Kinder schauen aus dem Fenster eines Fachwerkhauses heraus
Im Fachwerkerlebnishaus im thüringischen Schmalkalden ist dem Entdeckerdrang keine Grenze gesetzt. Bildrechte: VierRaum Architektur/Sascha Bühner

Tag der Architektur am 28./29. Juni 2025 Viel Holz: Die neun besten Ausflugs-Tipps für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

21. März 2025, 18:21 Uhr

Ab nach Quedlinburg, Erfurt oder in die Oberlausitz: Zum Tag der Architektur am 28. und 29. Juni 2025 haben wir tolle Ausflugstipps für Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Passend zum Motto "Vielfalt bauen" laden wir ein, die facettenreiche Kunst des Fachwerks und die Geschichte der einstigen Volksbauweise neu zu entdecken. Beim Rundgang durch die Gassen der Welterbe-Stadt im Harz, auf der Krämerbrücke, im Fachwerkerlebnishaus Schmalkalden, beim Wein-Wandern rundum Radebeul oder im Schunkel-Umgebindehaus von Obercunnersdorf. Das sind unsere neun Tipps mit Service-Informationen für einen Ausflug mit der ganzen Familie:

Inhalt des Artikels:

Sachsen-Anhalt

Salzwedel: Spaziergang durch die Hansestadt

Salzwedel liegt weit im Norden der Altmark, in der einstigen Hansestadt kreuzen sich Straße der Romanik und Deutsche Fachwerkstraße. Tatsächlich gibt es hier viele wohl erhaltene Fachwerkhäuser. Der Großteil stammt auf dem 19. Jahrhundert. Die Vorgängerbauten gehen bis ins 16. oder 17. Jahrhundert zurück – Inschriften und Schnitzereien in den Zierbalken erzählen von den Ursprüngen.

Mehrere Fachwerkhäuser in einer zentrumsnahen Straße in Salzwedel
Im Norden der Altmark liegt Salzwedel, das für seinen Baumkuchen, aber auch die zahlreichen Fachwerkhäuser bekannt ist. Bildrechte: MDR/Michael Rosebrock

Das wahrscheinlich älteste Fachwerkhaus der Stadt ist das sogenannte Hochständerhaus, das vermutlich Mitte des 15. Jahrhunderts als Kaufmannshaus errichtet wurde. Das Ritterhaus zählt zu den schönsten Fachwerkbauten in Salzwedel. Die kunstvollen Verzierungen am Portal des Gebäudes zeigen einen jungen und einen alten Ritter im Harnisch und lassen sich der Renaissance zuordnen. Gerade gerettet wird ein Fachwerkbau im klassizistischen Stil, das einstige Badehaus, das der Salzwedeler Armenarzt Dietrich Christoph Seebode direkt an der Stadtmauer errichten ließ.

Salzwedel lässt sich gut bei einem Tagesausflug zu Fuß erkunden. An den historischen Sehenswürdigkeiten befinden sich Schilder mit QR-Codes, die mit dem Smartphone gescannt werden können, um mehr über die Geschichte zu erfahren. So wird ein Spaziergang durch die Stadt zur Zeitreise. Wer tiefer eintauchen will, ein Abstecher ins Johann Friedrich Danneil-Museum lohnt. Größtes Ausstellungsstück ist das Museumsgebäude, ein Fachwerbau mit Treppenturm.

 Stolberg (Harz): Fachwerk im Renaissance-Stil

Stolberg ist einer der ältesten Orte im Südharz und für seine zahlreichen Fachwerkhäuser im Renaissance-Stil bekannt. Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten zählt die "Alte Münze" aus dem Jahr 1535.

Blick auf das Museum Alte Münze in Stolberg, ein dreigeschossiges Fachwerkhaus
Das dreigeschossige Renaissance-Fachwerkhaus "Alte Münze" zählt zu den schönsten Gebäuden der Stadt, die ebenfalls an der Deutschen Fachwerkstraße liegt. Bildrechte: picture alliance/Matthias Bein/dpa-Zentralbild/ZB

Die Stolberger Grafen hatten das von König und Reich zugestandene Recht, Silbermünzen zu prägen, was den Reichtum der Bergbau-Region mehrte. Im Museum mit der einzigen vollständig erhaltenen historischen Münzwerkstatt Europas kann man beim Schauprägen dabei sein. 2025 werden Silberlinge mit dem Motiv "500 Jahre Bauernkrieg und Thomas Müntzer" herausgebracht. Müntzer wurde in der Stadt geboren, über den Reformator informiert die neu gestaltete Dauerausstellung in der "Alten Münze". Sehenswert ist auch das über der Stadt thronende Stolberger Schloss mit seinen Terassengärten, das frühgotische Rittertor sowie der mittelalterliche Seigerturm. Schließlich sorgen die mehr als 380 Fachwerkhäuser aus vier Jahrhunderten für besonderes Flair.

