
Poetisch bis politisch Leipziger Buchmesse 2025: Zehn Veranstaltungen für Lyrik-Fans
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20. März 2025, 11:32 Uhr
Spiel mit Worten, fantastische Beobachtungen und spannende Sprachkritik – Lyrik und Dichtung haben viel zu bieten. Rund um die Leipziger Buchmesse können Fans ganze Nächte voller Lesungen erleben: In der Lyrik-Buchhandlung gibt es die ganze Bandbreite der aktuellen Erscheinungen zu erleben. Die gefeierte Autorin Marion Poschmann stellt ihr neues Buch vor – eine Legende in Versen. Und der norwegische Autor Erik Fosnes Hansen stellt Klassiker der norwegischen Dichtung vor. Hier finden Sie zehn Tipps.
Inhalt des Artikels:
- Lyrikbuchhandlung: Drei Abende mit Lyrik-Neuerscheinungen
- Inoffizielle Buchmesse-Eröffnung: Poetry Slam im Zentrum
- "Baustelle Lyrik" – eine Stunde Lyrik bei MDR KULTUR
- Gedichtklassiker aus Norwegen mit Erik Fosnes Hansen
- Eine Verslegende – Marion Poschmann liest aus "Die Winterschwimmerin"
- Lyrik zur Rettung der Demokratie
- Parasitärer Abend – Parasitenpresse stellt sich vor
- Lyrik bei der Langen Leipziger Lesenacht
Lyrikbuchhandlung: Drei Abende mit Lyrik-Neuerscheinungen
Wer sich für Lyrik und Gedichte begeistern kann, sollte während der Buchmessezeit unbedingt einen Abstecher in den Leipziger Süden wagen. In der Galerie KUB wird dann die Lyrikbuchhandlung beheimatet sein. Diese Initiative wurde 2008 vom unabhängigen Verlagskollektiv Hochroth ins Leben gerufen und versammelt Verlage, die sich besonders um die Lyrik bemühen. Auf kuratierten Büchertischen und auf der Bühne werden vom 26. bis 28. März zahlreiche Neuerscheinungen präsentiert.
Romanautorin Olga Martynova und Dincer Güçyeter, Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse 2023, lesen Texte von Oleg Jurjew. Simone Scharbert wirft Blitzlichter auf eine Pionierin der Fotografie: die 1799 geborene Anna Atkins. Die renommierten Lyrik-Empfehlungen 2025 werden vorgestellt. Slata Roschal, die bereits für den Deutschen Buchpreis nominiert war, blickt in ihren melancholischen, aber auch zynischen Texten sozusagen in den deutschen Alltag der Umbruchszeit. Und Johann Reißer und Ursula Seeger präsentieren ihren lyrisch-grafischen Band "Gehäuse".
Inoffizielle Buchmesse-Eröffnung: Poetry Slam im Zentrum
Die Dichtung musste sich immer beweisen: Euripides oder Petrarca haben sich da hervorgetan und die Jahrhunderte überdauert. Diese Idee wird im Poetry Slam weitergetragen. Menschen treten auf eine Bühne und performen ihre lyrischen, rhythmisierten und nicht selten auch humorvollen Texte. Die Buchmesse lockt auch einige Slam-Stars nach Leipzig. Im Kupfersaal geht es zum Start des Literaturtreffens auch um die Krone, um die einige Größen der Szene wetteifern.
"Baustelle Lyrik" – eine Stunde Lyrik bei MDR KULTUR
Auch bei MDR KULTUR wird nach dem Zustand der gegenwärtigen Lyrik gefragt. Jörg Schieke, der nicht nur als Literaturkritiker arbeitet, sondern selbst bemerkenswerte Lyrik schreibt, hat sich dafür drei Gäste eingeladen: Marit Heuß teilt in ihrem lyrischen Debüt fast schon sommerliche Beobachtungen, wenn sie durch die Natur geht, nach Portugal oder Italien reist oder einfach bei Leipzig schwimmen geht. Lydia Daher ist als Musikerin für ihre poetischen Popsongs bekannt. In Ihrem Gedichtband "Wo wir waren" erzählt sie vom Leben in der brandenburgischen Provinz, vom Nebeneinander von Natur- und Dorfleben. Mit dabei ist auch der Dichter und Schreibdozent Tom Schulz aus der Oberlausitz.
Gedichtklassiker aus Norwegen mit Erik Fosnes Hansen
2025 ist das Gastland der Leipziger Buchmesse Norwegen und tatsächlich hat das skandinavische Land Einiges an guter Literatur zu bieten: natürlich Krimis im Nordic-Noir-Stil, Auseinandersetzungen mit der Natur und traumwandlerische Geschichten. Doch während alte und aktuelle Romane zahlreich ins Deutsche übersetzt werden, sind die lyrischen Klassiker Norwegens in Deutschland kaum bekannt. Das will der Autor Erik Fosnes Hansen ändern. Im Gespräch mit dem Moderator Thomas Böhm gibt er Einblick in die norwegische Dichtung und stellt beliebte Werke vor, die er für Leipzig eigens ins Deutsche übertragen hat.
Eine Verslegende – Marion Poschmann liest aus "Die Winterschwimmerin"
Immer wieder beschäftigt sich die Autorin Marion Poschmann mit der Natur und dem Verhältnis des Menschen zu ihr. Mit ihrem Gedichtband "Geliehene Landschaften", der sprachlich die japanische Maltechnik nutzt, war sie bereits für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. In ihrem neuen Buch "Die Winterschwimmerin", das die Autorin selbst als Verslegende bezeichnet, geht es um die Suche nach Freiheit, um die Stärke der Natur und der eigenen Vorstellungskraft.
