Renovierter Brühl in Chemnitz
Cafés und Straßenfeste laden Familien zum Bummel auf dem Brühl Boulevard ein. Bildrechte: imago images/ecomedia/robert fishman

Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz: Diese acht Ausflugsziele lohnen sich für Familien

20. Januar 2025, 11:36 Uhr

Chemnitz ist eine gute Adresse für alle, die Kunst und Kultur lieben – nicht umsonst ist die Stadt 2025 europäische Kulturhauptstadt, am 18. Januar wurde feierlich die Eröffnung gefeiert. Aber auch abseits der großen Museen und Theater bietet Chemnitz viele Orte, an denen Sie an einem Wochenende mit Kindern und der ganzen Familie coole Kultur erleben können: Ob ein Besuch im Clubkino, in den Felsendomen unter Tage oder ein Bummel auf dem Kaßberg zwischen Gründerzeit- und Jugendstilgebäuden – hier sind acht Tipps für besondere Ausflugsziele.

Das Tietz: Ein Kaufhaus voll Kunst und Kultur

Das Kulturkaufhaus Tietz wurde 1912/13 als Warenhaus für den Familienkonzern Tietz von Architekt Wilhelm Kreis gebaut. Heute findet sich im Inneren allerdings kein Kaufhaus mehr, sondern ein Kulturzentrum. Seit 2004 beherbergt es unter anderem die Volkshochschule, die Stadtbibliothek, die Neue Sächsische Galerie (ein Museum für zeitgenössische Kunst) und das Naturkundemuseum.

Ausstellung Steinerer Wald im Foyer vom Kulturkaufhaus dasTietz in Chemnitz
Unvorstellbar: Die versteinerten Baumstämme im Lichthof des Chemnitzer Tietz sind 290 Millionen Jahre alt. Bildrechte: IMAGO/Hanke

Ein Highlight ist der 290 Millionen Jahre alte Versteinerte Wald im überdachten Lichthof. Entstanden durch Verkieselung bei einem Vulkanausbruch, zählt er zu den bedeutendsten Kieselholzsammlungen in der Welt.

Kind schaut durch Lupe im Museum
Riesige, versteinerte Bäume und kleine Fossilien – im Kulturkaufhaus Tietz gibt es für Kinder viel zu entdecken. Bildrechte: MDR/Mandy Schalast-Peitz

Kaßberg: Chemnitz‘ schönstes Stadtviertel erkunden

Auf dem Kaßberg kann man durch 150 Jahre Baugeschichte spazieren. Der Stadtteil ist eines der größten zusammenhängenden Gründerzeit- und Jugendstilviertel Europas und liegt westlich der Innenstadt auf einer Anhöhe über dem Fluss Chemnitz und dem Kappelbach. Angelegt wurde das Viertel Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend für den Mittelstand, Beamte und Kleinbürger. Seit 1991 ist es als Flächendenkmal geschützt. Heute kann man hier durch die breiten, von Bäumen gesäumten Straßen schlendern und dabei die kunstvoll verzierten Fassaden bestaunen.

Steinernes Gesicht über der Eingangstür von einem Jugendstilhaus.
Ein steinernes Gesicht über der Eingangstür eines Jugendstilhauses auf dem Kaßberg. Bildrechte: IMAGO / Norbert Neetz

Ein Blickfang ist beispielsweise das Majolika-Haus von 1898, das mit farbig glasierten Fliesen an der Fassade beeindruckt, darunter Märchenmotive und Rosengirlanden. Sehenswert ist auch die historische Markthalle und der markante Backsteinbau der Evangelisch-methodistischen Friedenskirche. Unter dem Kaßberg befindet sich zudem ein Gewölbe aus Gängen, in dem im 16. Jahrhundert Wein, Bier und Lebensmittel gelagert wurden. Das Gewölbe kann man sich heute bei Führungen anschauen.

Dargestellt ist das sogenannte "Majolika-Haus" an der Barbarossa- Str. 50 auf dem Kaßberg. Das Bild wurde kurz nach der Renovierung 2010 aufgenommen.
Einer der architekonischen Höhepunkte auf dem Kaßberg: das sogenannte "Majolika-Haus" an der Barbarossa-Str. 50 in Chemnitz. Bildrechte: Frank Brunner

Schönherrfabrik: Kultur im Industriedenkmal

Im Stadtteil Schloßchemnitz findet man einen der interessantesten Orte der sächsischen Industrieentwicklung: die Schönherrfabrik. Sie blickt auf mehr als 200 Jahre Industrie- und Baugeschichte zurück und ist heute ein Kulturzentrum. Gegründet von Louis Schönherr wurden hier ab Mitte des 19. Jahrhunderts Webstühle gebaut – bis 1993. Seit Ende der Neunziger wurden die zum Großteil unter Denkmalschutz stehenden Gebäude saniert.