Quedlinburg: Fachwerk-Stadt im Harz und Welterbe

Quedlinburg ist DIE Fachwerk-Stadt – und Welterbe. Rund 1.300 teils reich verzierte Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten prägen dank aufwendiger Restaurierung das Bild der Stadt. Ganze 770 stehen unter Denkmalschutz in engen Gassen mit wohl klingenden Namen wie Pölle und Hölle. Seit 1994 gehört das größte deutsche Flächendenkmal zusammen mit der romanischen Stiftskirche St. Servatius und dem Schloss zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Fachwerkhäuser in Quedlinburg
Am Finkenherd 1 steht dieses kleine Fachwerkhaus. Der Sage nach soll der Sachsenherzog Heinrich an dieser Stelle auf Vogelfang gewesen sein, als er erfuhr, dass er 919 zum deutschen König gewählt wurde.  Bildrechte: © MDR/Studio DD, honorarfrei

Besonders ist auch das Fachwerkmuseum, das in der Wordgasse in einem so genannten Hochständerbau aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts untergebracht ist. Aufrechte Balken, die "Ständer", umgeben das Gebäude vom Sockel bis zum Dach. Im Museum wird über die Geschichte der Quedlinburger Fachwerkbaukunst und die Maßnahmen zum Erhalt informiert. Zu sehen sind Modelle, die anschaulich machen, wie sich die Fachwerkbau-Stile entwickelten.

Historisches Fachwerkhaus mit schön geschnitztem Gebälk
Fachwerk vom Feinsten mit Fächerrosette in der Altstadt von Quedlinburg. Bildrechte: imago/imagebroker

Quedlinburg blickt auf eine über 1.100-jährige Geschichte zurück. Davon zeugt die Stiftskirche St. Servatius auf dem Burgberg. Die Kirche, ein Kleinod romanischer Baukunst, wurde 1129 geweiht und ist nahezu vollständig original erhalten. In der noch weit älteren Krypta ist der erste deutsche König, Heinrich I., gemeinsam mit seiner Gemahlin Mathilde bestattet. Außerdem einen Besuch wert: die Schatzkammer mit dem Domschatz, der ebenfalls von Heinrich I. begründet wurde.

Der Dom in Quedlinburg
Die Stiftskirche St. Servatius thront über Quedlinburg. Vom Burgberg aus bietet sich eine gute Aussicht auf Deutschlands größtes Flächendenkmal mit Welterbe-Status. Bildrechte: © MDR/Axel Berger, honorarfrei

Unterhalb des Burgbergs steht das Geburtshaus von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803). In dem Fachwerk-Architekturdenkmal aus dem Jahr 1560 befindet sich ein Literaturmuseum, das an den Dichter erinnert, und mit einer Ausstellung zur Rolle des Körpers in der Zeit der Aufklärung überrascht.

Noch ein besonderer Kunst-Schatz gehört zu Quedlinburg, das Feininger-Museum mit dem umfangreichsten Bestand an Grafiken des Bauhaus-Meisters in Europa und mit spannenden Sonderausstellungen in einem Bau, der Fachwerk und Moderne verbindet.

Nachtaufnahme Ständerhaus in Quedlinburg
Wer tiefer eintauchen will in die Fachwerkskunst, sollte das Museum im Ständerhaus aus dem 14. Jahrhundert besuchen. Bildrechte: IMAGO / Zoonar
Trailer: Der Osten - Entdecke wo du lebst: Quedlinburg – wunderbar verwandelt 45 min
Trailer: Der Osten - Entdecke wo du lebst: Quedlinburg – wunderbar verwandelt Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Thüringen

700 Jahre: Krämerbrücke in Erfurt

Sie ist die längste durchgehend mit Häusern bebaute Brücke Europas. 2025 wird sie 700 Jahre alt. Das Jubiläum wird gefeiert, nicht nur beim Krämerbrückenfest am dritten Juni-Wochenende! Einst war sie Teil des west-östlichen Handelsweges Via Regia, heute ist die Krämerbrücke ein Touristenmagnet mit vielen kleinen Lädchen, Cafés, Handwerk und Schaumanufakturen. Schon in den Anfängen gab es "Krambuden" beiderseits des Weges, daher rührt der Name.

