Energie aus dem FlussTangermünde will eine Wärmepumpe an der Elbe zum Heizen nutzen
In Tangermünde wollen Einwohner ihre Häuser mit Wärme aus der Elbe heizen. Eine Flusswärmepumpe soll fast die gesamte Altstadt mit Heizwärme versorgen. Um das umzusetzen, wirbt nun eine Bürgerinitiative um Unterstützung. Es gibt schon konkrete Umnsetzungsideen.
- In Tangermünde wollen Bürger ihre Häuser mit Flusswärme aus der Elbe heizen.
- Eine einzige Wärmepumpe könnte die gesamte Kernstadt versorgen. Dafür gibt es schon Vorbilder und die Hilfe einer Hochschulgruppe.
- Die Bürgerinitiative sucht nun regionale Mitstreiter in Politik und Wirtschaft.
Die Elbe zum Heizen nutzen – das klingt verrückt. Auf diese Idee war in Tangermünde noch niemand gekommen. Obwohl viele Bewohner kleiner Fachwerkhäuschen das gleiche Problem haben wie Tiemo Schönwald: "Wärmepumpen, die außen am Gebäude oder auf dem Grundstück stehen müssen, die kann man hier gar nicht bauen. Es ist kein Platz."
Die Häuser stünden immer direkt am Bordstein, oft sei da nur ein schmaler Gehweg, wenn überhaupt ein winziger Hof. Insofern gebe es da nicht viele Lösungen, so Schönwald.
Wärmegewinnung aus dem Fluss
Also haben Tiemo Schönwald und sein Nachbar Erik Weber Fachmessen besucht und mit Experten gesprochen. Dabei stießen sie auf eine einfache Lösung: Flusswärmepumpen. "Der Fluss hat immer eine bestimmte Temperatur und eine bestimmte Wassermenge. Die ganze Kernstadt könnte man versorgen mit 700 Litern pro Sekunde. Das Ganze kühlt man um 2 bis 3 Grad ab und leitet es wieder in die Elbe zurück." Inzwischen ist Tiemo Schönwald fast selbst zum Experten geworden und hat andere Bewohner für die Idee begeistern können.
Der Wärmeaustausch wird wie bei anderen Wärmepumpen mit Strom betrieben. Das funktioniert wie bei einem Kühlschrank und geht auch im Winter. Prof. Clemens Westermann von der Hochschule Anhalt hält das Prinzip für zukunftsweisend: "Hier haben wir die Chance, wirklich ein ganzes Quartier auf einen Rutsch klimaneutral zu bekommen", so der Professor.
Hier haben wir die Chance, wirklich ein ganzes Quartier auf einen Rutsch klimaneutral zu bekommen
Prof. Clemens Westermann, Hochschule Anhalt
"Und wenn die Häusereigentümer alle dahinterstehen, dass hier wirklich alle auch von der Wärme partizipieren und vom Gesamtumfeld, und das noch in einem denkmalgeschützten Bereich. Das ist natürlich verrückt." Bei solchen Ideen müsse man als Hochschule einfach unterstützen.
Studierende der Hochschule Anhalt helfen bei Vorbereitung
Nun werden Studierende in die Vorbereitungen mit eingebunden. Sie helfen den Tangermündern bei den Datenerhebungen und lernen dabei das System Flusswärme selbst praxisnah kennen.
Bis zu 3.000 Haushalte könnten mit einer einzigen Flusswärmepume versorgt werden. Das wäre fast die gesamte Kernstadt von Tangermünde. Und es wäre ein Vorzeigeprojekt für die Stadt.
Davon ist Tiemo Schönwald überzeugt. "Weil wir keine Bauten an den Häusern oder auf den Grundstücken haben, sondern das alles verschwindet unter der Erde und im Industriegebiet. Und das ist natürlich für so eine mittelalterliche Stadt toll."
Flusswärmepumpe in Mannheim als Vorbild
Ein Tangermünder Unternehmer hat schon eine Halle für die riesige Flusswärmepumpe wie ein Vorbild in Mannheim angeboten. Eine benachbarte Agrargenossenschaft würde den nötigen Strom liefern. Für ein nötiges Wärmenetz gibt es auch schon Ansprechpartner.
Ob die Realisierung über eine Genossenschaft, ein Unternehmen oder eine andere Einrichtung läuft, steht noch nicht fest. Bis Ende des Jahres soll aber die Planung zur Finanzierung und Machbarkeit fertig sein.
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MDR (Aud Merkel)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. Mai 2024 | 10:40 Uhr
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