
Literarische Entdeckungstour Auf den Spuren von Goethe und Schiller: Elf Tipps für Ausflugsziele
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22. März 2025, 04:00 Uhr
Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller prägen wie kein anderes Duo die Weimarer Klassik. Ihre Wege führten sie durch zahlreiche Orte im Osten Deutschlands. Sie fanden Inspiration zwischen Leipzig, Weimar und Rudolstadt und hinterließen dort bleibende Spuren: vom Schillerhaus in Leipzig über das historische Goethe-Theater in Bad Lauchstädt bis hin zum Deutschen Nationaltheater (DNT) in Weimar – der Stadt, in der Goethe am 22. März 1832 starb. Wir laden Sie ein, auf Entdeckungstour zu gehen – ob im Theater, Museum oder beim Wandern.
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SACHSEN
Leipzig: Auerbachs Keller
Wer mit gezücktem Reiseführer Leipzig erkundet, kann etwa bei Dumont nachlesen, dass der Name des Restaurants auf Dr. Heinrich Stromer aus Auerbach in der Oberpfalz zurückgeht. Demnach ließ er an dieser Stelle im 16. Jahrhundert einen Handelshof errichten. Die Herkunft Stromers ging auf den Hof und den zugehörigen Weinkeller über, der Dr. Auerbach genannt wurde.
Später gastierte hier Goethe, der 1765 in Leipzig das Jurastudium aufnahm. Im Keller habe er Bilder des Malers Brettschneider vom Fassritt des Schwarzkünstlers Heinrich Faust gesehen, der 1525 auf einem Weinfass die Kellertreppe empor geritten sein soll. In seinem "Faust" setzte der spätere Dichterfürst ihm ein Denkmal. Zumindest die Statue vor dem Restaurant in der Mädler-Passage gesehen zu haben, ist heute ein Muss für jede Sightseeingtour durch die Messestadt. Außerdem nicht vergessen: die Goethe-Statue gleich gegenüber auf dem Naschmarkt.
Leipzig: Schillerhaus
Zu den besonderen Orten Leipzigs, an denen es sich um Bücher dreht, zählt eindeutig auch das Schillerhaus. Das kleine ehemalige Bauernhaus liegt im Stadtteil Gohlis. Hier im Obergeschoss lebte der damals 25-jährige Dichter im Sommer 1785, informiert das Haus. Hier arbeitete er an seiner Ode "An die Freude" und am "Don Carlos".
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum.
Eine Ausstellung erzählt von Schillers Leben und Wirken in Leipzig. Im Garten des Hauses finden regelmäßig Theateraufführungen, Konzerte sowie Lesungen statt.
Dresden: Schillerhäuschen
Wenn man an Wirkungsorte Schillers denkt, kommt man wohl nicht gleich auf den Dresdner Stadtbezirk Loschwitz. Immerhin gilt das hier stehende Schillerhäuschen als das kleinste Museum der Stadt – und doch gibt es gute Gründe, den Ort zu besuchen.
Zwischen 1785 und 1787 war Schiller für zwei Jahre zu Gast in Dresden bei Christian Gottfried und Minna Körner, vollendete hier seine "Ode an die Freude". Er verbrachte viel Zeit auf dem Loschwitzer Weingut und hielt sich auch in jenem Gartenhäuschen auf. Nachzulesen ist das beim Verein "Schiller & Körner in Dresden e.V.", der das Häuschen betreut, und den Museen der Stadt Dresden. Seit 2005 informiert eine Ausstellung über Schillers Zeit in Dresden, seine Freundschaften und sein Schaffen.
SACHSEN-ANHALT
Bad Lauchstädt: Goethe-Theater
Bad Lauchstädt wartet mit einer Besonderheit auf: Hier steht der einzig original erhaltene Theaterbau, der noch nach Vorgaben Goethes errichtet wurde. Vor mittlerweile mehr als 220 Jahren wurde es kostengünstig und modern innerhalb von sechs Monaten gebaut. Besonders ist auch die historische Zeltleinwanddecke des Goethe-Theaters, unter der die Zuschauerinnen und Zuschauer Platz nehmen.
Von 2015 bis 2021 wurde das Goethe-Theater Bad Lauchstädt saniert. Seit 2007 wird hier das "Festspiel der deutschen Sprache" ausgerichtet, eine Veranstaltungsreihe mit Lesungen, Konzerten, Schauspielaufführungen und Vorträgen.
Bad Lauchstädt: Neues Schillerhaus
Bad Lauchstädt versteht sich zwar als Goethestadt, aber auch das Neue Schillerhaus hat hier seinen Platz. Im Obergeschoss befindet sich das Schillerzimmer. Dessen Innenausstattung wurde dem Goethe-Theater zufolge nach Schillers Tod einst als Gedächtnisort für seine Verlobung mit Charlotte von Lengefeld angepriesen. Das Zimmer steht nicht nur im Zentrum der Verlobungslegende, sondern ist auch ein Zeugnis der bürgerlichen Verehrung für den Dichter.
Das "Neue Schillerhaus" wurde 2010 eingeweiht und steht in Sichtweite des ursprünglichen Schillerhauses in der heutigen Schillerstraße. Es widmet sich vornehmlich der Tradition und Geschichte des Theaters im 19. und 20. Jahrhundert.
