19. Shell-JugendstudieViele Jugendliche haben laut Studie Angst vor Krieg in Europa und Klimawandel
In der aktuellen Shell-Jugendstudie machen sich viele junge Menschen große Sorgen. 80 Prozent der Befragten haben Angst vor einem Krieg in Europa. Fast genauso viele fürchten sich vor einer Wirtschaftskrise. An dritter Stelle folgt die Sorge um die Folgen des Klimawandels. Dennoch blicken viele junge Menschen in Deutschland weitgehend optimistisch in die Zukunft.
- Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist bei jungen Menschen auf einen historischen Tiefstand gesunken.
- Der Anteil junger Menschen, die bei den Wahlen in Ostdeutschland für die AfD stimmten, ist der Studie zufolge besonders hoch.
- Der Markt für Jugendstudien boomt inzwischen.
Einer Studie zufolge hat die Mehrheit der jungen Menschen in Deutschland Angst vor einem Krieg in Europa. Wie aus der am Dienstag veröffentlichten Shell-Jugendstudie hervorgeht, ist für 80 Prozent der 12- bis 25-Jährigen das die größte Sorge. Fast genau so viele fürchten sich vor einer Wirtschaftskrise. Dahinter folgt die Sorge um die Folgen des Klimawandels sowie die Angst vor einer wachsenden Feindseligkeit zwischen den Menschen
Doch es gibt auch Zuversicht. Bei etwas mehr als der Hälfte überwiegt im persönlichen Umfeld der Jugendlichen der Optimismus. Nur ein Drittel der Befragten äußerte die Angst vor Arbeitslosigkeit – das ist ein historischer Tiefstand. 75 Prozent sind mit der Demokratie eher oder sogar sehr zufrieden.
Männliche Jugendliche bezeichnen sich häufiger als rechts
Trotzdem sind sie der Umfrage zufolge politisch engagierter als noch vor fünf Jahren. Etwas mehr als die Hälfte informiert sich demnach aktiv über politisches Geschehen. Dies zeige, dass sich ein Großteil der Jugendlichen differenziert mit Krisen und deren Konsequenzen auseinandersetze, sich aber nicht entmutigen lasse, so die Studienauswerter.
Dennoch stieg der Studie zufolge seit 2019 vor allem der Anteil männlicher Jugendlicher, die sich als "eher rechts" bezeichnen. Jeder vierte junge Mann ordnet sich demnach heute als "eher rechts" oder "rechts" ein. In der Vorgängerstudie von 2019 war dies noch weniger als jeder fünfte. Bei den weiblichen Jugendlichen verorten sich elf Prozent als "eher rechts" oder "rechts". Das sind in etwa so viele wie vor fünf Jahren.
Die Befunde der Forscher sind angesichts der jüngsten Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern und der Europawahl nicht überraschend: Bei allen Wahlen war der Anteil junger Menschen, die sich für die AfD entschieden, besonders hoch.
In Thüringen setzten laut Infratest dimap 38 Prozent der Menschen zwischen 18 und 24 Jahren ihr Kreuz bei der in dem Land als rechtsextrem eingestuften Partei. In Sachsen stimmten demnach in der selben Altersgruppe 31 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die AfD.
Jugendstudien boomen
Der Markt an Jugendstudien ist inzwischen regelrecht explodiert. Die Auftraggeber reichen von Tui, über Bertelsmann bis Vodafone. Doch so unterschiedlich die Auftraggeber sind – die Studienergebnisse ähneln sich. Die Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings, Daniele Broda, über die Gründe im Interview:
19. Shell-Jugendstudie
Für die 19. Shell Jugendstudie wurden rund 2.500 junge Menschen im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren zu ihren Lebenswelten und Einstellungen befragt – unter anderem zu Familie, Freunden, politischen Einstellungen und aktuellen Konflikten in der Welt.
Die Shell-Studie ist ein Standardwerk der Jugendforschung in Deutschland und erscheint seit 1953. Sie wird alle vier bis fünf Jahre herausgegeben. Die aktuelle Jugendstudie trägt den Untertitel "Pragmatisch zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt". Wissenschaftler der Universität Bielefeld und der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg werteten das Material in Zusammenarbeit mit dem demoskopischen Institut Verian aus.
KNA/dpa (lmb/lik)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Oktober 2024 | 12:06 Uhr