Ein Feuerwehrauto
In Teutschenthal hatte die Feuerwehr Probleme mit dem Löschwasser. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt

Betroffene macht Vorwürfe Brand in Teutschenthal: Feuerwehr hat nicht genug Wasser

26. Januar 2024, 15:35 Uhr

Nach dem Brand von zwei Doppelhaushälften in Teutschenthal im Saalekreis gibt es Vorwürfe eines Brandopfers. Der zuständige Wasserversorger habe den Wasserdruck nicht erhöht, so dass die Feuerwehr Probleme mit der Wasserversorgung hatte. Wie die Feuerwehr bestätigte, musste sie zum Löschen Wasser aus Swimmingpools der Nachbarschaft nutzen.

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Nach einem Brand am Donnerstag sind in Teutschenthal zwei Doppelhaushälften nicht mehr bewohnbar. Eines der Brandopfer macht dem zuständigen Wasserversorgung nun Vorwürfe, denn der Wasserdruck habe für die Feuerwehr zum Löschen nicht ausgereicht. Die Frau schreibt in den sozialen Medien: "Die haben sich geweigert, den Wasserdruck zu erhöhen. Die Feuerwehr war auch verzweifelt und sauer. Wäre Wasser da gewesen, wär unser Haus nicht soweit abgebrannt - ich bin so wütend".

Die haben sich geweigert, den Wasserdruck zu erhöhen. Die Feuerwehr war auch verzweifelt und sauer.

Brandopfer in den sozialen Medien
Luftaufnahme Teutschenthal
Glücklicherweise gab es in der Teutschenthaler Nachbarschaft gefüllte Pools. Bildrechte: IMAGO / Steffen Schellhorn

Wie MDR SACHSEN-ANHALT von der Leitstelle der Feuerwehr erfuhr, hat der Einsatzleiter bereits um 15:30 Uhr gemeldet, dass die Wasserversorgung vor Ort schlecht sei. Die Erhöhung des Netzdrucks sei beantragt worden, aber dem sei nicht stattgegeben worden. Die Feuerwehr habe sich dadurch beholfen, dass sie ihre Pumpen in Swimmingpools in der Nachbarschaft gehängt hätte, um so an Löschwasser zu gelangen.

Wasserverband sieht Schuld nicht bei sich

Für den Wasserdruck im dortigen Netz – der offenbar nicht ausgereicht hat – ist der Wasser- und Abwasserzweckverband Saalkreis (WAZV) zuständig. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT bestätigte der Verband, dass die Erhöhung des Wasserdrucks abgelehnt worden sei. "Dieser Bitte konnte nicht entsprochen werden, da das Leitungssystem nicht für höheren Druck ausgelegt ist und bei höherem Druck die Gefahr von Rohrbrüchen besteht", hieß es am Freitag.

Außerdem sei durch die Gemeinde an den falschen Stellen Wasser entnommen worden – nämlich an Leitungen mit geringeren Wassermengen. "Als dieser Fehler nach Hinweis des WAZV Saalkreis behoben wurde, konnte mit dem bestehenden Wasserdruck und der Entnahme an den leistungsstärksten Rohren der Brand gelöscht werden", teilte der Wasserversorger mit.

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Beim Brand wurde niemand verletzt. Es entstand jedoch hoher Schaden. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / lausitznews.de

Der Brand Das Feuer war am Donnerstagnachmittag in einer Doppelhaushälfte in Teutschenthal ausgebrochen. Wegen des starken Windes konnte die Feuerwehr nicht verhindern, dass das Feuer auch auf das andere Gebäude übergriff. Beide Gebäude sind nun unbewohnbar. Verletzt wurde niemand. Die beiden Familien sind jeweils bei Verwandten untergekommen. Die Löscharbeiten dauerten bis spät in den Abend, weil es noch Glutnester gab. Die erste Schadensschätzung liegt laut Polizei bei 350.000 Euro, doch vermutlich werde der Betrag eher noch höher werden.

Löschwasserprobleme bereits bekannt

Aus einer größeren Recherche von MDR SACHSEN-ANHALT war bereits bekannt, dass Teutschenthal Probleme mit der Löschwasserversorgung hat. In anderen Kommunen ist es ähnlich. Deshalb gibt es auch die Empfehlung von amtlichen Risikogutachtern an die Feuerwehr, Tanklöschzüge vorzuhalten.

Der WAZV Saalkreis betonte, dass er lediglich Trinkwasserversorger sei. Für die Bereithaltung von Löschwasser seien die Gemeinden verantwortlich. Der Verband hält den Abschluss von Löschwasserverträgen zwischen Versorger und Gemeinden für nötig, inklusive Hydrantenplan.

Ob ein höherer Wasserdruck im Fall der nun unbewohnbaren Doppelhaushälften Schlimmeres verhindert hätte, kann laut Leitstelle der Feuerwehr noch nicht gesagt werden. Vermutlich habe aber genug Wasser aus den Pools zur Verfügung gestanden.

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MDR (Marc Weyrich, Dirk Jacobs, Luise Kotulla)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Januar 2024 | 12:00 Uhr

9 Kommentare

Lavendel vor 16 Wochen

Na da hat die Feuerwehr wohl ihre Hausaufgaben nicht gemacht.
Wenn bekannt ist, dass im Ortsnetz nur an betsimmten Entnehmestellen ein entsprechend hpher Wasserdruck besteht, dann muss man das auf dem Schirm haben und nach dem ersten Löschangriff eine entsprechende Zuführung errichten. Auf das Wasserwerk sauer zu sein weil der auf einen vermutlich nicht mal verifizierten Anruf von Feuerwehrkommandant XY nicht reagiert hat ist dumm und soll vermutlich von eigenen Fehlern ablenken.

Kaleun vor 16 Wochen

"dann wären die potentiellen Folgeschäden einer Druckerhöhung wohl deutlich höher gewesen und wir würden jetzt von geborstenen Rohren, zerstörter Infrastruktur und Bürgern ohne Trinkwasserversorgung lesen."

Als ob das "empörte Egoisten" in sozialen Netzwerken interessieren würde...

Erna vor 16 Wochen

Ein Brand hat eine Ursache und die ist erst einmal nicht beim Wasserversorger oder der Feuerwehr zu suchen. Dazu ist es meist uninteressant wie weit ein Haus runtergebrand ist, wegen der giftigen Brandgase ist es nahezu immer ein Totalschaden auch für den Teil der noch steht. Wenn mehr runtergebrand ist kann die Entsorgung sogar billiger werden.

Einzig die Frage der Wasserentnahmestelle wäre zu klären. Die ortsansässige Feuerwehr sollte eigentlich wissen wo sie wieviel Wasser herbekommt. Dies soll keine Anschuldigung sein!

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