Bundestagswahl 2025Diese Politiker sind nicht mehr im Bundestag vertreten
Hass und Hetze, Alter oder Krankheit, persönliche sowie politische Gründe: Einige prominente Politiker haben nicht erneut für den Bundestag kandidiert, andere schafften den Einzug nicht. Ein Überblick von Abgeordneten aus dem Bundesgebiet sowie aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die zur Wahl 2025 nicht angetreten sind – und warum.
Christian Lindner (FDP)
Bundeskanzler Olaf Scholz hatte Christian Lindner als Finanzminister entlassen – das Ende der Ampel-Koalition. Lindner zeigte sich optimistisch, dass die Liberalen bei der vorgezogenen Neuwahl den Wiedereinzug schaffen und kündigte an, erneut Finanzminister werden zu wollen. Doch die Zustimmungswerte sanken und die FDP scheiterte letztlich an der Fünfprozenthürde. Der 46-Jährige erklärte noch am Wahlabend seinen Rückzug auf der Politik. Der gebürtige Wuppertaler ist mit der Fernsehmoderatorin Franca Lehfeldt verheiratet, die ein Kind erwartet.
Christian Dürr (FDP)
Der frühere FDP-Fraktionschef Christian Dürr will die Liberalen nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag die Partei wieder aufbauen und strebt 2028 einen Wiedereinzug an. Im Mai will sich der 47-Jährige auf dem Parteitag zum Vorsitzenden wählen lassen. "Wir haben eine Niederlage gehabt, aber gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es eine Partei der Mitte braucht, die wirtschaftliche Vernunft und die Freiheit des Einzelnen zusammenbringt", sagte der Niedersachse den Sendern RTL und ntv.
Sahra Wagenknecht (BSW)
Sahra Wagenknecht wurde 2009 erstmals für die Linke als Abgeordnete in den Bundestag gewählt. Schon 2007 wählten die Parteimitglieder sie in den Parteivorstand, dem sie bis 2014 angehörte. Im weiteren Verlauf wich sie immer mehr von der Parteilinie ab. 2021 gab es bereits ein erstes Parteiausschlussverfahren gegen sie – im Oktober 2023 verkündete sie selbst ihren Austritt und gründete im Januar 2024 mit Amira Mohamed Ali die Partei Bündnis Sahra Wagenknecht. Bei der vorgezogenen Neuwahl verpasste die neue Partei jedoch knapp mit 4,981 Prozent der Stimmen den Einzug in den Bundestag. Konkrete Pläne wie es für sie weiter geht, äußerte die 55-Jährige noch nicht.
Amira Mohamed Ali (BSW)
Die Hamburgerin Amira Mohamed Ali startete ihre politische Karriere auch bei der Linken. Zusammen mit Sahra Wagenknecht gründete sie Anfang 2024 dann das Bündnis Sahra Wagenknecht und Ali wurde Co-Vorsitzende. Nach dem Scheitern der Partei bei der Bundestagswahl äußerte sich die 45-Jährige bei radioeins, dass die Partei weiterhin gebraucht werde und plane, sich weiter zu stabilisieren und aufzubauen.
Kevin Kühnert (SPD)
Kevin Kühnert hat mit seinen 35 Lebensjahren politisch mehr erreicht als viele in einer ganzen Karriere: Er hat sich vom Vorsitzenden der SPD-Jugendorganisation Jusos, über den stellvertretenden Bundesvorsitz der SPD zum SPD-Generalsekretär hochgearbeitet. Dieses Amt legte er im Oktober 2024 nieder und erklärte auch, nicht erneut für den Bundestag zu kandidieren. Als Grund nannte das Ausnahmetalent der Sozialdemokraten seine Gesundheit und schrieb in einer persönlichen Erklärung: "Die Energie, die für mein Amt und einen Wahlkampf nötig ist, brauche ich auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden."