Krämerbrücke Erfurt
32 Häuser stehen auf der 120 Meter langen Krämerbrücke, auch auf dem Areal dahinter am Breitstrom lässt es sich gut verweilen. Bildrechte: IMAGO/Depositphotos

Zunächst war die Brücke ein hölzerner Bau von anno 1117. Nach einem Brand wurde bis 1325 eine steinerne Konstruktion über dem Breitstrom, der Gera, errichtet. Die 32 Fachwerkhäuser darauf gehören heute fast alle der kommunalen Wohnungsgesellschaft. Die Stiftung Krämerbrücke wacht mit darüber, dass die neuen "Krämer" auch zur Tradition der Brücke passen.

Im Haus 31 gibt es eine Dauerausstellung zur Geschichte, mit restaurierter Wohnstube und Kellerräumen samt "Guckloch" auf den Fluss. Noch viel mehr Fachwerk lässt sich beim Schlendern weiter durch die Altstadt in Richtung Domplatz bewundern, Erfurt hat einen der beeindruckendsten mittelalterlichen Stadtkerne Deutschlands, mittendrin das Weltkulturerbe mit der Alten Synagoge.

Rudolstadt: Thüringer Bauernhäuser

In Rudolstadt ist das älteste deutsche Freilichtmuseum mit Bauernhäusern im Fachwerkstil zu besichtigen. Eigentlich stammen sie aus umliegenden Dörfern, wo sie in Verfall begriffen waren. Um sie zu retten, wurden sie abgetragen und 1914/1915 im Heinrich-Heine-Park wieder aufgebaut, ausgestattet mit originalem Mobiliar, bäuerlichen Arbeitsgeräten und Volkskunst, insgesamt rund 1.000 Exponate, die vom ländlichen Leben im 17. und 18. Jahrhundert erzählen.

Thüringer Bauernhäuser in Rudolstadt - seit 2012 Spielstätte des TFF
In Rudolstadt ist das älteste deutsche Freilichtmuseum mit Bauernhäusern im Fachwerkstil zu besichtigen. Bildrechte: MDR/Wolfgang Leyn

Zur Hofanlage gehört auch das Birkenheider Haus mit der historischen Apotheke. Zum Tag der Architektur gibt es am 28. Juni eine Erlebnis-Führung mit dem Buckelapotheker!

Schmalkalden: Fachwerk erleben

Zwischen Rhön und Rennsteig im Thüringer Wald gelegen beeindruckt Schmalkalden mit Schloss Wilhelmsburg, aber auch einer malerischen Altstadt voll aufwendig restaurierter Fachwerkbauten. Dazu gehört das Lutherhaus mit den auffällig rot-orange leuchtenden Balken und steilem Satteldach aus dem Jahr 1520. In Schmalkalden formierten die protestantischen Fürsten und Reichstädte einen Bund gegen den katholischen Kaiser. 1537 weilte Luther im Haus seines Freundes Balthasar Wilhelm und veröffentlichte hier seine Schmalkaldischen Artikel als Glaubensbekenntnis der evangelisch-lutherischen Kirche. Noch älter ist das Rathaus aus dem Jahr 1419.

Fachwerkhäuser in Schmalkalden
Eine Stadt voller Fachwerk: Schmalkalden in Südthüringen Bildrechte: MDR/Sabine Neumann-Queck

Im Fachwerkerlebnishaus in der Weidebrunner Gasse 13 lässt sich tiefer eintauchen in Geschichte und Praxis des Handwerks. Das begehbare Denkmal ist selbst eins der ältesten Fachwerkhäuser Thüringens aus dem Jahr 1369, es kann individuell oder mit fachkundiger Führung besichtigt werden, was sich besonders bei einem Ausflug mit der ganzen Familie lohnt. Der Eintritt ist frei.

Zwei Jungen und ein Mann
Bis unters Dach kann das Fachwerkerlebnishaus in Schmalkalden erforscht werden. Bildrechte: VierRaum Architektur/Sascha Bühner

Sachsen

Mehr als Fachwerk: Umgebindehäuser der Lausitz

Besonders in Obercunnersdorf sind viele zu finden: rund 250 liebevoll restaurierte Umgebindehäuser, die meist Wohn- und Arbeitsstätten waren, mit urigen Blockstuben "umbunden" von einem Tragwerk, auf dem das Obergeschoss mit Fachwerk bzw. Dach ruhen. Schon 1221 erstmals urkundlich erwähnt gehört Cunnersorf zu den schönsten Dörfern in der Oberlausitz. Hier lohnt sich ein Rundgang, aber auch ein Besuch im sogenannten Schunkelhaus, einem liebevoll eingerichteten Heimatmuseum. Der Besuch in Obercunnersdorf lässt sich mit einer Wanderung verbinden, aus dem Dorf führen mehrere Wege zum nahe gelegenen, 583 Meter hohen Kottmar, der Ausblicke weit ins Lausitzer Bergland erlaubt.

