Kindergartenkinder und Erzieherinnen 2 min
Das Sozialministerium hat einen Entwurf für das neue Kinderfördergesetzt vorgestellt. Mehr dazu im Video. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Biederitz Sozialministerin Grimm-Benne: Kita-Erzieherinnen hätten nicht entlassen werden müssen

16. Oktober 2024, 16:06 Uhr

In Biederitz im Jerichower Land sind Erzieherinnen aus öffentlichen Kitas entlassen worden. Begründet wurde das mit der gesunkenen Geburtenrate und dem vorgegebenen Personalschlüssel. Sozialministerin Grimm-Benne erklärt jetzt: Die Entlassung hätte auch vermieden werden können.

Die Einheitsgemeinde Biederitz im Jerichower Land hätte Kita-Erzieherinnen nicht wegen des Personalschlüssels entlassen müssen. Das hat Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) am Dienstag während einer Pressekonferenz in Magdeburg klargestellt.

Hintergrund ist die Entlassung von drei Erzieherinnen aus öffentlichen Kitas in Biederitz. Sie war zu Beginn der Woche bekannt geworden. Laut dem Biederitzer Bürgermeister Kay Gericke (SPD) ist außerdem bei einigen Erzieherinnen die Arbeitszeit heruntergesetzt worden. Gericke sagte MDR SACHSEN-ANHALT zur Begründung: "Wir haben nun mal einen vorgegebenen Betreuungsschüssel, der nicht über- beziehungsweise unterschritten werden darf, und wir haben auch nur begrenzt Geld. Deshalb mussten wir leider so reagieren."

Wenn man klug ist und meint, man will für die Kinderförderung mehr tun, dann kann man sich auch anders verhalten.

Petra Grimm-Benne, SPD Sozialministerin

Tatsächlich schreibt Paragraph 21 des Kinderförderungsgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt lediglich einen Mindestpersonalschlüssel vor, der überschritten werden darf. Das bekräftigte auch Grimm-Benne am Dienstag. "Wenn man klug ist und meint, man will für die Kinderförderung mehr tun, dann kann man sich auch anders verhalten", so die Ministerin. Die Kommune müsse die zusätzlichen Stellen dann jedoch aus dem eigenen Haushalt finanzieren. Denn der Betreuungsschlüssel ist maßgeblich für die finanzielle Ausstattung der Kitas durch das Land.

Dem Bürgermeister zufolge ist die Geburtenrate in der Einheitsgemeinde Biederitz stark zurückgegangen. Im Jahr 2020 waren demnach noch fast 90 Kinder geboren worden; im laufenden Jahr wurden bisher 27 Geburten registriert. Gericke vermutet, dass Krisen wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Inflation eine Rolle spielen. Dies habe die Menschen möglicherweise abgehalten, "Kinder in die Welt zu setzen."

Diskussion um Anpassung des Personalschlüssels im Landtag

Die sinkenden Geburtenzahlen und die Personalsituation in den Kitas sind vor gut einem Monat auch Thema vor und im Landtag in Magdeburg gewesen. Erzieherinnen und Erzieher forderten bei einem Aktionstag unter anderem, den Betreuungsschlüssel der aktuellen Situation anzupassen, anstatt Personal zu entlassen.

In der Landtagsdebatte zum Thema erklärte die SPD-Abgeordnete Katrin Gensecke, mehr Fachkräfte seien immer wünschenswert. Sie wisse aber nicht, "ob das machbar, ob das möglich ist". Bei den Kindern von drei bis sechs Jahren gelte ein Personalschlüssel von eins zu zwölf. Setze man diesen auf eins zu zehn, würde das Land pro Jahr 82 Millionen Euro mehr bezahlen müssen, so Gensecke. Eine konkrete Entscheidung gab es nach der Debatte nicht, das Thema wurde in den Sozialausschuss verwiesen.

Gericke: Trotzdem Hoffnung, dass Biederitz wächst

Unabhängig von dieser Diskussion zeigt sich der Biederitzer Bürgermeister Gericke dennoch optimistisch, was die Zukunft der Einheitsgemeinde angeht. Das Interesse an Biederitz sei gestiegen. So wurden demnach neue Grundstücke verkauft und Baugruben ausgehoben, etwa in Biederitz und Heyrothsberge. Meistens würden junge Menschen bauen, die Kinder hätten oder eine Familie planten, so Gericke. "Wir sind guter Hoffnung, dass unsere Gemeinde wächst und künftig wieder mehr Kinder in den Einrichtungen betreut werden können."

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dpa, MDR (Michel Holzberger, Karin Roxer, Kalina Bunk, Engin Haupt, Julien Bremer), zuerst veröffentlicht am 14.10.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. Oktober 2024 | 09:30 Uhr

19 Kommentare

Gisi5 vor 19 Wochen

Das ist so wahr. Und echt schade für die Kinder. In der tiefsten Corozeit wurde ja kräftig gejammert, dass Lehrer fehlen. Meine Tochter suchte gerade einen Job.
Sie hat den Master of law.
Hat sich in Magdeburg um eine Stelle als Quereinsteiger für die Schule beworben. Bis heute hat sie keine Antwort. Die sagen zwar sie suchen Lehrer, aber ich denke, so lange es so läuft wie es läuft, wird das in Kauf genommen. Irgendwann hat sich das eben so eingebürgert und wird so bleiben.

fassungslos vor 19 Wochen

Und dann kommen unsere Landespolitiker daher und geben wohlgefällige Ratschläge. Frau Grimm-Benne und ihr Ministerium haben ein so perfides Finanzierungssystem entwickelt und zu verantworten, da bleibt der Bürger nur fassungslos zurück.

pwsksk vor 19 Wochen

Unsinn, die jungen Menschen in Sachsen-Anhalt suchen das Weite. Warum? Perspektivlosigkeit und Unsicherheit.
Gab's in der DDR nicht. Aber das braucht hier keiner mehr erwähnen. Was so langsam lächerlich ist, ist den Ukrainekrieg heranzuziehen.

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Raben Gommern 3 min
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