Astronomie Lichtverschmutzung: ESO berechnet detailliert Schäden durch geplantes Großprojekt
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20. März 2025, 15:15 Uhr
Ein geplanter Industriepark in der chilenischen Atacama könnte die astronomische Forschung der Europäischen Südsternwarte schwer beschädigen. Die Forscher haben jetzt die Größe der Schäden genau kalkuliert.
Eine geplante Industrieanlage in unmittelbarer Nähe des Paranal-Observatoriums in der chilenischen Atacama-Wüste könnte die Arbeit der Wissenschaftler mit den leistungsstarken Teleskopen schwer beeinträchtigen. Bereits im Januar haben die Forscher der Europäischen Südsternwarte (ESO) vor den Plänen gewarnt. Jetzt legen sie eine Studie vor, die die Schäden genau kalkuliert.
Beobachtung von Galaxien und Asteroiden würde stark eingeschränkt
Das Mega-Industrieprojekt Inna würde demnach die Lichtverschmutzung über dem Very Large Telescope um mindestens 35 Prozent und über dem südlichen Standort des Cherenkov Telescope Array Observatory um mehr als 50 Prozent erhöhen, so eine Mitteilung der ESO. Von der Anlage ausgehende Luftturbulenzen und Vibrationen könnten zudem die Funktion mehrerer astronomischer Einrichtungen wie des sich noch im Bau befindenden Extremely Large Telescope verschlechtern.
"Mit einem helleren Himmel schränken wir unsere Möglichkeiten, erdähnliche Exoplaneten direkt aufzuspüren, schwache Galaxien zu beobachten und sogar Asteroiden zu überwachen, die unserem Planeten Schaden zufügen könnten, stark ein", sagt der ESO-Vertreter in Chile, Itziar de Gregorio-Monsalvo. "Wir bauen die größten und leistungsstärksten Teleskope am besten Ort der Erde für die Astronomie, damit Astronomen weltweit sehen können, was noch niemand zuvor gesehen hat. Lichtverschmutzung durch Projekte wie Inna behindert nicht nur die Forschung, sondern raubt uns den gemeinsamen Blick auf das Universum."
Wasserstofffabrik soll größeren Abstand einhalten
In der geplanten Industrieanlage Inna soll grüner Wasserstoff und grünes Ammoniak produziert werden. Die ESO geht davon aus, dass der US-Energieversorger AES in dem Komplex mindestens 1.000 Lichtquellen installieren wird. "Die ESO und ihre Mitgliedstaaten unterstützen die Dekarbonisierung der Energieversorgung voll und ganz. Wir sind der Meinung, dass Chile sich nicht zwischen dem Bau der leistungsstärksten astronomischen Observatorien und der Entwicklung grüner Energieprojekte entscheiden muss. Beides sind erklärte strategische Prioritäten des Landes und lassen sich vollständig miteinander vereinbaren – wenn die verschiedenen Einrichtungen in ausreichender Entfernung voneinander liegen", sagte ESO-Generaldirektor Xavier Barcons.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 24. Januar 2025 | 16:53 Uhr