Renate Künast (Die Grünen)
Nach 23 Jahren im Parlament hat Renate Künast ihren Abschied aus dem Bundestag verkündet. Sie war in der ersten rot-grünen Bundesregierung Landwirtschaftsministerin, Grünen-Fraktionschefin und Parteivorsitzende. Für sie sei die Zeit gekommen, "um Platz für Jüngere zu machen", hatte Künast im Sommer 2024 erklärt. Die 69-Jährige tritt zur Bundestagswahl am 23. Februar nicht an. Politikerin wolle sie aber bleiben und schauen, was an Aufgaben so komme. Zu ihren Themen gehören unter anderem die Zukunft der Demokratie, Kampf gegen Hass im Netz oder Ernährungssicherheit.
Volker Wissing (parteilos)
Nachdem die Ampel-Koalition im November 2024 auseinandergebrochen war, zog die FDP ihre Minister aus der Regierung zurück. Doch Volker Wissing blieb Verkehrsminister – und trat nach 26 Jahren aus der FDP aus. Damit habe er sich nicht von den Grundwerten seiner Partei distanzieren wollen, erklärte der 54-Jährige. Dies sei eine persönliche Entscheidung, die seiner Vorstellung von Verantwortung gerecht werde. Der Jurist hat eine eigene Kanzlei und will nicht erneut für ein politisches Amt kandidieren.
Petra Pau (Die Linke)
Petra Pau ist seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages, erst für die PDS, dann für Die Linke. Seit 2006 ist sie dessen Vizepräsidentin. Die 61-Jährige vertrat Die Linke lange als Ostberliner Direktkandidatin. Zuvor war sie zeitweise mit der ebenfalls in Berlin direkt gewählten Gesine Lötzsch einzige Abgeordnete der PDS, als diese 2002 an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Pau hat im Oktober 2024 angekündigt, aus dem Bundestag auszuscheiden, sie wolle aber politisch aktiv bleiben. Zu diesem Zeitpunkt stand Die Linke in den Umfragen nur bei drei bis vier Prozent Zustimmung.
Gesine Lötzsch (Die Linke)
Auch die Linken-Politikerin Gesine Lötzsch will sich aus der Bundespolitik zurückziehen. Zusammen mit Gregor Gysi und Sören Pellmann hatte die 63-Jährige bei der Bundestagswahl 2021 drei Direktmandate geholt und so Die Linke überhaupt ins Parlament gebracht. Nach dem "katastrophalem Ergebnis" bei der Europawahl 2024 (2,7 Prozent) erklärte sie den Rückzug aus der Bundespolitik und äußerte deutliche Kritik an der strategischen Ausrichtung der Linken-Partei.
Yvonne Magwas (CDU)
Die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete und Bundestags-Vizepräsidentin Yvonne Magwas hat im Sommer 2024 ihren Rückzug aus der Politik bekanntgegeben. In einer persönlichen Erklärung nahm die 45-Jährige vor allem Bezug auf die politische Lage in Sachsen und sagte: "Ich habe viel an Beleidigungen, Bedrohungen, aber leider auch viel Gleichgültigkeit erlebt. Das raubt Kraft." Die Vogtländerin sitzt seit 2013 im Bundestag. In Zukunft will sie sich mehr ihrer Familie widmen – zu dieser gehört auch Marco Wanderwitz.
Marco Wanderwitz (CDU)
Marco Wanderwitz ist mit Yvonne Magwas liiert – die beiden haben ein gemeinsames Kind. Ebenso wie bei Magwas sind es auch Wut und Hass, warum der CDU-Politiker aus Chemnitz den Bundestag verlässt. Der 49-Jährige begründete seine Entscheidung mit zunehmenden Anfeindungen gegen sich. Er müsse seine Familie und sich körperlich und seelisch schützen. Wanderwitz sitzt seit 2002 im Bundestag und war auch als Ostbeauftragter tätig. Gemeinsam mit 123 Abgeordneten von SPD, Grünen, Linken und CDU hatte er beantragt, der Bundestag solle beim Bundesverfassungsgericht ein AfD-Verbotsverfahren beantragen.
