Wahl 2024Welche Abgeordneten nicht mehr für den Thüringer Landtag kandidieren
Ein Viertel der Abgeordneten im aktuellen Thüringer Landtag kandidiert nicht noch einmal für das Parlament. Wir haben aufgelistet, wer dazugehört.
Inhalt des Artikels:
- Prominente Linke-Abgänge: Pommer, Dittes und Blechschmidt
- CDU: Emde, Heym, Kellner und Walk gehen
- AfD: Rudy, Henke und Schröder scheiden aus
- SPD: Nachrückerin Mühlbauer kandidiert nicht erneut
- Grüne: Rothe-Beinlich, Müller und Pfefferlein nehmen ihren Abschied
- Fraktionslose: Kniese, Schütze und Bergner treten nicht mehr an
Wenn am 1. September in Thüringen ein neuer Landtag gewählt wird, steht rund ein Viertel der jetzigen Abgeordneten nicht noch einmal auf den Wahlzetteln. 24 der 90 Landtagsmitglieder kandidieren nicht mehr.
Prominente Linke-Abgänge: Pommer, Dittes und Blechschmidt
Die meisten von ihnen sitzen in der derzeit größten Fraktion: Die Linke hat im aktuellen Landtag 29 Abgeordnete, von denen zehn nicht wieder antreten. Zu ihnen gehört Landtagspräsidentin Birgit Pommer. Sie sagte MDR THÜRINGEN: "Im Januar werde ich 66 und habe vor, in den Ruhestand zu gehen."
Vor allem wolle sie Platz machen für Jüngere. "Ich bin jetzt 30 Jahre sehr aktiv, zehn Jahre davon auf der Landesebene, ich finde, nach zehn Jahren hat man sein Bestes gegeben, erst recht in meinem Alter." Das bedeutet nicht, dass Pommer sich ganz aus der Politik zurückzieht. Ihr Amt als stellvertretende Landesvorsitzende der Linken will sie weiter ausüben. Sie sagt außerdem: "Ich bin im Kreisverband in Nordhausen und in mehreren Ehrenämtern aktiv, das werde ich weiterhin tun."
Ich bin jetzt 30 Jahre sehr aktiv, zehn Jahre davon auf der Landesebene, ich finde, nach zehn Jahren hat man sein Bestes gegeben, erst recht in meinem Alter.
Birgit Pommer | Linke
Birgit Pommer wurde in Eisleben geboren, hat eine Ausbildung zur Elektromonteurin gemacht und noch zu DDR-Zeiten Gesellschaftswissenschaften studiert. Sie war schon früh politisch aktiv, vor der Wende als FDJ-Sekretärin und später in der SED-Kreisleitung. Zwischen 2009 und 2012 war sie Mitglied des Landtags, 2012 bis 2014 Landrätin im Kreis Nordhausen und zwischen 2014 und 2019 Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft. Seit 2019 ist Pommer wieder Landtagsabgeordnete sowie Landtagspräsidentin.
Auch ihr Parteigenosse Steffen Dittes tritt nicht erneut an. Er hat schon vor längerer Zeit seinen Rückzug aus Landespolitik angekündigt. Die Gründe seien privat, einen politischen Hintergrund für die Entscheidung gibt es laut Dittes nicht.
Der gebürtige Weimarer und gelernte Elektronikfacharbeiter mit einem Abschluss als Verwaltungsbetriebswirt hat an der Universität Erfurt Staatswissenschaften studiert. Er kam 1994 im Alter von 21 Jahren für die PDS in den Landtag und blieb bis 2004 im Parlament.
Als junger Abgeordneter machte er Schlagzeilen, weil er sowohl Kriegs- als auch Zivildienst verweigerte und dafür die juristischen Konsequenzen trug. Seit 2014 sitzt er erneut im Landtag. Seit März 2021 ist Dittes Chef der Linke-Fraktion. Viele Jahre war er auch stellvertretender Landesvorsitzender der Thüringer Linken.
Auch die Linke-Mitglieder André Blechschmidt, Torsten Wolf, Knut Korschewsky, Ute Lukasch, Gudrun Lukin, Iris Martin-Gehl und Marit Wagler treten nicht erneut zur Wahl an. Kati Engel hatte schon vor ihrem Parteiaustritt nicht mehr für den Landtag kandidiert.
CDU: Emde, Heym, Kellner und Walk gehen
Aus der CDU-Fraktion, die derzeit 21 Landtagsabgeordnete stellt, treten vier Landtagsmitglieder nicht erneut an. Zu ihnen gehören Volker Emde und Jörg Kellner.