Mittlerweile hat sich das Areal zu einem kreativen und kulturellen Mikrokosmos gewandelt: Hier finden sich zahlreiche Ateliers und Studios, eine Gießerei, Wellness- und Sportangebote, Szenekneipen und Feinschmecker-Restaurants und eine Skate-Halle. Wer mag, kann sich das Areal auch bei einer Führung genauer zeigen lassen und Hintergründe über die Entwicklung erfahren.

Blick von einer Empore auf die untere Etage einer Bar in der Schönherrfabrik
War früher eine Webstuhlfabrik und ist heute ein Kulturzentrum: die Schönherrfabrik in Chemnitz Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Filme schauen im Clubkino Siegmar

Für Film- und Kinofans ist ein Besuch im Clubkino Siegmar ein Muss. Es ist eins der wenigen DDR-Klubkinos, das die Wende überlebt hat – und ist das einzige täglich spielende Programmkino in Chemnitz. Hier findet man keine Sitzreihen vor, sondern um runde Cocktailtische angeordnete Plüschdrehsessel. Hier kann man es sich richtig bequem und die Arthaus- und Independentfilme verfolgen, die über die Leinwand flimmern, sobald sich die goldenen Vorhänge öffnen. 

Leerer Kinosaal mit Sesseln
Programmkino mit besonderem Charme: das Clubkino Siegmar in Chemnitz Bildrechte: Clubkino Siegmar/Thilo Götz

Unter Tage in den Felsendomen

Chemnitz unter Tage kann man in den Felsendomen erleben, einem ehemaligen Bergwerk, in dem Kalkstein abgebaut wurde. Zeitweise wurde hier auch Munition hergestellt und Bier gelagert. Heute ist das ehemalige Kalkbergwerg für Besucher zugänglich. Bei einer Führung kann man viele Stalagmiten und Stalaktiten entdecken und die gewässerten Grotten besichtigen. Ab und an entdeckt man auch Fledermäuse. Das Bergwerk besitzt vier Sohlen, also Etagen. Die untersten beiden liegen unter Wasser. Wer will, kann hier auch mit der ortsansässigen Tauchschule Höhlentauchen. Auf dem Außengelände gibt es ein Restaurant. Und auch der historische Kalkbrennofen ist hier zu besichtigen.

Schaubergwerk im Kalkwerk Niederrabenstein, 2013
Früher wurde hier Kalkstein abgebaut, heute können sich hier Besucher unter Tage begeben: die Felsendome in Niederrabenstein Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Bummeln auf dem Brühl Boulevard

Der Brühl Boulevard gilt als das Chemnitzer Szeneviertel. Zu DDR-Zeiten ein beliebter Einkaufsboulevard fristete der Brühl nach der Wende durch viel Leerstand ein eher tristes Dasein. Jahre später ist hier wieder eine urbane Fußgängerpromenade entstanden, mit kleinen besonderen Geschäften, Cafés, Kunst und Kultur – so finden auf dem Boulevard auch Veranstaltungen wie Konzerte, Fahrradkino oder Feste statt.

in den letzten Jahren wurde der Brühl zu einem atraktiven Wohngebiet, neue Geschäfte, Cafes,Galerien und kulturelle Freiräume laden die Bürger zum Verweilen und Wohnen ein.
Hat sich in den vergangenen Jahren zum Chemnitzer Szeneviertel gemausert: der Brühl Boulevard. Bildrechte: imago images/HärtelPRESS

Botanischer Garten mit Tiergehege

Der botanische Garten in Chemnitz ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Auf einer Fläche von zwölf Hektar kann man hier an einem Tag von der Wüste bis in den Regenwald wandern. Es gibt zwei große Ausstellungsbereiche über die europäische Pflanzenwelt und über Nutzpflanzen weltweit. Besucherinnen und Besucher erfahren zudem Spannendes über Themen der Schulbiologie und den Naturschutz. Der Botanische Garten in Chemnitz verfügt außerdem über ein Tiergehege – als einziger Botanischer Garten in Deutschland. In diesem sind vor allem heimische Tierarten zu Hause, von Enten und Gänsen über Hamster und Zwergziegen bis hin zu Waschbären. Im Aquarienhaus sind außerdem Fische, Lurche und Kriechtiere zu entdecken.

Der Umweltpädagoge Mario Greif hält im botanischen Garten Chemnitz einen Atacus Atlas Nachtfalter auf der Hand.
Exotische Tiere und beeindruckende Pflanzen aus aller Welt sind im Botanischen Garten Chemnitz zu entdecken. Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Ronald Bonß

Stöbern zwischen Antiquitäten und Kuriosem

Wer auf Antiquitäten und Kurioses steht, sollte bei einem Besuch in Chemnitz bei SBS Deko vorbeischauen. Hier kann man zwischen tausenden Kulturgütern jeglicher Art aus der Zeit bis zum Ende der DDR stöbern. Von Schaufensterdekos und Ladentheken, über historische Spinte und Werkbänke zu Hartplastikmöbeln aus den 70er-Jahren – hier gibt es alles Mögliche. Kein Wunder, dass auch Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen auf der Suche nach den passenden Requisiten gerne vorbeischauen.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Feature | 18. Januar 2025 | 09:00 Uhr

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