Ein Mann und eine Frau stehen hinter einem Rennwagen.
Auch in diesem Jahr entwickeln Studierende der TU Chemnitz wieder ein Projektfahrzeug für die Meisterschaft Formula Student. Bildrechte: Ralf Geißler

TU ChemnitzRennwagen statt Hörsaal: Chemnitzer Studenten entwickeln neues Auto für Formula Student

14. März 2025, 05:00 Uhr

Deutschland gehörte über Jahrzehnte zu den erfolgreichsten Ländern im Motorsport. Und womöglich sind auch in Zukunft noch einige Titel zu holen. Die Formula Student ist ein internationaler Wettbewerb, bei dem Studenten Rennwagen entwerfen, die dann gegeneinander antreten. In Sachsen machen gleich fünf Teams mit, die mittlerweile zu den größten Studentengruppen an ihren Hochschulen gehören. Auch das Rennteam der TU Chemnitz bereitet sich auf die nächste Saison vor.

In einem Industriegebiet im Süden von Chemnitz öffnet Jakob Hammoud das Tor zu einer Garage. Und da drin steht er: der Mkx.V, ein schwarz-grünes Rennauto mit dem Aufdruck TU Chemnitz. "Ja, das ist unser Modell aus der Vorsaison. 80 Kilowatt rein elektrische Leistung", erklärt der Student stolz.

Ein Rennwagen steht aufgebockt in einer Werkstatt.
Das Modell der Vorsaison: Der Mkx.V, entwickelt von Studierenden der TU Chemnitz. Bildrechte: Ralf Geißler

Marke Eigenbau: Von 0 auf 100 in unter vier Sekunden

Fast alles an diesem Einsitzer haben Studenten erdacht: Design, Elektro-Antrieb, Reifen, Akku. Vergangenes Jahr seien sie damit auf dem Hockenheimring bei der Formula Student angetreten, erzählt Jakob Hammoud. Die Höchstgeschwindigkeit liegt nach seinen Worten bei 140 km/h ungefähr. Das sei aber gar nicht das, was bei den Wettbewerben so entscheidend ist: "Die Strecken kann man sich ähnlich vorstellen wie kleine Kart-Strecken. Dementsprechend ist die Beschleunigung wichtig. Und da sind wir von 0 auf 100 in unter 4 Sekunden."

Ziel: Jedes Jahr ein neues Auto

Das ist selbst für Sportwagen schnell. Jakob und sein Team gehören zum Verein TUC Racing, mit 120 Mitgliedern die größte Studentengruppe der TU Chemnitz. Ihr Vereinsziel: Jedes Jahr ein neues Rennauto entwickeln – und bei Wettbewerben antreten. Ums Organisatorische kümmert sich die Studentin Ivy Fox. Nicht die einzige Frau im Team, wie sie erzählt: "Viele von unseren Frauen kommen über Media und Wirtschaft auch ins Team. Da arbeiten viele in Media und Marketing mit. Aber auch viele im technischen Bereich, und da freue ich mich natürlich sehr."

Ivy Fox und Jakob Hammoud stehen in der Werkstatt.
Ivy Fox und Jakob Hammoud vom Verein TUC Racing. Bildrechte: Ralf Geißler

Die Studentin läuft durch die Ideenschmiede des Rennteams, ein kleiner Bürotrakt. Auf den Tischen liegen selbst gelötete Leiterplatten. Im Regal glänzen Pokale aus vergangenen Jahren. Daneben: ein Plüschtier. "Das ist unser Maskottchen. Das ist der Tiger. Wir haben ihn mal Karl Marx getauft, wegen Karl-Marx-Stadt. Der kommt mit auf die Events. Der ist überall mit dabei."

Mitte Mai: Präsentation auf dem Sachsenring

Das erste Event in diesem Jahr ist am 21. Mai. Dann wollen die Chemnitzer ihr Auto für diese Saison vorstellen, auf dem Sachsenring. Der Wagen existiert bislang als Modell. In eine richtige Form bringt ihn auch Nicolai Winkler. Der Maschinenbaustudent arbeitet im Leichtbauzentrum der Hochschule gerade an einem speziellen Flügelprofil: "Das hängt verkehrt herum wie beim Flugzeug am Auto und erzeugt einen Unterdruck unter dem Fahrzeug, was das Auto an die Strecke dransaugt. Und dadurch können wir viel mehr aus den Reifen rausholen."

Große Konkurrenz: Hochschulen aus ganz Deutschland machen mit

Die Konkurrenz bei der Formula Student ist hart. Allein aus Sachsen machen Studententeams aus Dresden, Zwickau, Freiberg und Mittweida mit. Wobei die größten Gegner jedoch aus Karlsruhe, München oder Stuttgart kommen. Die West-Hochschulen haben durch größere Sponsoren mehr Möglichkeiten im Rennwagen-Bau.

Nicolai sagt, man kompensiere das in Chemnitz durch Enthusiasmus. Das habe voriges Jahr funktioniert: "Unser Altfahrzeug kann auch komplett autonom fahren. Also nicht ferngesteuert, sondern da sind Kamera und verschiedene Sensoren eingebaut. Und es sucht sich selbst seinen Weg innerhalb der Strecke. Und das erste Mal das Auto selbstfahrend zu sehen, ist schon unglaublich spannend. Da stehst du daneben und denkst: Huch, ist das cool."

Jede Woche steckt Nicolai zig Stunden in das Rennwagen-Projekt. Das Studium, so erzählt er, komme dadurch nicht zu kurz. Im Gegenteil: Fahrzeugdesign, Antriebstechnologien – praxisorientierter als hier könne man das gar nicht lernen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 14. März 2025 | 06:52 Uhr