
Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz: Sehenswerte Kunstschätze und Objekte in den Museen
Hauptinhalt
22. Januar 2025, 09:00 Uhr
Chemnitz ist seit der Eröffnung am 18. Januar offiziell Kulturhauptstadt Europas 2025. Die Museen der Stadt halten für ihre Besucherinnen und Besucher eine Vielzahl an Schätzen bereit. Sie beherbergen etwa rätselhafte Hinterlassenschaften der Neandertaler, ein Auto, das weltweit einzigartig ist, einen versteinerten Wald, sakrale Kunst und jede Menge Gemälde großer Meister wie Caspar David Friedrich und Otto Dix. Wir zeigen Ihnen die spannendsten Objekte aus Chemnitzer Sammlungen und Museen, die Sie sich bei einem Besuch nicht entgehen lassen sollten.
Inhalt des Artikels:
- Über 290 Millionen Jahre alt: der Versteinerte Wald
- Auf Zeitreise gehen: Zurück zu den Neandertalern oder in den Barock
- Herausragendes Handwerk: Heiliges Grab, Prunkschreine, Skulpturen
- Ungewöhnliches Gemälde von Caspar David Friedrich: "Segelschiff"
- Vom Meister des Jugendstils Henry van de Velde: Villa Esche
- Expressionismus aus Chemnitz: Kunst von Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rotluff
- Einzigartiges Auto: ein Sportwagen aus den 30er-Jahren
- Von Otto Dix und Gabriele Münter: Meisterwerke der Klassischen Moderne
Über 290 Millionen Jahre alt: der Versteinerte Wald
Er gilt als eines der ältesten Naturdenkmäler der Welt und als bedeutende Sammlung von Kieselholz: der versteinerte Wald aus Chemnitz. Nach einem Vulkanausbruch vor mehr als 290 Millionen Jahren begannen die Bäume rund um das heutige Chemnitz auszuhärten und wurden im Laufe der Jahre immer mehr verschüttet. Bereits im Mittelalter wurden die "Fossilien" (das Wort begann sich damals durchzusetzen) erwähnt. Aus heutiger Sicht kann es als Glück gelten, dass die Fossilien nicht achtlos beseitigt, sondern umsichtig geborgen wurden. 1900 wurde dann der bis heute größte Stamm des versteinerten Waldes gefunden.
Und was heute im Chemnitzer Naturkundemuseum und im Atrium des "Tietz" gezeigt wird, ist nur ein Bruchteil dessen, was bisher geborgen wurde und noch an Ort und Stelle vermutet wird. Weltweit gibt es viele Fundstätten für versteinerte Wälder, aber der von Chemnitz ist besonders, weil er dort überliefert wurde, wo er auch gewachsen ist.
Auf Zeitreise gehen: Zurück zu den Neandertalern oder in den Barock
Die vielfältige und lange Geschichte der Menschen in Sachsen wird anhand besonderer Objekte im Staatlichen Archäologiemuseum in Chemnitz (smac) erzählt. Bei Markkleeberg beispielsweise wurde eine Sammlung von versteinerten Seeigeln gefunden und Steinwerkzeug, das ungefähr 280.000 Jahre alt ist und auf eine Besiedlung durch frühe Neandertaler hindeutet. Die Seeigel wurden, so vermuten die Forschenden, gezielt und aus ästhetischen Gründen gesammelt. Es ging also nicht nur ums Überleben, sondern schon damals um ein Gefühl für Schönheit.
Im heutigen Groitzsch bei Leipzig wurde eine Schieferplatte gefunden, in die Pferdeköpfe geschnitzt wurden. Das Kunstobjekt wird auf ein Alter von 12.500 Jahren geschätzt. Damit ist es die älteste bekannte bildliche Darstellung Sachsens und fügt sich in die Kultur der Höhlenmalerei und ähnlicher Tierdarstellungen, die sich in ganz Mitteleuropa finden.
Im Barock galt das Leben erst erfüllt, wenn man verheiratet war. Aber natürlich starben auch Menschen, bevor sie dieses Sakrament erleben konnten. Sie wurden oft mit besonderem Kopfschmuck beerdigt, mit filigranen Kronen aus Silberfäden und Blüten, Seiden- oder Papierblumen. 50 solcher Kronen wurden auf einem Friedhof in Dresden gefunden und werden heute in Chemnitz ausgestellt.
Herausragendes Handwerk: Heiliges Grab, Prunkschreine, Skulpturen
Der Ursprung der Stadt Chemnitz lag in einem Kloster auf dem Schloßberg. Deshalb sind in der Chemnitzer Kunstsammlung auch bemerkenswerte Beispiele für Kirchenkunst zu sehen. Das Heilige Grab aus der Chemnitzer Jacobikirche ist vermutlich Ende des 15. oder am Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden. Diese reich verzierten Holzkonstruktionen sollten vor der Reformation den Leidensweg und die Auferstehung von Jesus Christus versinnbildlichen. Heute sind nur wenige solcher Prunkschreine erhalten.
