Unwetter Sinkende Pegel nach Rekordhochwasser an der Ostsee

21. Oktober 2023, 21:58 Uhr

Nach der schweren Sturmflut sind die Wasserstände an der Ostseeküste wieder deutlich gesunken. In Flensburg war zuvor eine Jahrhundertmarke geknackt worden. Auf Fehmarn kam im Sturm eine Frau ums Leben, als ihr Auto von einem Baum getroffen wurde.

Nach der schweren Sturmflut sind die Wasserstände an der Ostseeküste wieder deutlich gesunken. In Flensburg lag der Pegel am Morgen nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung bei gut 1,60 über dem Normalwert. In der Nacht war das Wasser auf 2,27 Meter gestiegen. Für Deutschlands zweitnördlichste Stadt war das der höchste Wasserstand seit etwa 120 Jahren. Erwartet worden waren zwei Meter.

Pegel sinken wieder

Im rund 50 Kilometer südöstlich gelegenen Eckernförde erreichte der Pegelstand am Abend mit 2,15 Meter seinen Höchststand und sank bereits vor Mitternacht wieder. Entlang der gesamten Küste gab der Katastrophenschutz am frühen Samstagmorgen Entwarnung und verzeichnete überall sinkende Pegelstände.

Eine Frau stirbt auf der Insel Fehmann

Der schwere Sturm über Ost- und Nordsee hatte in Deutschland ein Todesopfer gefordert. Auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn kam laut Polizei am Freitagnachmittag eine 33-jährige Frau in ihrem Auto ums Leben, das von einem im Sturm umgestürzten Baum getroffen wurde. Die Frau lebte auf der Insel. In Großbritannien waren zuvor bereits drei Menschen durch Orkanböen getötet worden.

Überschwemmungen, Deichbrüche und Schäden in Millionenhöhe

In Städten wie Flensburg, Schleswig und Eckernförde wurden ganze Straßenzüge überschwemmt.

Mehrere in Häfen liegende Boote gingen in den Fluten unter. In der Schleistadt Arnis, die mit gerade einmal 300 Einwohnern als die kleinste Stadt Deutschlands gilt, brachen nach Angaben eines Sprechers zwei Deiche. Anwohner seien in Sicherheit gebracht worden. Das Hochwasser führte dort auch zu Problemen bei der Versorgung mit Strom, Wasser und Abwasser. Im 600-Einwohner-Ort Maasholm im Kreis Schleswig-Flensburg, das ebenfalls an der Schlei liegt, brach bei Gut Oehe ein Deich. Hier wurde ebenfalls evakuiert. Ein weiterer Deichbruch ereignete sich den Angaben zufolge in Weidefeld südlich des Olpenitzer Hafens.

Insgesamt zählten die Rettungsleitstellen in Schleswig-Holstein mehr als mehr als 1.700 Einsätze. Die Schäden in den Bundesländern, die an die Ostsee grenzen, werden auf einen Wert in dreistelliger Millionenhöhe geschätzt.

Weniger Probleme in Mecklenburg-Vorpommern

In Wismar in Mecklenburg-Vorpommern hatte das Hochwasser Straßenzüge und Parkplätze überschwemmt, zum Beispiel am Schiffbauerdamm. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei hatte der Wasserstand schon gegen Mitternacht Uhr bei 1,60 Meter über Normal gelegen.

Auch in Warnemünde war das Wasser deutlich angestiegen. Doch war bis zum Freitagabend die Promenade am Alten Strom nicht überspült, sodass Spaziergänger bis zur Mole gehen konnten. In Rostock war die Lage ruhig. In Binz auf Rügen kippte eine vom Sturm entwurzelte Birke auf ein Auto. Wegen des Sturms blieb die Aussichtsplattform Skywalk am Kreidefelsen am Freitag geschlossen. In Ahrenshoop schwemmte die Sturmflut große Teile des Sandstrandes weg.

Deutsch-dänischer Fährverkehr wieder angelaufen

Im Süden und Osten Dänemarks sorgte die Sturmflut für Stromausfälle und Evakuierungen. Etwa 200 dänische Haushalte waren am Freitagnachmittag vom Stromnetz abgeschnitten. Auch der dänische Flug- und Fährverkehr war stark eingeschränkt.

Der Fährverkehr zwischen Deutschland und Dänemark lief am Samstag wieder an. Wie die Reederei Scandlines mitteilte, fuhren auf der Strecke Puttgarden-Rødby seit dem frühen Morgen wieder Schiffe. Der Fährbetrieb auf der Linie Rostock-Gedser wurde auch wieder aufgenommen.

Niedrigwasser stoppt Nordsee-Fähren

Auf Elbe und Nordsee hatte extremes Niedrigwasser die Schifffahrt eingeschränkt. Der Fährverkehr von und zu den Ostfriesischen Inseln Juist, Baltrum, Spiekeroog und Wangerooge wurde nach Angaben der Fährgesellschaften eingestellt. Im Fährverkehr zu den Inseln Langeoog und Norderney kam es ebenfalls zu Ausfällen und veränderten Abfahrtszeiten.

Der Grund für das Niedrigwasser in der Nordsee war der stürmische Ostwind: Der gleiche Wind, der an der Ostsee das Wasser ans Land drückte, drückte an der Nordsee das Wasser weg. Deshalb kam es dort zu extrem niedrigen Wasserständen. Wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie mitteilte, sank der Wasserstand an der deutschen Nordseeküste in den vergangenen 25 Jahren nur drei Mal unter den Wert von 1,5 Metern unter dem mittleren Niedrigwasser.

Ausgelöst wurden Sturm und Sturmflut nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes durch starke Luftdruckunterschiede zwischen einem Tief über Westeuropa und einem ausgeprägten Hoch über Skandinavien.

dpa/AFP(das/dni/ang)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Oktober 2023 | 12:25 Uhr

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