
Resistenzen Mit Phagen gegen multiresistente Bakterien: Neues Tool für individuelle Therapien
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15. März 2025, 15:00 Uhr
Eine Forschungsgruppe der Universität Tübingen hat ein Laborwerkzeug entwickelt, dass die Suche nach passenden Bekämpfern von multiresistenten Krankheitserregern verkürzt. Innerhalb weniger Stunden könne nun identifiziert werden, welche Art von Phagen auf die Zerstörung der verschiedenen Varianten des gefährlichen Erregers Staphylococcus aureus angesetzt werden kann.
Phagen werden auch Bakteriophagen oder Bakterienviren genannt. Es sind Viren, die auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind. Sie bieten einen alternativen Behandlungsansatz zu Antibiotika insbesondere bei multiresistenten Erregern. Zu den noch zu entwickelnden Phagentherapien, die in Deutschland bisher nicht standardmäßig zum Einsatz kommen, könnte ein neues Tool künftig einen wichtigen Beitrag leisten. Es wurde von einem Forschungsteam unter der Leitung von Andreas Peschel an der Universität Tübingen erarbeitet.
Multiresistente Keime stellen eine wachsende Bedrohung für die globale Gesundheit dar. Zu ihnen gehört Staphylococcus aureus, ein häufig in Krankenhäusern vorkommender Erreger, der schwere Entzündungen bis hin zur Sepsis verursachen kann. In seiner multiresistenten Form MRSA ist er nur sehr schwer zu behandeln. "Antibiotika sind eine unserer wichtigsten Waffen gegen Infektionen, aber wir sehen immer häufiger, dass sie entweder nicht mehr anschlagen oder zu viele Nebenwirkungen verursachen", sagt Studienleiter Andreas Peschel. "Phagen hingegen sind hochspezifisch und können gezielt einzelne Erreger eliminieren, ohne das restliche gesundheitsfördernde Mikrobiom der Patienten zu stören."
Der Feind meines Feindes ist mein Freund
Bei einer Phagentherapie macht man sich zunutze, dass die Bakteriophagen gezielt bestimmte Bakterienvarianten infizieren, sich in ihnen vermehren und diese schließlich zerstören. Hierdurch werden neue Phagen freigesetzt, die weitere Bakterien bekämpfen können. "Aufgrund ihrer Spezifität können sie sich aber nicht mehr vermehren, sobald alle krankheitserregenden Bakterien abgetötet sind", erklärt Studienerstautor Janes Krusche. Eine Schwierigkeit bei dieser Therapie sei aber die Suche nach dem jeweils passenden Bakteriophagen.
Krusche ist maßgeblicher Entwickler des neuen Tools zur Phagenidentifizierung namens "PhARIS" (Phage Aureus RBP Identification System). PhARIS analysiere das Erbgut von Phagen und erkenne anhand spezifischer rezeptorbindender Proteine, ob ein Phage in der Lage ist, eine bestimmte Staphylococcus-aureus-Variante zu infizieren, erläutert Krusche. In dem Tool sehen Peschel und Krusche ein großes Potenzial für Phagentherapien in der Behandlung von Wundinfektionen und bei Infektionen, die mit Implantaten assoziiert sind. Das Forschungsteam plant, das System für weitere Erreger weiterzuentwickeln. Ziel sei es, PhARIS zu einem Standardwerkzeug für Labore zu machen, um Phagen schnell und effektiv als therapeutische Alternative zu Antibiotika bei vielen verschiedenen bakteriellen Infektionen einzusetzen.
Links / Studien
Die Studie "Characterization and host range prediction of Staphylococcus aureus phages through receptor-binding protein analysis" ist im Fachjournal "Cell Reports" erschienen.
(rr, pm)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 19. Februar 2025 | 22:01 Uhr