Das Schunkelhaus in Obercunnersdorf von außen.
Das Schunkelhaus in Obercunnersdorf stammt aus dem Jahr 1730, schrägwinklig, in sich gedreht und abfallend im Fundament scheint es, als könnte es bald umfallen, daher der Name. Bildrechte: IMAGO / Rainer Weisflog

Mehr als 6.000 Umgebindehäuser soll es in Sachsen noch geben. Fränkische Siedler, die sich um 1200 in der Oberlausitz niederließen, brachten die Fachwerkbauweise mit in die Region, in der traditionell Blockhäuser errichtet wurden. Über die Jahrhunderte entwickelte sich das besondere Konstruktionsprinzip aus Blockbau und Fachwerk immer weiter. So gibt es große, kleine, schmale, breite, schlichte und repräsentative Umgebindehäuser in der Region zwischen Pulsnitz und Zittau. Jedes Haus ist ein Unikat.

Schunkelhaus in Obercunnersdorf, innenansicht
Die Einrichtung der Blockstube mit Deckenbalken und Rutschen vor den Fenstern erinnert an die Lebensweise vor über 100 Jahren. Bildrechte: imago images / Rainer Weisflog

Die schönsten Modelle lassen sich en miniature, im Maßstab 1:5, im Umgebindehaus-Park Cunewalde bestaunen. Eine gute Orientierung vor einer Tour auf der 112 Kilometer langen Oberlausitzer Umgebindestraße. Dass die Leinenweberei für die Region prägend war, lässt sich gut am Startpunkt der Route in Ebersbach-Neugersdorf besichtigen, wo mit der "Alten Mangel" eins der größten Umgebindehäuser steht und damit ein Stück spannende Geschichte: Die Mangel war für die 700 Handweber ein wichtiger Schritt, sich von der Zittauer Ratsherrschaft unabhängig zu machen. Heute ist die "Alte Mangel" Begegnungsstätte, Museum und Veranstaltungsort.

"Alte Mangel" in Ebersbach-Neugersdorf
Die Oberlausitzer Umgebindestraße startet in Ebersbach-Neugersdorf, wo die "Alte Mangel" an die Leineweberei in der Region erinnert. Bildrechte: IMAGO / jmfoto

Wein, Wandern: Winzerhäuser rund um Radebeul

Direkt vor den Toren der Barockstadt Dresden liegt Radebeul mit schmucken Fachwerk-Winzerhäusern, die von der langen Tradition des Weinbaus in der Region zeugen. Sehenswert ist das Weingut Hoflößnitz, das mit seinem historischen Berg- und Lusthaus aus dem 17. Jahrhundert einst ein Landsitz der sächsischen Kurfürsten war. Heute gehört zu dem Bio-Weingut auch ein kleines Weinbaumuseum.

Auf dem Knohlweg zur Hoflößnitz in der Oberlößnitz
Auf dem Knohlweg geht es zur Hoflößnitz in der Oberlößnitz, heute ein Bio-Weingut mit Weinbaumuseum. Bildrechte: IMAGO/Hanke

Weitere Fachwerk-Schätze lassen sich entlang des Sächsischen Weinwanderwegs entdecken. Dazu gehören die Winzerhäuser Breitig und Lorenz in Oberlößnitz, Lotter oder das Fachwerkhaus Auf den Bergen 11 in Niederlößnitz und der Dreiseithof Altzitzschewig. Wer nicht wandern mag, ein Erlebnis dürfte auch die Fahrt mit der über 130 Jahre alten, dampfbetriebenen Lößnitzgrundbahn sein, die in Radebeul Ost startet. An der Strecke liegt das Karl-May-Museum oder auch das Jagdschloss Moritzburg, das ist natürlich dann weniger Fachwerk-Volksbauweise und mehr Barock.

Schwarzbach: Museum für Volksarchitektur und bäuerliche Kultur

Holz, Lehm, Wasser, Sand, Stroh und Kalk – viel mehr gehörte nicht dazu, um ein Fachwerkhaus zu errichten. Die Vielfalt der scheinbar einfachen Bauweise zeigt das Museum für Volksarchitektur und bäuerliche Kultur im Rochlitzer Muldental. Zu sehen sind Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, die von ihren Originalstandorten gerettet und hier wieder aufgebaut wurden, um mit den Bauten und Alltagsgegenständen einen Eindruck vom damaligen Leben und Arbeiten zu vermitteln.

Quelle: Eigenrecherche ( MDR KULTUR; MDR SACHSEN-ANHALT, MDR SACHSEN), Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt

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