Mitten im Winter geht Thekla schwimmen und hält der eisigen Kälte nur die eigene Körperwärme entgegen, die sie mit buddhistischen Meditationstechniken verstärkt. Und plötzlich liegt der gerade noch imaginierte Tiger tatsächlich am Strand. Poschmann spielt in ihrem Langgedicht gekonnt mit Rhythmen und reimt voller Humor. In Leipzig stellt die Dichterin ihr Buch unter anderem in der Alten Nikolaischule vor.
Lyrik zur Rettung der Demokratie
Lyrik ist immer auch bis zu einem gewissen Grad politisch. Immer geht es in Gedichten auch darum, mit Worten und Sprache zu spielen, Bedeutungen auszudehnen oder zu hinterfragen, die Wirklichkeit auf einen Punkt zu konzentrieren und auszuleuchten.
In diesem Sinne will sich der Band "Gespräche über Bäume" in die öffentliche Debatte einmischen und dafür haben die Herausgeber Hubert Klöpfer und Thomas Weiß rund 70 zeitgenössische Dichterinnen und Dichter versammelt, die sich über den Zustand der Welt sorgen, leise Denkanstöße und laute Kampfansagen bieten: gegen die Spaltung der Gesellschaft und für mehr Demokratie. Im Alten Rathaus wird der Mitherausgeber Thomas Weiß den neuen Band vorstellen und einige der ausgewählten Gedichte lesen.
Parasitärer Abend – Parasitenpresse stellt sich vor
2024 ist Parasitenpresse neben einigen anderen Verlagen mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet worden. Der Hauptfokus des kleinen und unabhängigen Verlags liegt auf Lyrik, deutschsprachig und international. In einem Verlagsabend in der Kulturkneipe "Besser leben" wird das aktuelle Programm vorgestellt.
Die rumänische Dichterin Livia Stefan nimmt das Publikum mit zurück in ein Trauma. Laura Hansen und Luzie Kasnitz präsentieren poetische Texte und Zeichnungen zum Thema Pferde und Politik. Übersetzer Michael Pietrucha präsentiert ein Langgedicht von Jacek Dehnel über die vielen Seiten der polnischen Hauptstadt Warschau. Und Sebastian Schmidt versucht, Alltagssorgen in neue Worte zu fassen.
Lyrik bei der Langen Leipziger Lesenacht
Die Menschheit steht vor zahlreichen großen Herausforderungen: Klimakrise, Geschlechterungerechtigkeit, Armut. Dagegen und dafür schreibt Alexander Graeff mit seinen neuen Gedichten an. In seinen Texten hinterfragt er das Zusammenleben, feiert Popstars und Göttinnen und verwandelt Hormone in Sprache. Im Rahmen der Langen Leipziger Lesenacht liest er aus seinen Texten. Auch die übersetzten Gedichte der russischen, feministischen Dichterin Galina Ryumbu werden präsentiert. Auch die Finalist*innen des Wettbewerbs Lyrix stellen sich vor. Daneben lesen auch Schreibende aus ihren Romanen und Erzählungen.
Lyriknacht "Teil der Bewegung"
Die Lesung "Teil der Bewegung" ist der Geheimtipp für Freunde der Lyrik. Hier lesen Autor*innen mit musikalischer Begleitung in der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB). In einer langen Nacht gibt es einen Querschnitt durch die aktuelle Lyrikszene. Im Fokus steht hier die deutschsprachige Lyrik, aber auch Übersetzungen werden an dem Abend vorgestellt. Veranstaltet wird die Lesung vom Poetenladen, dem Leipziger Literaturmagazin EDIT, dem Schöffling Verlag, Kookbooks, dem Verlagshaus Berlin und der Parasitenpresse. Es treffen Newcomer auf etablierte Autor*innen: Verena Stauffer hat neue Liebesgedichte geschrieben. Sanda Gugić hat vor dem Hintergrund des Terrorangriffs mit zwei anderen Dichterinnen korrespondiert. Nadja Küchenmeister denkt in ihrem Langgedicht über Trennungen nach. Und Christian Schloyer spielt das Ende der Welt nach. Und Jessica de Negri hinterfragt Körper und Geschlechter mit einem ganz persönlichen Blick auf die Welt. Begleitet wird der Abend von Hypochondrische Ängste, dem Duo aus dem Neo-Jazz-Pop-Musiker Philipp Martins und der Autorin Jorinde Minna Markert.
Lyrik-Spezial der Lesereihe Niemerlang
Im Lyrik-Spezial der Lesereihe "Niemerlang" stellen drei Autorinnen und ein Autor ihre aktuellen Bände vor. Marit Heuß schreibt über Strandbesuche und Reisen. Janin Wölke nimmt das Publikum mit in den Alltag einer Mutter: In ihrem Langgedicht schweift sie durch die Welt, beobachtet, lässt Popsongs und Disney-Zitate einfließen und dazwischen immer die kindlichen Fragen von Kolja. Christina Hoba holt Beobachtungen aus den Papierkokons. Und Patrick Wilden wagt ein Selbstexperiment im Reimen, das inzwischen sehr aus der Mode gekommen ist und oft eher altbacken wirkt.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 05. März 2025 | 12:10 Uhr