Pharmaunternehmen in Dessau-Tornau IDT Biologika während Corona: Vom Schatten ins Rampenlicht
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13. März 2025, 12:51 Uhr
Genau fünf Jahre ist die Corona-Pandemie her. Menschen starben, das Gesundheitssystem kam ans Limit, die Wirtschaft wurde erschüttert. Die ganze Welt wartete auf einen Impfstoff. Plötzlich richtete sich der Fokus auf das Pharmaunternehmen IDT Biologika in Dessau-Tornau. Dort wollte man ein eigenes Serum entwickeln. Außerdem sah sich die Firma in der Lage, massenhaft Impfstoffe anderer Hersteller zu produzieren. Hat das IDT später zum Durchbruch verholfen?
Im Pharmapark Dessau-Tornau ist IDT der Platzhirsch. 1.600 Menschen arbeiten für das Pharmaunternehmen, das mit einer langen Tradition aufwarten kann. Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1921 zurück, als hier ein bakteriologisches Institut gegründet wurde.
Unter Druck, einen Corona-Impfstoff zu entwickeln
Mit Beginn der Corona-Pandemie rückte IDT ins Rampenlicht. Mit den steigenden Todeszahlen infolge von Corona-Infektionen nahm auch der Druck deutlich zu, geeignete Impfstoffe zu entwickeln. Die Dessauer gehörten zu den wenigen Unternehmen weltweit, die sich die Entwicklung eines Serums zutrauten. Corina Meisel, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, blickt zurück: "Früher hat sich kaum jemand für uns interessiert. Auf einmal kamen der Bundesgesundheitsminister Spahn und Ministerpräsident Haseloff. Sie hielten bei uns Pressekonferenzen ab. Das Interesse der Medien war enorm."
Als kritische Infrastruktur hatten wir das Problem, dass die Mitarbeiter gesund durch die Pandemie kommen. Auch, um die Produktion aufrecht zu erhalten. Alle mussten sich vor Arbeitsbeginn testen lassen. Denn wir mussten die Produktion sichern für weltweit tätige Konzerne, die wir schon an Bord hatten.
Dass am Ende andere Wettbewerber bei der Entwicklung eines Impfstoffes schneller waren und das Dessauer Präparat auch nur mäßig geeignet war, bezeichnet Meisel heute als wichtige Erfahrung. Denn das Unternehmen litt wie alle anderen Arbeitgeber unter den damaligen Corona-Beschränkungen: "Als kritische Infrastruktur hatten wir die Sorge, dass die Mitarbeiter gesund durch die Pandemie kommen. Auch, um die Produktion aufrecht zu erhalten. Alle mussten sich vor Arbeitsbeginn testen lassen. Denn wir mussten die Produktion sichern für weltweit tätige Konzerne, die wir schon an Bord hatten."
IDT: Forschung und Auftragsproduktionen
IDT hat damals nicht nur geforscht, sondern war auch ein großer Auftragsproduzent. Millionen von Impfdosen wurden für andere Hersteller produziert. Nicht immer ging es so schnell wie erhofft, sagt Mathias Kahl, der heutige Entwicklungsleiter. Es gab zwar Aufträge ohne Ende, aber es fehlte an Rohstoffen und Lagerungsmöglichkeiten. Darauf hat IDT inzwischen reagiert. "Wir haben uns die Lieferketten neu angesehen und setzen seitdem hauptsächlich auf Lieferanten aus Europa. Und die Lagerkapazitäten haben wir am Stammsitz in Dessau-Tornau mehr als vervierfacht."
Wir haben uns die Lieferketten neu angesehen und setzen seitdem hauptsächlich auf Lieferanten aus Europa.
Neu angeschafft wurden 41 Tiefkühlcontainer, in denen Impfstoffe teilweise bis zu minus 80 Grad Celsius aufbewahrt werden können. Laut Kahl werden aber auch die Mitarbeiter an Großanlagen regelmäßig geschult. Denn IDT gehört zu den fünf deutschen Unternehmen in der Bundesrepublik, die im Krisenfall für die Pandemie-Vorsorge zuständig sind.
80 Millionen Impfdosen pro Jahr möglich
Und das macht die neue Geschäftsführerin Sally Choe aus Südkorea vom Mehrheitsgesellschafter SK Bioscience auch stolz: "Ich denke, es ist wichtig für die Reputation von IDT in Deutschland. Dem Unternehmen wird bescheinigt, zuverlässig und in einer hohen Qualität Impfstoffe herstellen zu können. Teil der Pandemie-Vorsorge zu sein, ist unfassbar wichtig für uns." Sollte es zu einer neuen Pandemie kommen, wäre IDT jedenfalls gerüstet, so Choe weiter. Pro Jahr kann das Pharmaunternehmen in Dessau-Tornau 80 Millionen Impfdosen herstellen.
MDR (André Damm, Mario Köhne)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. März 2025 | 17:00 Uhr
Peter vor 3 Stunden
Tja Goldloeckchen, das ist eine Lehre von Corona: Die nächste Pandemie kommt bestimmt. Und um dann besser vorbereitet zu sein als 2020 bedarf es Geld. Gut investiertes Geld. Geht es doch, wie wir inzwischen wissen, um viele Menschenleben.
DanielSBK vor 1 Stunde
🤠🤠👍👍👍
astrodon vor 3 Stunden
@Goldi: Sind wir nicht alle froh über wertschöpfende, gut bezahlte Industriearbeitsplätze?
Ich bin es jedenfalls.