THÜRINGEN
Weimar: Deutsches Nationaltheater
Wo heute das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) steht, stand einst das Komödienhaus. 1791 zog hier das Weimarer Hoftheater ein, dessen erster Intendant der Dichter und Dramatiker Johann Wolfgang von Goethe wurde, der in dem Jahr seinen 42. Geburtstag feierte.
Goethe verschaffte dem Haus Ruhm, von hier aus eroberten die Stücke Friedrich Schillers die Bühnen der Welt. Von 1799 bis 1805 – Schillers Todesjahr – wirkten die beiden Dichter gemeinsam an der Weimarer Bühne. Das 1857 vor dem Theater eingeweihte Denkmal von Ernst Rietschel erinnert an die gemeinsame Schaffenszeit.
Weimar: Fürstengruft
In der Fürstengruft stehen die Särge von Goethe (28. August 1749 bis 22. März 1832) und Schiller (10. November 1759 bis 9. Mai 1805). Das Grabmal von Letzterem hat allerdings nur symbolischen Wert. Im Jahr 2008 ergaben Forschungen, dass die vermeintlichen Gebeine Schillers in Wahrheit nicht von ihm stammten.
Auf dem historischen Friedhof in Weimar sind noch weitere Grabstätten berühmter Persönlichkeiten zu finden, etwa von Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (Fürstengruft), Charlotte von Stein (westliche Friedhofsmauer), Johann Nepomuk Hummel (westliche Friedhofsmauer).
Ilmenau: Goethehäuschen und Goethe-Wanderweg
Unscheinbar sieht sie aus, die Jagdhütte auf dem Kickelhahn in der Nähe von Ilmenau. Und doch steht sie in Verbindung mit Goethe, der am 6. September 1780 an die Wand der Hütte das berühmte Gedicht "Wandrers Nachtlied" schrieb.
Über allen Gipfeln ist Ruh
Goethes "Graffito" ist zwar im Laufe der Zeit verschwunden, im GoetheStadtMuseum in Ilmenau findet sich jedoch eine Fotografie des Schriftzuges. Nach dem Museumsbesuch könnten Interessierte weiter auf dem Goethe-Wanderweg gehen – Museum und Goethehäuschen sind keine sechs Kilometer voneinander entfernt.
Weimar: Goethes Wohnhaus
Die UNESCO-Welterbestätte Klassisches Weimar umfasst eine Reihe von geschichtsträchtigen Orten, zu denen etwa Goethes Wohnhaus zählt. Von seinem Einzug 1782 bis zu seinem Tod lebte Goethe fast 50 Jahre lang im Haus am Frauenplan, ist in der Haus-Chronik der Klassik Stiftung Weimar nachzulesen. Er starb am 22. März 1832 in seinem Schlafzimmer.
Die Räume des Hauses wurden der Stiftung zufolge nach seinen Kunstidealen und vielfältigen Interessen gestaltet. Hier mehrten sich seine Bücher, seine Kunst- und naturwissenschaftlichen Sammlungen. Als Höhepunkt einer Besichtigung gilt Goethes Arbeitszimmer mit seiner Privatbibliothek.
Auf der Rückseite des Wohnhauses liegt der Hausgarten, der weitestgehend dem Zustand der 1820er-Jahre entsprechen soll. Goethes Wohnhaus steht im Mittelpunkt des Goethe-Nationalmuseums, das sich der Erforschung und Präsentation von Leben und Werk des Dichters widmet. Die Dauerausstellung trägt den Titel: "Lebensfluten - Tatensturm".
Weimar: Schillers Wohnhaus
Die letzten drei Lebensjahre verlebte Schiller in seinem Wohnhaus an der Esplanade, erinnert die Klassik Stiftung Weimar. Sie führt die Dramen "Die Braut von Messina" und "Wilhelm Tell" als hier entstandene Werke an. Hier starb Schiller am 9. Mai 1805 in seinem Arbeitszimmer.
Ein Rundgang führt etwa durch die Zimmer von Schillers Frau Charlotte und der Kinder sowie den Wohnbereich des Dichters. Höhepunkt der Ausstellung ist das Arbeitszimmer Schillers. Eine Besucherwerkstatt richtet sich zudem an Kinder und Familien. Das Haus ist mit dem Schiller-Museum verbunden.
Rudolstadt: Theater und Schillerhaus
Das beschauliche Rudolstadt hatte einen großen Namen an seinem Theater. Johann Wolfgang von Goethe war hier Intendant im Jahr 1794 sowie von 1796 bis 1803. Er bespielte die Rudolstädter Bühne mit dem Ensemble des Weimarer Hoftheaters. Zu den Gästen zählte etwa Friedrich Schiller.
In Rudolstadt war es dann auch, dass sich Goethe und Schiller zum ersten Mal begegneten. Bei ihrem Treffen am 7. September 1788 im Beulwitzschen Haus war Schiller 28 Jahre alt. Goethe war 39 und stand unter dem Einruck seiner Italienreise. Warm wurden sie nicht miteinander. Heute widmet sich das Schillerhaus auch der Beziehung Friedrichs zu den Schwestern Charlotte von Lengefeld sowie der drei Jahre ältere Caroline, verheiratete von Beulwitz.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | "Unterwegs in Weimar" | 28. Dezember 2024 | 18:15 Uhr