Die Stadtverwaltung gab zudem zwei Gutachten zur Aufarbeitung der Vorwürfe in Auftrag. Die Juristen kamen darin unter anderem zu dem Schluss, dass es zwar Pflichtverletzungen und Verstöße gab, diese jedoch nicht als Straftat oder arbeitsrechtlich verfolgbar seien.

Stadt veröffentlichte Gutachten nicht

Die Stadt hat das erste Gutachten bislang unter Verweis auf Datenschutzrecht nicht veröffentlicht. Darin enthalten sind auch Namen mehrerer Männer, gegen die Vorwürfe erhoben wurden. Dabei geht es etwa um anzügliche Kommentare über das Äußere von Frauen, um Handgreiflichkeiten, sexualisierte Berührungen oder auch Vorwürfe des Missbrauchs von Machtstellungen.

Infolge der Theater-Affäre wurde die Werkleitung des Theaters abgesetzt und auch Generalintendant Guy Montavon freigestellt. Er war auf dieser Position seit 2002. Für die Stadt wird die Aufarbeitung teuer. Allein die Kosten für die Gutachten hat die Stadt vor einigen Wochen auf 320.000 Euro beziffert. Das Thema war laut "Thüringer Allgemeine" am Donnerstag auch Thema des letzten Stadtrates vor der Kommunalwahl am 26. Mai. Dort kritisierten mehrere Parteien, wie die Stadt die Vorgänge am Theater aufklärt.

MDR (piwa/rom)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. Mai 2024 | 06:30 Uhr

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