Der Marktplatz von Schmölln
Wie in anderen Städten auch stehen viele Geschäfte rund um den Markt in Schmölln leer. Bildrechte: MDR/Kathrin Welzel

StadtentwicklungVon Regionalladen bis Reparatur-Café: Ideen gegen Leerstand in Schmöllner Innenstadt gesucht

26. März 2025, 17:48 Uhr

Wie in vielen Innenstädten ist auch in Schmölln im Altenburger Land der Leerstand ein wichtiges Thema. Um diesen zu füllen, braucht es aber gar nicht viel Geld, sondern vor allem Ideen, Regionalität und Menschen vor Ort, die sich engagieren. Das zeigt das Projekt "Experimentierbar".

von Kathrin Welzel, MDR THÜRINGEN

Mit dem Projekt "ExperimentierBar" will die Stadt Schmölln im Altenburger Land leer stehende Geschäfte auf dem Marktplatz wiederbeleben - nicht mit Einzelhandel, sondern mit bürgerschaftlichem Engagement. Gesucht sind kreative Lösungen gegen den Leerstand, getragen von den Schmöllnern selbst. Die Stadt will nur der "Anschieber" sein.

Dass wir das Engagement jetzt so aktivieren konnten, damit habe ich nicht gerechnet. Ich hatte mit einer Handvoll Besuchern gerechnet. Am Ende waren das mehrere Händevoll. Das macht Mut.

Sven Schrade (SPD) | Schmöllns Bürgermeister

Das Projekt startete am Dienstag und der kleine Rathaussaal war gut gefüllt. Bürgermeister Sven Schrade (SPD), der seit fast zehn Jahren versucht, die Zivilgesellschaft zu aktivieren, ist begeistert: "Dass wir das Engagement jetzt so aktivieren konnten, damit habe ich nicht gerechnet. Ich hatte mit einer Handvoll Besuchern gerechnet. Am Ende waren das mehrere Händevoll. Das macht Mut.“

Schmöllner diskutieren über den Leerstand in der Innenstadt
Das "ExperimentierBar" stieß bei den Schmöllnerinnen und Schmöllnern auf positive Resonanz. Der Ratssaal war gut gefüllt. Bildrechte: MDR/Kathrin Welzel

Bewohner: Gute Synergie-Effekte zwischen Stadt und Privatleuten

Und es kamen nicht nur viele, sondern ganz verschiedene Leute. Auch Bewohner, die bisher noch gar nicht so aktiv waren. Fast 30 Schmöllnerinnen und Schmöllner waren beim Auftakt dabei. Für Anja Wunderlich ist es "schon mal ein guter Anfang". Auch Florian Seidel sieht viel schlummerndes Potenzial in Schmölln, das aber noch weitgehend ungehoben ist: "Ich kann mir schon vorstellen, dass es jetzt gute Synergie-Effekte gibt zwischen Stadt und Privatleuten."

Denn genau die sind angesprochen. Was wollen, was brauchen die Schmöllner wirklich? Das war deshalb die große Frage zum Projektbeginn. Wie wollen sie aus dem Leerstand etwas Positives machen. Und vor allem: Wie können sie sich einbringen?

Flipchart im Ratssaal füllt sich rasch

Das wurde schnell konkret. Der große Flipchart im Ratssaal füllt sich rasch. Carolin Krüger notiert ihre Idee: ein Regionalladen. Sie könnte dort Produkte vom eigenen kleinen Bauernhof anbieten. Eine naturbegeisterte Schmöllnerin ergänzt mit Kräuterseminaren. Immer wieder taucht das Stichwort Café auf, ein Reparatur-Café vielleicht, eine "Kufa"- eine Küche für alle.

Auf dem Flipchart landeten viele Zettel mit Ideen, wie der Leerstand in der Innenstadt bekämpft werden kann. Bildrechte: MDR/Kathrin Welzel

Möglichkeiten für Begegnungen gefragt

Letztlich ging es immer ums Miteinander, um Begegnungen. Ob mit Lernangeboten, Handwerkstreffs oder Künstlerstube kombiniert. Viele wünschen sich Angebote für Senioren: Treffpunkte zwischen Einkauf und Bus oder für Smartphone-Hilfe. Aber auch die Jugend müsse einbezogen werden, damit die mehr hat als ihren Treff vor dem Einkaufsmarkt.

Ich war überrascht, dass so viel Schmöllner da waren, aber ich finde es schön. Man sieht, dass sich die Leute jetzt Gedanken machen um Schmölln und die Stadt mit mehr Leben füllen wollen.

Eine Schmöllnerin

Getragen werden soll und muss das Projekt von den Schmöllnern selbst. Aber das scheint kein Problem: Ein Zimmermann bot an, Regale zu bauen, eine Hobbybäckerin würde Kuchen liefern, ein Software-Entwickler ein Musikstudio betreuen. So entstand ein großes Ideenbündel, das jetzt sortiert wird.

Viele Ideen wurden am Dienstag zusammengetragen, wie die Schmöllner Innenstadt belebt werden kann. Bildrechte: MDR/Kathrin Welzel

Stadt will mit Eigentümern und Vermietern sprechen

Bis Ende Mai will die Stadt prüfen, welche Ideen zusammenpassen. Was sich ergänzt, wenn jeden Wochentag ein anderes Konzept die Räume belebt. Und vor allem: Die Stadt wird schon mal mit Eigentümern und Vermietern sprechen. Denn es soll ja so funktionieren, dass die Stadt leer stehende Räume mietet und für die besten Ideen zur Verfügung stellt.

Eine Schmöllnerin fasst den Projektstart so zusammen: "Ich war überrascht, dass so viel Schmöllner da waren, aber ich finde es schön. Man sieht, dass sich die Leute jetzt Gedanken machen, um Schmölln und die Stadt mit mehr Leben füllen wollen."

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MDR (co)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 26. März 2025 | 18:35 Uhr

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