Ein Mund mit Sprechblase, in der das Wort "Nu!" steht.
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MundartDie sächsischen Dialekte im Überblick

08. März 2019, 14:46 Uhr

Thüringisch-Obersächsisch: In den Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt ist es der am weitesten verbreitete Dialekt. Ursprünglich nur Thüringisch genannt, ist er heute umgangssprachlich - aber wissenschaftlich falsch - als Sächsisch bekannt. Die Sprachformen des "Meißner Kanzleideutsch" und das mittelhochdeutsche Wortgut bildeten die Schriftsprache Martin Luthers, welche als wesentliche Grundlage der hochdeutschen Sprache gilt.

Im Freistaat Sachsen gibt es mehrere Sprachräume in der Grobeinteilung: Das Meißnische, Osterländische (rund um Leipzig), Vogtländisch, Erzgebirgisch und Lausitzisch. Diese Verschiedenartigkeit hängt mit der wechselvollen Geschichte der Besiedlung Sachsens zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert, zusammen. Allerdings verschwimmen die Grenzen heute, da es im Freistaat kaum noch pure Sprachräume, Dialekte mehr gibt, die sich durch eindeutige Vokabeln und eine eigene Grammatik von der "Standardsprache" unterscheiden. Durch die verschiedenen sprachlichen Einflüsse, denen Kinder und Erwachsene beim Lernen von Sprache unterworfen sind, ergibt sich oft auch eine Mixtur aus Umgangssprache und Mundart. Eine klare Abgrenzung der gesprochenen Sprache und Mundart gibt es kaum noch, dennoch viele verschiedene Ausprägungen.

Unterdialekte des MeißnischenGegend in Sachsen
NordmeißnischGrimma-Döbeln-Riesa
NordostmeißnischKleinraum um Lommatzsch-Großenhain
Westmeißnisch
(nimmt eine Zwischenstellung ein zwischen dem Nordmeißnischen und Südmeißnischen einerseits und dem Altenburgischen andererseits)
Mittweida-Röchlitz-Borna
SüdmeißnischÖderan-Frankenberg-Hainichen-Freiberg
Südostmeißnisch
(wurde wesentlich von Dresden beeinflusst und stimmt in manchen Erscheinungen auffällig mit dem ehemaligen Schlesisch überein)
Dresden, Dippoldswalde,
Meißen, Radeburg-Bad Schandau
OsterländischeGroitzsch-Grimma-Strehla über
Leipzig-Eilenburg-Torgau, im heutigen Landkreis Nordsachsen

Zwar liegt das Vogtland in Sachsen, doch ist der vogtländische Dialekt nicht mit dem sächsischen Dialekt verwandt. Dafür ist er aber mit dem erzgebirgischen Dialekt verwandt, denn die Menschen, die sich im 12./13. Jahrhundert im Vogtland und im Erzgebirge ansiedelten, stammten aus dem Raum Bamberg/Bayreuth.

Südvogtländisch, Kernvogtländisch, Südostvogtländisch, Nordvogtländisch

Im südlichsten Zipfel des Vogtlandes und damit Sachsen wird eine nordbairische Mundart gesprochen. Das Südostvogtländische, beheimatet in der Region um Klingenthal und Zwota, bildet eine Übergangsmundart mit sowohl vogtländischen als auch westerzgebirgischen und bairischen Merkmalen. Das Nordvogtländische, rund um Reichenbach, ist ebenfalls eine Übergangsmundart. In ihr finden sich bereits Merkmale des Mitteldeutschen. Den größten Sprachraum nimmt das Kernvogtländisch, das sprachgeschichtlich zum Oberostfränkischen gehört, ein.

VogtländischHochdeutsch
SaachoumesAmeise 
DamfriemenBockwurst
BemmeBrotscheiben
HeidahmelDummkopf
LumischLausbube
VuchelbeerbaamVogelbeerbaum 

Erzgebirgisch wird heute in einem Gebiet gesprochen, das ungefähr den Regionen Stollberg, Mittweida, Mittlerer Erzgebirgskreis, Annaberg-Buchholz und Aue-Schwarzenberg entspricht.

Unterdialekte des ErzgebirgischenGegend in Sachsen 
Vorerzgebirgisch Gegend um Oelsnitz-Zschopau, Chemnitz 
Osterzgebirgisch
(stellt eine Übergangsmundart zwischen dem Westerzgebirgischen und Meißnischen dar)
Gebiet Olbernhau-Glashütte 
Westerzgebirgisch
(wurde bis 1945 auch in Sankt Joachimsthal im Sudetenland gesprochen)
Johanngeorgenstadt-Schwarzenberg-Annaberg-Buchholz, Zwickau-Glauchau 
"Mittelerzgebirgisch"Gebiet um Marienberg / Zschopau 

Sächsische Sprachinsel im Oberharz

Auch außerhalb des Freistaats Sachsen findet man eine Sprechergemeinschaft des Erzgebirgischen im Oberharz in der Region von Clausthal-Zellerfeld (Niedersachsen). Die Vorfahren dieser Sprecher waren Bergleute und sind im 16. Jahrhundert aus dem Erzgebirge dorthin ausgewandert.

Die lausitzischen Dialekte werden im Osten Sachsens und im Süden Brandenburgs gesprochen und sind einerseits eng mit dem Schlesischen verwandt, andererseits stehen sie den angrenzenden Dialekten des Thüringisch-Obersächsischen nahe.

Besonderheiten des Lausitzischen

Fast alles wird im Lausitzschen dental betont. Nur der R-Laut wird kehlig gerollt, was etwas an den amerikanischen Akzent erinnert. In der Oberlausitz wird jedoch noch stärker gerollt als in der Niederlausitz.

Unterdialekte des LausitzischenGegend in Sachsen
WestlausitzischBischofswerda-Pulsnitz-Kamenz
Niederlausitzisch
(stimmt sprachgeographisch am ehesten mit dem ehemaligen Hochpreußisch im mittleren Ostpreußen und dem ihm angrenzenden Westpreußen überein)
Cottbus, Bautzen und Hoyerswerda
Oberlausitzisch Gegend um Zittau
OstlausitzischGegend um Görlitz

"Typisch-Sächsisch"Kennzeichnend für das Thüringisch-Obersächsische sind eine Entrundung der Vokale (aaahh oohh uhh) und eine Verfremdung und der Konsonanten "p", "t" und "k" (bee dee gaa).

Wenn man genau hinhört, wird man feststellen, dass sich die Mundart in einigen Regionen bereits von Ort zu Ort unterscheidet und es mancherorts in der Oberstadt bereits anders als in der Unterstadt klingt.