Justiz127 Millionen Euro Schaden: Erfurter Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Krypto-Betrug
In einem mutmaßlich millionenschweren Betrugsverfahren um Kryptowährungen ist am Landgericht Erfurt Anklage erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft wirft vier Beschuldigten gewerbs- und bandenmäßigen Betrug in 8.200 Fällen vor. Im Kern geht es um ein Kapitalanlage-Modell, bei dem Investoren horrende Gewinne von 200 Prozent versprochen worden sein sollen.
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In einem mutmaßlich millionenschweren Betrugsverfahren um Kryptowährungen ist am Landgericht Erfurt Anklage erhoben worden. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Erfurt MDR Investigativ.
Nach ihren Angaben wird vier Beschuldigten gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in knapp 8.200 Fällen vorgeworfen. Weiter heißt es von der Staatsanwaltschaft, dass "hinsichtlich der angeschuldigten Personen zum Schutz der jeweiligen Persönlichkeitsrechte keine Angaben gemacht werden". Es gelte die bestehende Unschuldsvermutung.
Vier von sechs Beschuldigten in Untersuchungshaft
Im Juni vergangenen Jahres durchsuchten die Staatsanwaltschaft Erfurt und das Landeskriminalamt Wohn- und Geschäftsräume in Thüringen und vier weiteren Bundesländern. Zudem gab es Razzien in der Schweiz, in Österreich, Litauen, Liechtenstein und Tschechien. Dabei wurden sechs Beschuldigte festgenommen, von denen noch vier in Untersuchungshaft sitzen. Gegen sie wurde jetzt Anklage erhoben. Die Verfahren gegen die restlichen Tatverdächtigen wurden abgetrennt.
Nach MDR-Informationen wird den vier Angeklagten zur Last gelegt, ein vermeintlich renditestarkes Anlegermodell vertrieben zu haben. Dabei geht es unter anderem um die Investition in die Verpachtung von Automaten zum Tausch von Kryptowährung. Die Anklage geht davon aus, dass die mutmaßlichen Täter mit einer Rendite von zum Teil 200 Prozent in nur drei Jahren geworben haben. Den Ermittlern zufolge ist ein solches Gewinnversprechen aber nicht einzuhalten gewesen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind 127 Millionen Euro in das mutmaßlich betrügerische System geflossen.
Im Kern geht es um ein sogenanntes Ponzi-System. Dieses funktioniert so lange, wie die überwiegende Zahl der Investoren ihr Geld nicht aus dem System abzieht. Sollte das passieren, würde das gesamte Anlagemodell zusammenbrechen, weil kein ausreichendes Kapital für alle Anleger vorhanden ist, um Gewinne auszuzahlen. In der Anklage wirft die Staatsanwaltschaft genau das den vier Beschuldigten vor.
Vermutlich erfundene Renditen lockten wohl zu Investitionen
Ausgangspunkt der Ermittlungen war eine entsprechende Anzeige der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Seit Mitte 2023 liefen beim Thüringer LKA und der Staatsanwaltschaft Erfurt die Ermittlungen. Nach MDR-Recherchen wurden unter anderem europaweit Tausende Konten gesucht und geprüft.
Dabei soll es vor allem um die Transaktionen für die Investitionen in das Anlagemodell gegangen sein. Unter anderem sollen dabei auch Spuren zu einem Firmenkonstrukt in Kasachstan gefunden worden sein. Dort wurden offenbar die Verpachtungsgeschäfte und die Geldflüsse koordiniert.
Erfurter Geschäftsmann als Hauptdrahtzieher vermutet
Nach MDR-Informationen gilt ein Erfurter Geschäftsmann als ein Hauptdrahtzieher. Er ist seit Jahren im Geschäft um die Kryptowährung Bitcoin aktiv. Zunächst hatte er Firmen in Thüringen gegründet. Später dann wurde der Sitz eines Unternehmens in die Schweiz verlegt, von wo aus die Geschäfte organisiert worden sein sollen. MDR Investigativ hatte die Anwälte der Beschuldigten angefragt, von denen sich einige bisher noch nicht äußern wollten und andere die Anfrage unbeantwortet ließen.
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MDR (co)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. März 2025 | 12:00 Uhr