Flora und Fauna verwirrt Wetterextreme: Auswirkungen des Klimawandels auf das Grüne Band
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07. August 2024, 14:40 Uhr
Erst fünf Jahre Dürre, jetzt seit einem Jahr so viel Regen – das Wetter verwirrt nicht nur die Menschen, sondern auch Flora und Fauna. Im streng geschützten Grünen Band, dem ehemaligen innerdeutschen Todesstreifen zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, jedenfalls sind die Auswirkungen deutlich zu erkennen.
Olaf Olejnik ist Ornithologe, also Vogelkundler, im Auftrag des Bundes für Umwelt- und Naturschutz im Grünen Band. Im Raum Salzwedel hat er die Tier- und vor allem die Vogelwelt im Blick. Zurzeit aber arbeite er unter "vollkommen anderen Verhältnissen", sagt er MDR SACHSEN-ANHALT: "Vorher Steppe und jetzt auf einmal alles vernässt. Mit vielen Fröschen und vielen verrückten Vögeln, die hier gar nicht hergehören."
Während der jahrelangen Trockenheit zwischen 2018 und dem Sommer 2023 hatten die Naturschützer des BUND im Grünen Band Sorge vor allem um die Feuchtwiesen. Der Grundwasserpegel sank auf ein Rekordtief. Doch auf den Feuchtwiesen wachsen seltene Pflanzen – wilde Orchideen zum Beispiel – und leben vom Aussterben bedrohte Tierarten, zum Beispiel das Ampher-Grünwidderchen, ein kleiner Schmetterling.
Viel Wasser vom Himmel
Nach der regensatten Zeit seit Frühherbst 2023 sind große Flächen im Grünen Band komplett vernässt. Im vergangenen Jahr fielen im Raum Salzwedel nach Olaf Olejniks Untersuchungen fast 1.000 Liter Regen pro Quadratmeter. In den Monaten von Januar bis Ende Juli 2024 waren es bereits 500 Liter. Manche Wiesen im Grünen Band stehen seit einem Dreivierteljahr ununterbrochen unter Wasser. Natürlich können vor allem die Pflanzen das viele Wasser gut gebrauchen; in der Tier-, vor allem der Vogelwelt sieht Olaf Olejnik das eher zwiegespalten.
Braunkehlchen mit Brut-Problemen
Das Braunkehlchen zum Beispiel, einer der Symbolvögel im Grünen Band, hat mit den nassen Böden stark zu kämpfen. Das Braunkehlchen ist ein Wiesen-Bodenbrüter. Doch die Elternpärchen bekamen nasse Füße und legten weniger Eier, es schlüpften weniger Junge, von denen manche auch ertranken. Viel weniger als sonst wurden flügge. Der Bruterfolg der Braunkehlchen sank in diesem Jahr um etwa 20 Prozent.
Neue Zugvögel im Anflug
Auf der anderen Seite machen Zugvögel in diesem Jahr nicht nur Rast im Grünen Band, sondern brüten erstmals dort. Der seltene Wachtelkönig zum Beispiel. Sonst höre er, wenn überhaupt, mal einen rufen in der Dämmerung, sagt Olaf Olejnik, in diesem Sommer brüten gleich fünf Pärchen im Grünen Band. Das Tüpfelsumpfhuhn, sonst kaum gesehen, fühlt sich plötzlich dort wohl. Viele Gänse- und Entenarten sind in dem geschützten Terrain geblieben, obwohl sie sonst schnell weiterziehen in Richtung Nordeuropa und ins Baltikum.
Prognosen sind schwierig
So schaut der Ornithologe mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das zurzeit recht nasse Grüne Band. Vorhersagen sind kaum möglich, sagt Olaf Olejnik. Er habe 2017, vor der Dürre, mit Landwirten über das Wetter gesprochen. Sie beschrieben die damals üblichen Sommer als durchaus mit Regen gesegnet, aber auch mit warmen und heißen Phasen, in denen sie zum Beispiel die Heuernte gut einbringen konnten. Dafür hätten sie jetzt höchstens zwei, drei Tage Zeit. "2017 hat niemand damit gerechnet, dass wir ab Mai 2018 in eine fünf, sechs Jahre andauernde Dürreperiode gehen. Und dass danach das Wetter komplett umschlägt und wir Regenmengen bekommen, wie sie in 150 Jahren Wetteraufzeichnungen noch nicht gemessen worden sind", sagt Olejnik.
Neugierige Verunsicherung hat also auch diejenigen erwischt, die professionell mit Wetter, Klima, Flora und Fauna zu tun haben. Mehr als beobachten könne man die Situation nicht, sagt Olaf Olejnik. Wir leben, so der Fachmann, in verrückten Zeiten.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind in keinem einzelnen Monat für sich genommen Rekordmengen an Regen gefallen. Aber über die vergangenen zwölf Monate zusammen wurde ein Niederschlagsrekord erzielt.
Zudem stieg die globale Durchschnittstemperatur in den vergangenen Monaten deutlich an. Je wärmer die Atmosphäre ist, desto mehr Wasser verdunstet und die Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf.
MDR (Katharina Häckl, Moritz Arand)
MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir
W.Merseburger vor 24 Wochen
"Erst 5 (!!!!) Jahre Dürre und nun Regen. Mehr und unverschämter kann man nicht falsches Zeug schreiben, um das Wort Lügen zu umgehen. Herzlichen Glückwunsch zur weiteren unverantwortlichen Verdummung der Leser. Gibt es denn keinen Lektor, der einmal solchen groben Unfug unterbinden kann?
steka vor 24 Wochen
Was hat sich geändert ? Dürre hat und hochwasserfluten hat es schon immer gegeben, da brauch man nur mal das alte Testament oder auch Märchen lesen. was sich sicher geändert hat sind die Anzahl und die Dichte der Wetteraufzeichnungen, an Wetterwarten, Sateliten etc. Und einst regionale Ereignisse und Katastrophen werden zeitgleich über den ganzen Globus gemeldet. Mich wundert eher der "Klimaverstand": Noch immer werden Siedlungen in Hochwassergebieten neu errichtet, schwer vom Hochwasser getroffene Gebäude an gleicher Stelle wieder aufgebaut, Grünflächen mit Solarzellen überbaut, riesige neue Fabriken auf bestem Ackerland gebaut einschließlich riesiger Betonflächen.
Ralf G vor 24 Wochen
Ja, der BUND. Er hat den Bürgern bei der Rettung der Umwelt und des Klimas schon viel Freude gemacht.
Nun sieht er also Flora und Fauna des Grünen Bandes als Klima-Opfer. Ob Sonne, ob Regen, der BUND ist dagegen.