DDR-MarkeFoto-Firma Orwo Net meldet Insolvenz an – OB Schenk hofft auf Investor

28. März 2025, 11:01 Uhr

Orwo war in der DDR die Traditionsmarke für Filme. Jetzt hat Orwo Net in Bitterfeld-Wolfen Insolvenz angemeldet. Die 250 Mitarbeiter sollen vorerst ihre Jobs behalten. Damit das auch langfristig so bleibt, braucht es einen neuen Investor. Oberbürgermeister Armin Schenk ist zuversichtlich, dass der gefunden wird.

Die Stadt Bitterfeld-Wolfen setzt auf einen Neuanfang beim insolventen Fotodienstleister Orwo Net. Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) sagte MDR SACHSEN-ANHALT, wichtig sei, dass das Unternehmen einen Investor finde. Mit dem Namen Orwo verbinde sich eine lange Tradition am Standort Wolfen. Er habe große Hoffnung, dass sich ein Investor finde, der [...] in die Zukunft investiere und Arbeitsplätze sichere. Das Unternehmen sei so gut aufgestellt, dass dies gelingen könne, so Schenk.

Orwo Net will bestehende Verträge erfüllen

Am Dienstag hatte das Amtsgericht Dessau-Roßlau das Insolvenzverfahren für Orwo eröffnet. Der bestellte Insolvenzverwalter Christian Heintze hat bereits mit der Analyse begonnen, um sich ein Bild von der Lage Orwos zu machen. Er erklärte, der Betrieb werde die Verträge mit seinen Kunden weiterhin uneingeschränkt erfüllen. Auch sollen neue Aufträge angenommen werden. Für die etwa 250 Mitarbeiter seien die Löhne über das sogenannte Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Über die Insolvenz hatte zuerst die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet.

Werkhalle der ORWO Net AG in Bitterfeld-Wolfen
Blick in die Werkhalle von Orwo Net in Bitterfeld-Wolfen im Jahr 2011. (Archiv-Foto) Bildrechte: picture alliance/ZB/Peter Endig

Sinkende Nachfrage und steigende Kosten

Das Unternehmen mit Sitz in Bitterfeld-Wolfen ist nach eigenen Angaben eines der führenden Foto-Groß-Labore in Deutschland. Der Hersteller von Fotobüchern leidet Medienberichten zufolge unter sinkender Nachfrage und gestiegenen Kosten. Er erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro. Laut Geschäftsbericht fuhr Orwo Net im Jahr 2023 aber einen Verlust von mehr als 1,5 Millionen Euro ein.

Bereits damals sprach das Unternehmen von schwierigen Rahmenbedingungen für den Fotofinishing-Markt, die von der allgemeinen Rohstoff- und Energielage sowie von der Inflation und dem aktuell hohen Zinsniveau bestimmt seien. "Dazu kommt, dass sich der Markt selbst sehr kompetitiv entwickelt hat", heißt es im Geschäftsbericht. Der Kampf um Kunden treibe Marketingaufwendungen ins Unermessliche. "Der erbitterte Preiskampf mit Rabattaktionen führt dagegen zu sinkenden Umsätzen." Inzwischen leide der Markt an Überkapazitäten. 

Das Archivbild von 1984 zeigt eine Produktwerbung für Orwo aus dem Jahr 1984. Bildrechte: imago/Gueffroy

In der DDR fast 15.000 Mitarbeiter

Orwo Net war aus dem DDR-Fotofilm-Hersteller Orwo hervorgegangen. Der Betrieb entwickelte den ersten Mehrschicht-Farbfilm der Welt. Gegen Ende der DDR arbeiteten fast 15.000 Menschen für Orwo.

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dpa, MDR (Karin Roxer, Mario Köhne, Martin Krause, Marius Rudolph) | Erstmals veröffentlicht am 26.03.2025

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. März 2025 | 11:30 Uhr

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