Der 66-jährige Kellner zieht sich aus persönlichen Gründen zurück. Geboren in Erfurt, hat der gelernte Motorenschlosser an der Ingenieurschule für Landtechnik Nordhausen studiert. Nach der Wende war er Bürgermeister der Gemeinde Zimmernsupra, hat ein Studium zum Verwaltungsfachwirt gemacht und sitzt seit 2009 für die CDU im Landtag. Kellner war 2021 einer der vier CDU-Abgeordneten, die angekündigt hatten, gegen eine Auflösung des Thüringer Landtages und damit gegen Neuwahlen zu stimmen.
Auch Michael Heym gehörte zu diesen vier CDU-Abgeordneten. Er stellt sich nun ebenfalls nicht erneut zur Wahl.
Der stellvertretende Vorsitzende und innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Raymond Walk, hat schon zu Jahresbeginn angekündigt, dass er nicht mehr zur Wahl antrete.
Er erklärte, das Landtagsmandat sei ein Amt auf Zeit, und Politik lebe auch von personellen Veränderungen. Der gebürtige Hesse will nach eigenen Angaben weiter in der Partei mitarbeiten.
Der 1962 geborene Walk ist seit 2012 CDU-Mitglied. Der Polizeibeamte wurde nach einem Studium an der Polizeihochschule Leiter der Polizeiinspektion Eisenach. Danach, von 2002 bis 2006, war er Behördenleiter der Polizeidirektion Gotha und zwei weitere Jahre Behördenleiter der Polizeidirektion Erfurt. Es folgten Führungsaufgaben im Innenministerium. Er sitzt seit 2014 im Landtag.
AfD: Rudy, Henke und Schröder scheiden aus
Für die AfD treten die drei Abgeordneten Thomas Rudy, Stefan Schröder und Jörg Henke nicht mehr an. Rudy und Henke gehören dem Landtag seit 2014 an. Schröder ist erst im Juni für René Aust nachgerückt, der für die AfD ins Europaparlament gewählt wurde. Der 41-Jährige unterlag im Juni dem CDU-Politiker Christian Karl bei der Landratswahl für Sömmerda.
SPD: Nachrückerin Mühlbauer kandidiert nicht erneut
Für die SPD treten alle acht Abgeordneten erneut an mit Ausnahme der 2019-Listenkandidatin Eleonore Mühlbauer, die erst kürzlich für den verstorbenen Thomas Hartung nachgerückt ist. Sie steht weder auf der Landesliste für 2024, noch kandidiert sie in ihrem Wahlkreis.
Grüne: Rothe-Beinlich, Müller und Pfefferlein nehmen ihren Abschied
Für Bündnis 90/Die Grünen treten Astrid Rothe-Beinlich, Olaf Müller und Babette Pfefferlein nicht wieder an. Die langjährige Fraktionsvorsitzende Rothe-Beinlich hatte schon Ende vergangenen Jahres ihren Rückzug aus der Politik angekündigt. Sie gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Grünen in Thüringen.
Astrid Rothe-Beinlich hatte zu ihrem Abschied erklärt, personelle Veränderungen seien richtig und wichtig. Sie sei aber auch nicht mehr bereit, sich allen politischen Zwängen zu stellen - "das zehrt politisch und privat". Rothe-Beinlich hat sich vor allem der Flüchtlings- und Bildungspolitik verschrieben.
Fraktionslose: Kniese, Schütze und Bergner treten nicht mehr an
Von den fraktionslosen Abgeordneten tritt etwa Tosca Kniese nicht mehr an. Die 1978 in Marburg geborene Wirtschaftsjuristin ist 2019 über die Liste der AfD in den Landtag gewählt worden. 2021 ist sie aus der Partei ausgetreten, blieb aber als fraktionslose Abgeordnete im Landtag.
Kurz vorher hatte die AfD den Landtagsabgeordneten Lars Schütze aus der Partei ausgeschlossen. Auch er blieb als fraktionsloser Abgeordneter im Landtag und hat sich nun nicht erneut zur Wahl gestellt.
Ute Bergner, die einstige Spitzenkandidatin der "Bürger für Thüringen", die früher bei der FDP war, hat sich nach dem Beitritt der "Bürger für Thüringen" zur Werteunion nicht mehr zur Wahl gestellt. Es müsse Platz für eine neue Generation entstehen, so ihre Begründung. Als Beraterin wolle sie aber nach wie vor zur Verfügung stehen.
Alle Bewerberinnen und Bewerber auf einen Blick:
Die Landtagswahl 2024 in Thüringen
MDR (caf)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. September 2024 | 19:00 Uhr
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