BilanzBahn unpünktlich wie nie zuvor – Verluste gehen zurück

27. März 2025, 20:18 Uhr

Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr erneut einen Milliardenverlust eingefahren – das Minus betrug rund 1,8 Milliarden Euro. Das war allerdings knapp eine Milliarde Euro weniger als noch im Vorjahr. Grund dafür war, dass der Bund Kosten für notwendige Arbeiten ausgeglichen hat. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr lag mit 62,5 Prozent auf einem historischen Tiefstwert.

Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr erneut einen Milliardenverlust eingefahren. Unterm Strich stand 2024 ein Minus von rund 1,8 Milliarden Euro, wie der bundeseigene Konzern mitteilte. Das war allerdings knapp eine Milliarde Euro weniger als noch im Vorjahr. 

Das bessere Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr lag vor allem daran, dass der Bund hohe Kosten für notwendige Instandhaltungsarbeiten ausgeglichen hat, bei denen die Bahn im Jahr 2023 in Vorleistung gegangen war. 

Schenker-Erlös geht in den Schuldenabbau

Dass das Unternehmen in den roten Zahlen blieb, liegt vor allem am Verkauf der früheren Logistik-Tochter DB Schenker an den dänischen Wettbewerber DSV. DB Schenker hatte die Bilanz des Mutterkonzerns stets mit hohen Gewinnen aufgebessert. Auch 2024 erwirtschaftete der Logistik-Riese ein Plus von rund einer Milliarde Euro.

Doch davon hat die Bahn nichts mehr. Der Verkaufsabschluss wird für dieses Jahr erwartet. Den Schenker-Erlös von rund 14,3 Milliarden Euro will die Bahn in den Abbau des hohen Schuldenbergs stecken.

Hohe Verluste bei DB Cargo

Besonders tief in den roten Zahlen steckt weiterhin die Güterverkehrstochter DB Cargo. Der Verlust belief sich im vergangenen Jahr auf 357 Millionen Euro. Mit 180 Millionen Tonnen an Gütern transportierte das Unternehmen neun Prozent weniger als im Vorjahr. Die Bahn verweist vor allem auf die konjunkturelle Lage.

DB Cargo schreibt seit Jahren hohe Verluste, weshalb die EU-Kommission als europäische Wettbewerbsaufsicht einschritt – die staatlich ausgeglichenen roten Zahlen des Unternehmens gelten als staatliche Beihilfe. Bis Ende 2026 muss das Unternehmen nun profitabel sein, derzeit wird es saniert.

Neben dem Güterverkehr fuhr auch der Fernverkehr Verluste ein. Nur beim Nahverkehr und dem Tochterunternehmen Infrago gab es den Angaben zufolge noch schwarze Zahlen.

Größte Krise seit Bahnreform

"Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit der Bahnreform", teilte Konzernchef Richard Lutz mit. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr erreichte im vergangenen Jahr mit nur 62,5 Prozent einen historischen Tiefpunkt. Das Schienennetz ist marode und überlastet. "Wir sind in wesentlichen Bereichen weit weg von dem, was wir uns vorgenommen haben und was unsere Kunden von uns erwarten", teilte Lutz weiter mit.

Richard Lutz ist Konzernchef der Deutschen Bahn AG. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit der Bahnreform.

Richard Lutz | Konzernchef Deutsche Bahn AG

Ungeachtet der Krise bei der Deutschen Bahn hat Lutz im vergangenen Jahr erheblich mehr Geld verdient. Inklusive Bonus-Zahlungen, den sogenannten variablen Vergütungen, kommt er auf insgesamt rund 2,1 Millionen Euro im Jahr 2024. Im Jahr davor lag sein Einkommen aufgrund eines niedrigeren Festgehalts und weggefallener variabler Vergütungen um rund eine Million Euro niedriger.

Personalabbau in der Verwaltung

Der Gesamtkonzern soll im Laufe der kommenden Jahre nicht nur pünktlicher, sondern auch wirtschaftlich saniert werden. Der Konzern will unter anderem beim Personal sparen. Im Jahr 2024 seien im Vertrieb und in der Verwaltung bereits 1.000 Stellen abgebaut worden, erklärte Lutz. Bis Ende 2027 soll die Zahl der Mitarbeitenden vor allem in der Verwaltung um rund 10.000 gesenkt werden.

AFP/dpa (ys)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 27. März 2025 | 11:30 Uhr