UntersuchungsausschussAnschlag in Magdeburg: Opferbeauftragte will Betroffene entlasten

25. März 2025, 08:32 Uhr

Ein Vierteljahr liegt der Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt nun schon zurück. Seit Januar läuft die politische Aufarbeitung durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Am Montag wurde die erste Zeugin befragt – die Opferbeauftragte des Landes.

Nach dem Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ist am Montag zum dritten Mal der parlamentarische Untersuchungsausschuss des Landtags zusammengekommen. Die Mitglieder gingen am Nachmittag auch an den Tatort und die Umgebung. Sie legten an der Johanniskirche, die sich nach der Tat zum Gedenkort entwickelt hat, ein Blumengebinde im Namen des Landtags ab. Bei dem Rundgang durch die Innenstadt sahen sich die Abgeordneten außerdem die Zuwege zum Alten Markt an.

Karin Tschernich-Weiske (CDU, M), Vorsitzende des 21. Parlamentarischen Untersuchungsausschusses des Landtages von Sachsen-Anhalt, legt am Gedenkort für die Opfer des Anschlages auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt einen Kranz nieder.
Karin Tschernich-Weiske hat stellvertretend für den Landtag einen Kranz vor der Johanniskirche einen Kranz niedergelegt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Die Ausschussvorsitzende, Karin Tschernich-Weiske (CDU), betonte, man sei bei den Opfern und den Betroffenen. Der Ausschuss werde alles tun, um herauszubekommen, wie es zur Tat kommen konnte, und wie Ähnliches künftig verhindert werden könne.

Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2024, war ein 50 Jahre alter Mann aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden sechs Menschen getötet und über 300 weitere verletzt. Der Täter sitzt in Untersuchungshaft.

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss wurde im Landtag im Januar eingesetzt. Die 13 Mitglieder wollen zunächst das Tatgeschehen und das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarktes näher beleuchten. 

Anschlag in Magdeburg: Opferbeauftragte zählt 1.650 Betroffene

Zuvor hatte Sachsen-Anhalts Landesopferbeauftragte Gabriele Theren Entlastungen für die Betroffenen des Anschlags angemahnt. Diese müssten verschiedenen Institutionen immer wieder ihre Erlebnisse schildern, sagte Theren im Landtag. Dort war sie als Fürsprecherin und Stimme der Opfer geladen. Die Belastung von Betroffenen könne generell reduziert werden, wenn unter Einhaltung des Datenschutzes Angaben einmal erfasst und potenziellen Hilfestellern zur Verfügung gestellt werden könnten. "Das wäre bei diesen Mengen wirklich sehr, sehr wichtig."

Laut der Landesopferbeauftragten liegt die Zahl der erfassten Betroffenen aktuell bei 1.650. Das seien Zahlen, die die Polizei registriert habe, orientiert an der Definition des Bundeskriminalamts, sodass auch Zeugen enthalten sein können. Theren sprach von einem "Zahlen-Wirrwarr". Es werde mit Excel-Tabellen gearbeitet und aufwendig händisch abgeglichen.

Gabriele Theren Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Betroffene wollen "gesehen werden"

In den Stunden nach dem Anschlag konnte vielen Betroffenen schnell geholfen werden, lobte Theren. Auch das kurz nach der Tat Briefe mit Ansprechpartnern und Hilfsangeboten verschickt wurden, sei sehr hilfreich gewesen. Inzwischen gehe es darum, dass jeder die Anträge bekommt, die er brauche. "Jetzt verschiebt sich das in das verwaltungstechnische Abarbeiten."

Für den Landesfonds lägen inzwischen etwa 200 Anträge vor. Es würden keine großen Summen ausgezahlt, das Geld sei eher als Anerkennung gedacht, als eine Geste, sagt Theren. Sie wisse von vielen Betroffenen, dass es gar nicht ums Geld geht. "Es geht ums Gesehenwerden, ums Wahrgenommenwerden", so Gabriele Theren.

Sicherheitskonzept für Alten Markt geplant

Als Konsequenz aus dem Anschlag plant die Stadt Magdeburg die Installation versenkbarer Poller. Das sagte der Fachbereichsleiter Stadtplanung und Vermessung der Landeshauptstadt Magdeburg, Ken Gericke. Die Poller sollten grundsätzlich versenkt sein und bei Veranstaltungen hochgefahren werden. Die Prüfung zu den genauen Standorten sei noch nicht abgeschlossen, so der Stadtplaner. Ein Poller werde voraussichtlich schon im April nahe des Rathauses errichtet. Drei bis vier weitere Poller seien bestellt und sollten so bald wie möglich installiert werden. 

Zudem werde ein Sicherheitskonzept für den Alten Markt und die Zuwege erarbeitet. Die Kosten für die Umsetzung lägen bei 10 bis 15 Millionen Euro, sagte Gericke. Außerdem solle der Markt umgestaltet werden, wofür etwa sieben Millionen Euro veranschlagt würden. Ohne Fördermittel könne die Stadt Magdeburg das aber nicht stemmen.

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dpa, MDR (Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 24. März 2025 | 19:00 Uhr

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