Neuer BundestagUnions-Frauen fordern Frauenquote bei Vergabe von Leitungsposten

20. März 2025, 21:27 Uhr

Die Vorsitzende der Unions-Frauengruppe im Bundestag, Mechthild Heil, fordert eine Frauenquote bei der Vergabe von Leitungsposten in CDU und CSU. Viele kompetente Frauen würden nicht gehört werden und auch nicht an den aktuellen Koalitionsverhandlungen teilnehmen. CDU-Chef Friedrich Merz hatte angekündigt, die Regierung nicht zwingend paritätisch besetzen zu wollen.

Die Gruppe der Frauen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat gefordert, dass bei Ämtern der Union im Bundestag und in der künftigen Bundesregierung die Hälfte der Posten mit Frauen besetzt wird.

"Wenn wir als Parteien und als Politiker die Bevölkerung wirklich repräsentieren wollen, dann muss der Blick der Frauen auch in großem Maße dabei sein – mindestens 50 Prozent", sagte die Vorsitzende der Unions-Frauen, Mechthild Heil, bei MDR AKTUELL. Das sei wichtig, da Frauen oft einen anderen Blick auf Themen hätten.

Mechthild Heil: Frauenquote ist Führungsaufgabe

Um politische Entscheidung zum Thema Rente treffen zu können, müsste man zum Beispiel auch einbeziehen, wie Frauen fürs Alter vorsorgen. Noch immer würden weibliche Abgeordnete aber vor allem mit Familien-, Pflege- oder Bildungspolitik assoziiert, kritisierte sie.

Es kann nicht sein, dass wir in der Fraktion davon ausgehen, 80 Prozent der Männer haben Kompetenz und nur 20 Prozent der Frauen.

Mechthild Heil, Vorsitzende der Unions-Frauen

Merz hatte im Oktober vergangenen Jahres gesagt, dass man sich mit einer Frauenquote keinen Gefallen tue. Heil konterte nun: "Es gibt auch Männer, die komplett fehlbesetzt sind." Das Geschlecht allein dürfe zwar kein Kriterium für die Vergabe von Ämtern sein, jedoch könne es nicht sein, dass kompetente Frauen nicht gehört werden.

"Es kann nicht sein, dass wir in der Fraktion davon ausgehen, 80 Prozent der Männer haben Kompetenz und nur 20 Prozent der Frauen", sagte die Unionspolitikerin MDR AKTUELL. Das zu ändern sei eine Führungsaufgabe.

Die Unionsfrauen richteten ihre Forderungen in einem Brief an den Parlamentarischen Geschäftsführer Thorsten Frei (CDU) und seinen Stellvertreter Alexander Hoffmann, den Parlamentarischen Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe. Auf eine Antwort warte man bislang noch, so Heil.

Frauenanteil in Bundestag und mitteldeutschen Landtagen gesunken

Im neuen Bundestag wird der Frauenanteil niedriger sein als zuvor. Lag er 2021 noch bei rund 35 Prozent, sind es künftig nur noch etwa 32 Prozent. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Abgeordneter bei den Grünen mit etwa 61 Prozent, am niedrigsten bei der AfD mit rund 12 Prozent. Bei der CDU liegt der Frauenanteil bei circa 23 Prozent, bei der SPD beträgt er fast 42 Prozent, bei der Linken rund 56 Prozent und bei der CSU 25 Prozent.

In den mitteldeutschen Landtagen sind Frauen sogar noch weniger repräsentiert als im Bundestag. In Thüringen liegt der Frauenanteil bei 31,8 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 27,8 Prozent und in Sachsen bei 27,5 Prozent.

Alles anzeigen

Frauen auch bei Koalitionsverhandlungen unterrepräsentiert

CDU-Chef Friedrich Merz hatte bereits angekündigt, ein von ihm geleitetes Bundeskabinett nicht zwingend paritätisch besetzen zu wollen. Die Fraktion stehe "regelmäßig in der Kritik", wenn es um die Repräsentation von Frauen in der Politik gehe, heißt es in dem Brief der Unionsfrauen. In den Koalitionsverhandlungen mit der SPD sitzen derzeit 16 Arbeitsgruppen zusammen. In sechs davon hat die CDU eine Frau als Verhandlungsführerin aus ihren Reihen geschickt, die CSU nur in fünf, die Sozialdemokraten in acht – also die Hälfte.

An die Spitze des Bundestags und damit in das formal zweithöchste Amt des Staates will die Union aber eine Frau wählen lassen: Die CDU-Politikerin Julia Klöckner soll Bundestagspräsidentin werden.

MDR, AFP (smk)

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. März 2025 | 14:13 Uhr