Karamba Diaby (SPD)
Auch Karamba Diaby aus Halle/Saale wird nicht zur Bundestagswahl 2025 antreten. Der SPD-Politiker stammt aus dem Senegal. 2013 war er der erste in Afrika geborene Schwarze, der ein Bundestagsmandat erringen konnte. Aber Diaby wurde immer wieder rassistisch angegriffen. Neben Morddrohungen und Beleidigungen gab es mehrfach Anschläge auf sein Büro. Rassismus und Hass seien dennoch nicht der entscheidende Grund für seinen Entschluss, so Diaby. "Selbstverständlich bleibe ich in der SPD aktiv und engagiert für den Zusammenhalt in unserer Stadt", sagte der 63-Jährige im Juli 2024.
Tessa Ganserer (Die Grünen)
Zu viel "menschenverachtenden Hass" hat Tessa Ganserer als Hauptgrund genannt, warum sie nicht erneut für den Bundestag kandidieren wird. Ganserer war 2021 für die Grünen in den Bundestag eingezogen. Damit war die 47-Jährige – gemeinsam mit der ebenfalls 2021 gewählten Nyke Slawik – die erste transsexuelle Abgeordnete. Zuvor saß Ganserer acht Jahre im Bayerischen Landtag.
Albrecht Glaser (AfD)
Albrecht Glaser war viele Jahre CDU-Politiker und wurde nach seinem Partei-Austritt Gründungsmitglied der Alternative für Deutschland. Von 2015 bis 2019 war er einer der drei stellvertretenden AfD-Parteisprecher. Seit 2017 ist er Mitglied des Bundestages. Mit inzwischen 83 Jahren tritt er nun nicht erneut zur Bundestagswahl an – im Gegensatz zu seinem gleichaltrigen Parteikollegen Alexander Gauland. Der hat einen Rückzug vom Rückzug vollzogen und tritt nun als Direktkandidat in seiner Geburtsstadt Chemnitz an.
Martina Renner (Die Linke)
Die Thüringer Bundestagsabgeordnete Martina Renner will nicht erneut für den Bundestag kandidieren. Renner ist seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Linke in Thüringen und in Berlin parlamentarisch aktiv. Als Abgeordnete der Linken im Thüringer Landtag machte sie sich vor allem als Obfrau im NSU-Untersuchungsausschuss einen Namen und sie gilt als eine der Rechtsextremismus-Expertinnen ihrer Partei. Die 57-Jährige will sich weiterhin für Die Linke engagieren, hatte sie im November erklärt.
Cem Özdemir (Die Grünen)
Cem Özdemir ist seit 2021 Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft – und damit der erste Minister mit türkischen Eltern. Der gebürtige Schwabe tritt zur Bundestagswahl allerdings nicht an, da er Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden will. Dort wird im Frühjahr 2026 gewählt und Özdemir würde gern die Nachfolge seines Grünen-Parteikollegen Winfried Kretschmann antreten. Der 59-Jährige sagt somit der Bundespolitik nach mehreren Jahrzehnten ade und geht ins "Ländle".
Peter Ramsauer (CSU)
Als Kevin Kühnert ein Jahr alt war, zog Peter Ramsauer erstmals in den Bundestag ein. Seit 1990 ist er jedes Mal direkt im Wahlkreis Traunstein (Bayern) gewählt geworden. Inzwischen ist der CSU-Politiker der dienstälteste Abgeordnete. Auch wenn er sich mit 70 Jahren nicht wie ein Methusalem fühle, wie er sagt, will der ehemalige Bundesverkehrsminister nicht erneut für das Parlament kandidieren.
Weitere Ex-Abgeordnete, die nicht mehr im Bundestag sind
CDU: Helge Braun, Hermann Gröhe, Manfred Grund, Michael Grosse-Brömer
SPD: Michael Roth, Michelle Müntefering, Niels Annen, Axel Schäfer, Sönke Rix, Katrin Budde
Grüne: Ekin Deligöz, Kai Gehring, Sven Christian Kindler, Cordula Schulz-Asche, Canan Bayram, Tobias Lindner, Steffen Gelbhaar
AfD: Mariana Harder-Kühnel
Linke: Anke Domscheit-Berg, André Hahn, Jan Korte
FDP: Frank Müller-Rosentritt, Manfred Todenhausen, Claudia Raffelhüschen, Manuel Höferlin
CSU: Hans-Peter Friedrich, Max Straubinger
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. März 2025 | 21:45 Uhr