Luftbild vom Bodensee
Im Bodensee befinden sich 48 Milliarden Tonnen Wasser. Ein knappses Fünftel davon fehlt derzeit noch im deutschen Gesamtwasserspeicher. Bildrechte: imago images/Shotshop

Wissen-News Deutschland fehlen noch immer 10 Milliarden Tonnen Wasser

21. März 2024, 17:55 Uhr

Deutschland fehlen nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam im Vergleich zum langjährigen Mittel noch immer knapp zehn Milliarden Tonnen im Gesamtwasserspeicher. Grund sind frühere Dürren.

In Deutschland fehlen nach einer Bilanz für 2023 noch immer große Mengen Wasser im Gesamtwasserspeicher. Wie das Deutsche Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam mitteilte, hat sich der Gesamtwasserspeicher 2023 zwar hierzulande erholt. Im Vergleich zum langjährigen Mittel würden aber immer noch rund zehn Milliarden Tonnen fehlen. Zum Vergleich: Der Bodensee fasst in etwa 48 Milliarden Tonnen Wasser.

Für Europa verzeichnen die GFZ-Forscher seit Beginn der Messungen im Jahr 2002 einen Rückgang des Gesamtwasserspeichers um rund 100 Milliarden Tonnen aufgrund von Dürre. Auch Deutschland habe in den vergangenen fünf Jahren drastische Dürren erlebt, hieß es. Das GFZ-Team um Eva Börgens und Christoph Dahle hatte den aktuellsten Datensatz des Satellitenduos "Grace-Follow-On" ausgewertet, der auf Basis von Schwerefeldmessungen Einblicke in die Wasserbilanz der Erde ermöglicht.

Der sogenannte terrestrische Gesamtwasserspeicher TWS setzt sich aus den Komponenten Eis (Gletscher), Schnee, Bodenfeuchte, Grundwasser sowie dem Oberflächenwasser in Flüssen, Seen und künstlichen Reservoirs zusammen. Als besonders dramatisch beschreiben die GFZ-Forscher die Situation der großen Inlandeisschilde über Grönland und der Antarktis. So verliere Grönland jährlich 224 Milliarden und die ungleich kältere Antarktis jährlich 138 Milliarden Tonnen Eis.

Links/Studien

Über das neue Portal globalwaterstorage.info können Interessierte zahlreiche Informationen sowie begleitende Animationen und Karten zum Waserspeicher der Erde abrufen.

dpa (dn)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Brisant | 13. März 0024 | 17:21 Uhr

4 Kommentare

MDR-Team vor 5 Wochen

@W.Merseburger
Der genannte Zeitraum stellt nicht die "absolute Normalität" dar, sondern ist wie schon im Namen ersichtlich eine Klimareferenzperiode. Eine weitere bildet der Zeitraum zwischen 1991 und 2020, der inzwischen auch immer häufiger herangezogen wird. Bei der Frage nach dem fehlenden Wasser ging es im Artikel um Deutschland, weshalb der Anstieg der Weltbevölkerung dafür relativ irrelevant ist. Zum Thema Dürre: Besonders in Mitteldeutschland waren die vergangenen Jahre im Mittel zu trocken, sodass auch der stärkere Niederschlag in diesem Winter noch nicht für eine komplette Erholung gereicht hat (https://www.mdr.de/wissen/es-muesste-monatelang-regenen-boden-trockenheit-duerre-trotz-gewitter-100.html).
LG, das MDR-WISSEN-Team

W.Merseburger vor 5 Wochen

Wertes Team, MDR Wissen,
ich habe meine Probleme mit dem langjährigen Mittel, dem Refernzwert 1961 bis 1990, als Mass der Normalität bezüglich des Wetters. Wieso muss man glauben, dass dieser Zeitraum die "absolute" Normalität dargestellt hat und alle Abweichungen davon auf Klimaveränderungen hinweisen oder diese bedeuten. Während wir bei der Temperatur einen eindeutigen Trend haben, gilt dies für Sonnenscheindauer und Niederschlag nicht. Weiterhin wird immer wieder "vergessen", über den Zusammenhang von Weltbevölkerung und Wasserbedarf zu sprechen. Bei ca. 8 Milliarden Menschen besteht doch gegenwärtig ein signifikant höherer Wasserbedarf, der bei konstantem Niederschlag wahrscheinlich nicht verfügbar ist bzw. zukünftig sein wird. Oben wird nun noch von Dürreperioden der letzten Jahre geschrieben; wir hatten lediglich 2018 eine Dürre, wie aus der Statistik des DWD hervorgeht. Wenn man bei 10 bis 15% weniger Regen pro Jahr von Dürre spricht, muss man diese wohl neu definieren

MDR-Team vor 5 Wochen

Hallo W.Merseburger,

Ihre Berechnungen zeigen, dass die fehlenden 10 Milliarden Tonnen Niederschlag auf den ersten Blick vielleicht dramatisch klingen mögen, aber wenn man sie auf die Fläche Deutschlands umrechnet, ergibt sich ein vergleichsweise geringer Wert von etwa 28 Litern pro Quadratmeter, was ungefähr 3,5% der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge entspricht.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass der Niederschlag und die Verfügbarkeit von Wasser in den Wasserspeichern tatsächlich unterschiedliche Dinge sind. Niederschlag allein sagt nichts über die Verfügbarkeit von Wasser in den Wasserspeichern aus, da es auch auf die Speicherkapazität, Verdunstungsraten, Abflussmengen und andere Faktoren ankommt.

Es ist daher wichtig, die Wasserverfügbarkeit und die Niederschlagsmuster genau zu überwachen und zu analysieren, um angemessene Maßnahmen zur Bewältigung von Dürren und anderen wasserbezogenen Herausforderungen zu entwickeln.

- Das MDR WISSEN Team

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