In den historisch nachempfunden Klosterräumen werden zahlreiche Skulpturen aus dem späten Mittelalter gezeigt. Dazu gehört auch eine Marienstatue, die einem Meister H. W. zugeschrieben wird und vermutlich 1503 entstanden ist. Sie zeigt eine Frau, die die Hände zusammenlegt und trauernd nach oben schaut – es ist Christi Mutter am Kreuz. Vor allem ihre Kapuze und ihr Gewand mit dem Faltenwurf zeugen von der Meisterschaft der Mittelalterlichen Handwerkskunst.
Ungewöhnliches Gemälde von Caspar David Friedrich: "Segelschiff"
Die Bilder von Caspar David Friedrich zeichnen sich meist durch ihre bemerkenswerte Naturdarstellungen aus, womit der Maler scheinbar das Göttliche selbst porträtierte. Darum sticht das Bild "Das Segelschiff" fast schon heraus. Denn in diesem Gemälde steht ein von Menschenhand geschaffenes Werk im Fokus. Caspar David Friedrich malte das Schiff auf offener und nebliger See in fast schon manischer Detailtreue. Das Bild kann als Symbol für Hoffnung oder Fortschritt gelesen werden. Vor allem zeigt es auch, dass der Romantiker auch ein Gefühl für die Meisterschaft der Menschen hatte.
Vom Meister des Jugendstils Henry van de Velde: Villa Esche
Henry van de Velde gilt als einer der vielseitigsten und gefragtesten Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts und des Jugendstils. Er verfolgte einen ganzheitlichen Ansatz und wollte Kunst für alle Lebensbereiche schaffen. 1902 schuf er für den Chemnitzer Unternehmer Herbert Esche eine Villa, die eines der frühesten Arbeiten des Künstlers ist. Heute beherbergt das Haus eine umfassende Sammlung von Arbeiten wie Keramik von van de Velde. So können Interessierte ein umfassendes Gefühl für den Jugendstilkünstler bekommen.
Expressionismus aus Chemnitz: Kunst von Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rotluff
Als Mitbegründer der Gruppe "Die Brücke" gehört der Künstler Karl Schmidt-Rotluff zu den wichtigsten Künstlern des Expressionismus' und der Klassischen Moderne. In den Chemnitzer Kunstsammlungen findet sich ein großer Teil des Gesamtwerks des Malers, darunter auch zahlreiche Frühwerke. Damals konzentrierte sich Schmidt-Rotluff noch sehr darauf, die Natur einzufangen. Die "Landschaft im Herbst" entstand 1910 und ist geprägt von einem fast schon naiven Pinselstrich und grellen Farben.
Ernst Ludwig Kirchner wuchs in Chemnitz auf und ging hier zur Schule. Später wurde er gemeinsam mit Karl Schmidt-Rotluff Teil der Gruppe "Die Brücke" und einer der wichtigsten Maler des Expressionismus'. Dabei hat er seine Heimatstadt nicht vergessen und ihr mit diesem Gemälde ein regelrechtes Denkmal gesetzt. Die hohen Schornsteine erzählen von der Bedeutung der Industriemetropole, der Smogschleier deutet schon die Umweltprobleme an und der Rathausturm im Hintergrund verweist auf die reiche Vergangenheit der Stadt.
Einzigartiges Auto: ein Sportwagen aus den 30er-Jahren
Beinahe wäre diese Auto in den Wirren des Zweiten Weltkriegs unter die Räder gekommen. 1940 entwarf Günther Mickwausch, der wichtigste Designer des Chemnitzer Auto-Produzenten Auto Union AG, diesen Sportwagen. Doch realisiert wurde er nie und stattdessen zog die Rüstungsindustrie in die Abteilung für Sportwagen ein. Mehr als 75 Jahre später fand der Restaurator Frieder Bach die Zeichnung wieder. Mit künstlerischer Freiheit und einem speziellen Verfahren des Fraunhofer-Instituts wurde das Auto nun doch noch gebaut. Heute steht es fahrtüchtig im Chemnitzer Fahrzeug-Museum.
Von Otto Dix und Gabriele Münter: Meisterwerke der Klassischen Moderne
Kaum ein Künstler wusste das versehrte Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg einzufangen wie Otto Dix. Auch darum gehört der Maler zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. Obwohl er auch immer einen Blick für die Schlachtfelder, die Verletzten und Verlorenen hatte, zeigte er auch die Auswirkungen in der Oberschicht wie dieses Porträt einer rothaarigen Frau beweist. Meisterhaft schafft es Dix, mit dem Kleid und den gewelltem Haar eine Aura von Wohlstand zu erzeugen. Doch durch die gekrümmte Haltung und die brüchige Haut wird dieser Eindruck geschickt getrübt.
Gabriele Münter ist eine der wenigen Künstlerinnen der Klassischen Moderne. Ihr Haus war der Gründungsort der Gruppe "Blauer Reiter", und auch sie selbst hat bemerkenswerte Arbeiten geschaffen. Sie malte zunächst im Stil des Impressionismus, von dem sie sich mehr und mehr befreite. Die Formen und Farben wurden immer abstrakter und fingen so die Naturszenen noch klarer ein.
Quelle: Eigenrecherche MDR KULTUR
Redaktionelle Bearbeitung: tsa, Viktoria Adler
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sachsenspiegel | 19. Januar 2025 | 19:00 Uhr