Leer stehende DDR-PlattenVersteigerung: Wohnblocks in Stendal-Süd bleiben in der Hand von Investoren
Bei einer Immobilien-Auktion in Berlin haben vier leer stehende Wohnblocks aus Stendal-Süd den Besitzer gewechselt – und das für zusammen mehr als eine Million Euro. Am liebsten hätte die Stadt Stendal die Blocks selbst gekauft, um sie abzureißen. Doch bei der Auktion schraubten zwei private Bieter die Preise gegenseitig hoch. Und die Probleme der Stadt Stendal mit den Schandflecken im südlichen Teil der Stadt werden wohl weiterhin bleiben.
Als die vier Wohnblöcke aus Stendal versteigert sind, übt sich der stellvertretende Oberbürgermeister Axel Kleefeldt (CDU) in Sarkasmus. "Im schlimmsten Fall schiebt es die nächste Eiszeit weg." Wieder einmal waren die Blöcke an auswärtige Investoren gegangen. Schon in der Vergangenheit wechselten die Blocks mehrfach ihre Besitzer. "Ich ärgere mich nicht, es ist eine normale Versteigerung. Wir haben im Rahmen der Möglichkeiten mitgeboten. Und wenn es dann nicht gelingt, dann ist es eben so", sagte Kleefeldt.
Hauptsache der Zustand der Gebäude ändert sich.
Axel Kleefeldt, Vize-Oberbürgermeister von Stendal
Man sei auch nicht Spielball von Spekulanten. "Wir leben von einer Situation, die von der Geschichte und den Umständen geprägt ist." Nichtsdestotrotz hoffe er, dass sich möglicherweise dieses Mal doch etwas an den Blöcken tut. "Unser Ziel ist es und wird es auch bleiben, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten zu versuchen, das dort zu bereinigen. Es ist ja auch denkbar, dass jemand jetzt investiert. Hauptsache der Zustand der Gebäude ändert sich."
Wohnblöcke stehen seit zehn Jahren leer
Zu gerne hätten die Verantwortlichen bei der Stadt Stendal die Fäden selbst in die Hand genommen, um das Problem mit den verwahrlosten Wohnblocks diesmal zu beseitigen. Schon vor acht Jahren bei der letzten Zwangsversteigerung hatte die Stadt versucht, endlich die Blocks in ihren Besitz zu bekommen. Seit rund zehn Jahren sind die Plattenbauten leergezogen.
Bei der Auktion am Donnerstag im vornehmen Berliner Hotel Sheraton waren die vier Stendaler Objekte im Hochglanz-Katalog erst als die Nr. 26 bis 29 angekündigt. Der stellvertretende Stendaler Oberbürgermeister Kleefeldt war pünktlich. Er musste mehr als drei Stunden warten, bis es spannend wurde. Erst am Montag hatte er in einer nicht öffentlichen Sitzung des Stadtrates den Auftrag bekommen, bei der Auktion mit einzusteigen. Trotz klammer Stadtkasse wollte man ein bisschen Geld locker machen, um möglichst bald mit Fördergeld die Blocks abreißen zu können.
Stadt Stendal steigt früh aus dem Wett-Bieten aus
Doch bei der Auktion wird schnell klar, dass der Plan an diesem Tag nicht aufgehen wird. Der erste Wohnblock ist mit einem Mindestgebot von 185.000 Euro versehen. Mit dezent aufzuzeigen, steigt Axel Kleefeldt mit 188.000 Euro ein. Bis 200.000 Euro geht er noch mit. Dann steigt auch noch ein dritter Bieter aus dem Saal mit ein. Nun bieten sich der Unbekannte am Telefon und ein Mann aus der allerletzten Stuhlreihe des Konferenzsaals gegenseitig hoch.
Bei 292.000 Euro fällt schließlich das dritte Mal der Hammer von Auktionatorin Katja Heringshausen von der veranstaltenden Deutschen Grundstücksauktionen AG. Neuer Eigentümer des Blocks an der Hanseallee Ecke Lemgoer Straße ist der Mann aus der letzten Reihe, ein rothaariger Mann mit einem niederländischen Akzent. Er möchte anonym bleiben.
Wenig später hat er auch den Zuschlag für Objekt 2, ein Wohnblock in der Bremer Straße. Das Mindestgebot für das Gebäude mit 50 Wohnungen lag bei 95.000 Euro. Am Ende fällt der Hammer bei 152.000 Euro. OB-Vize Kleefeldt hat noch ein letztes Mal bei 104.000 Euro für das Gebäude gezückt, dann überließ er den beiden anderen Bietern das Feld.
Vize-Oberbürgermeister Kleefeldt gibt Hoffnung nicht auf
"Mir war ziemlich schnell klar, dass das heute nichts wird", sagt Kleefeldt nach der Auktion. So ganz überrascht sei er nicht gewesen, dass sich Käufer für die Häuser finden würden. "Wenn man die Auktion verfolgt hat, was für Summen auch für Wald-Grundstücke und abbruchreife Häuser geboten wurden, dann war es nicht verwunderlich", so Kleefeldt. "Wir leben in einem freien Land, da kann jeder darin investieren, wo er möchte. Ich sehe das sportlich." Möglicherweise passiere ja nun doch etwas mit den Blocks.
Die Blocks 3 und 4 gingen bei der Aktion dann an den anonym gebliebenen Bieter am Telefon, der für die Hanseallee 25 bis 35 den Zuschlag bei 280.000 Euro erhielt und für die Hanseallee 2 bis 14a sogar 344.000 Euro auf den Tisch legte. Insgesamt waren die Blocks den beiden Bietern 1,068 Millionen Euro wert, fast genau die Summe, die vor acht Jahren bei der Zwangsversteigerung für die vier Blocks gezahlt worden sind.
Stadt will keine weiteren Bauanträge für die DDR-Platten annehmen
Im Vorfeld der Auktion hatte die Stadt Stendal mehrfach darauf verwiesen, dass von Seiten der Stadt ein Abriss der Blöcke vorgesehen ist. Die Verwaltung hatte im Zuge der Auktion schriftlich darauf verwiesen, dass die Wärme-Versorgung für die Blocks nicht mehr vorhanden sei und die sonstigen Versorgungsleitungen dauerhaft abgeklemmt seien. Außerdem müssten künftige Bauanträge abgelehnt werden.
Der Anwalt des bisherigen Besitzers konterte, dass die Stadt mit agiere und die Auktions-Preise beeinflussen wolle, zumal die Stadt auch selbst mit steigern wolle. Die gesamte schriftliche Auseinandersetzung wurde im Vorfeld der Versteigerung der Blocks von einer Auktions-Mitarbeiterin vom Podium aus vorgetragen.
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MDR (Bernd-Volker Brahms, Marius Rudolph)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. März 2025 | 06:30 Uhr
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