TheaterGeneralsanierung des DNT in Weimar: Mehr Platz für Neues
Ab 2028 schließt das Deutsche Nationaltheater in Weimar für fünf Jahre seinen Vorhang. Dann soll das Haus komplett überholt werden. Bund und Land haben dafür die stolze Summe von 167 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Viel Geld, mit dem aber endlich Barrierefreiheit für die Zuschauer geschaffen und ein moderner Theaterbetrieb für die Mitarbeiter möglich wird.
Inhalt des Artikels:
Der Neubau des damaligen Weimarer Hoftheaters löste 1908 nach nur einem Jahr Bauzeit das baufällige und viel zu kleine Vorgängergebäude ab. Ab 1973 sollte mit dem Umbau des Zuschauerraums in Deutschen Nationaltheater auch der letzte Rest höfischer Sitzkultur entfernt werden.
Aus dem runden Zuschauerraum mit seinen erhöhten Logen wurde die mehr oder minder frontal angeordneten Sitzreihen - als Ausdruck eines sozialistischen Gesellschaftstheaters: Parkett, 1. und 2. Rang.
Das Haus hat viele Baustellen
Der größte Teil der technischen und baulichen Modernisierung stammte auch aus dieser Zeit. Lediglich 1998 wurde teilsaniert. Dementsprechend viele Baustellen hat das Haus - die Generalsanierung ist bitter nötig.
Allein der riesige Theatersaal mit den hohen Rängen hat so seine Tücken, wie Intendant Hasko Weber sagt: "Wenn wir eine Kindervorstellung haben und die Barriere oben ist sechzig Zentimeter, dann ist Personalverstärkung notwendig, damit wir sicher kriegen, dass die dann nicht drüber krabbeln." Aber auch die Entfernung von über dreißig Metern von der Bühne bis zu den hinteren Reihen des zweiten Rangs seien nicht optimal.
Die alten Sitze kommen raus
Der Saal wird dennoch grundlegend so bleiben. Er steht unter Denkmalschutz. Dennoch werde bei der Generalsanierung in drei Jahren, so Weber, an der Akkustik und der Belüftung gearbeitet. Auch die alten unbequemen Sitze kommen endlich raus.
Der Abstand zum Vorderman bleibt. Aber die Form des Gestühls soll für mehr Beinfreiheit sorgen. Außerdem wird der Zuschauerraum endlich problemlos mit dem Rollstuhl zu erreichen sein. Und zwar alle drei Ebenen. Dafür sollen Fahrstühle gebaut und Höhenunterschiede eingeebnet werden, die in den unterschiedlichen Bauphasen entstanden.
Wie reagieren die Eichenpfähle im Untergrund?
Spannend wird es, so Hasko Weber, wenn das Gebäude im Laufe der Sanierung entkernt wird. Denn das steht - wegen des morastigen Untergrunds - auf rund 3000 Eichenpfählen: "Da geht natürlich wahnsinnig viel Last raus. Wie reagiert dieser Unterbau? Und wenn dann wieder reingebaut wird, geht wahnsinnig viel Last wieder rein. Und die muss auch statisch so ausgelegt sein, dass sie sich wieder auf diese Pfähle genau so verteilt. Wie reagiert der Unterbau dann? Fragen, die sich wahrscheinlich erst in ein paar Jahren klären lassen.
Werkstätten sollen ausgelagert werden
Mehr Klarheit gibt es da schon für die Werkstätten. Der Malsaal bleibt im Haus, braucht aber mehr Platz, da sich hier Deko-Abteilung und Sprühabteilung im Weg stehen. Auch in der Holzwerkstatt und in der Schlosserei geht es eng zu. Viele große Kulissenteile könnten nur waagerecht bewegt werden.
Aufstellen oder Zusammenbauen seien unmöglich, sagt Hasko Weber. Daher werden die Werkstätten ausgelagert - in einen Neubau im Norden der Stadt unweit der Außenspielstätte "Redoute".
Insgesamt zu wenig Platz
Denn neben der veralteten Haus- und Bühnentechnik hat das DNT vor allem ein Platzproblem. Die Probenräume sind zu niedrig, es fehlt an Lagermöglichkeiten für die immer größer werdenden Kulissenelemente. Sie stehen vielfach in der Hinter- und Seitenbühne, weil dort die lichte Höhe passt.
Die langwierige Montieren einzelner Elemente muss oft auf der Hauptbühne erfolgen. Das stört den Ablauf, sagt der Intendant. Mehr Platz brauchen auch Schneidereien und die Verwaltungsbüros. Vielfach sei es schwierig, neue Mitarbeiter zu gewinnen, weil sie unter den beengten und technisch unzulänglichen Bedingungen nicht im DNT anfangen wollten, so Hasko Weber.
Nur unter der Haut und hinter den Kulissen wird erneuert
Beim Ankommen und Flanieren durchs Haus wird sich für die Besucher kaum etwas ändern. Die Foyers, seien sie nun im DDR- oder klassizistischen Stil gehalten, bleiben wie sie sind. Denkmalpflegerische Sanierung nennt man das im Fachjargon. Es gilt das zu erhalten, was man an Gestaltung vorfindet.
Nur unter der Haut und hinter den Kulissen wird erneuert. Der Sanierungsstau groß. Die Kosten, um ihn zu beheben auch. 167 Millionen Euro von Bund und Land steht für die Generalsanierung zur Verfügung. Ob das reicht, wird sich zeigen. Mitte 2028 sollen die Arbeiten beginnen.
Mehr aus dem Deutschen Nationaltheater in Weimar
MDR (one/dr)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. März 2025 | 19:00 Uhr
Kommentare
{{text}}